Um es vorweg zu nehmen: Ja, auch die Neue ist ein „Säckel“ oder genauer gesagt ein SÄK-EL-E. „Ob ich das Autokennzeichen SÄK-EL behalte, war das Erste, was mich meine Kollegen im Regierungspräsidium Freiburg gefragt haben, als sie erfahren haben, dass ich in den Landkreis Waldshut gehe“, erinnert sich Tina Schlick, die neue Erste Landesbeamtin (ELB) des Landkreises Waldshut. „Ich wusste das vorher gar nicht“, schiebt sie lachend hinterher.
Seit 1. November 2023 hat die 44-Jährige von ihrem Büro im Landratsamt Waldshut beim Blick aus dem Fenster genau das vor sich, wofür sie die vergangenen Jahre als Leiterin des Referats Polizeirecht, Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst am Regierungspräsidium Freiburg rund vier Jahre zuständig war: Das Kernkraftwerk Leibstadt.
Was ist eigentlich ein Erster Landesbeamter?
„Die Landratsämter besitzen eine Janusköpfigkeit. Sie müssen eigene Aufgaben erfüllen und auch Aufgaben des Landes wahrnehmen. Für diese schickt das Land eigene Beamte. Meine Aufgabe ist es, den Landrat zu vertreten und dafür zu sorgen, dass die Interessen des Landes vor Ort wahrgenommen werden“, erklärt die 44-Jährige.
Tina Schlick vertritt den Landrat in der Leitung des Landratsamtes oder bei offiziellen Terminen, wie etwa vor Kurzem beim Narrentreffen in Albbruck, dem Neujahrsempfang in Dogern oder der Eröffnung des Zwei-Stunden-Takts auf der Wutachtalbahn. Zudem leitet die Erste Landesbeamtin die Dezernate Bau, Umwelt und Forst.
Und was macht der Erste Landesbeamte konkret?
„Koordinieren und kommunizieren“, sagt Tina Schlick kurz und knapp. Bei ihr laufen viele Fäden zusammen, sie nimmt Termine wahr und beschäftigt sich mit Gesetzen, die in Vorbereitung sind.
Eines der Hauptthemen ist das geplante Tiefenlager in der Schweiz, das gegenüber der Gemeinde Hohentengen entstehen soll. Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Rahmenbewilligungsgesuch. Jetzt gehe es laut Schlick vor allem darum, dass der Landkreis bei allen Entscheidung präsent ist und Gehör findet. „Das Projekt Tiefenlager geht erst 2060 richtig los. Das, was jetzt geschieht, sind die Vorbereitungen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir für die künftigen Generationen das Richtige machen. Wir müssen jetzt für die Region alles geben“, macht die Erste Landesbeamtin deutlich.
Wie wird man Erster Landesbeamter?
Bei dieser Frage muss Tina Schlick schmunzeln. „Man bewirbt sich.“ Der Erste Landesbeamte ist Beamter des Landes Baden-Württemberg und wird vom Land bestellt. Die Stelle war vom Land ausgeschrieben, der Text mit den Voraussetzungen laut Schlick allerdings recht nichtssagend. „Am Besten man ist Jurist und hat alle Stellen und Bereiche, die man als Erster Landesbeamter kennen muss, durchlaufen. Wenn man alle Ebenen kennt, merkt man, wie vernetzt sie sind und wie sie ticken“, sagt Tina Schlick.
Und all diese verschiedenen Ebenen hat die gebürtige Rottweilerin kennengelernt, beginnend beim Landratsamt Lörrach, über das Regierungspräsidium Freiburg bis zum Wissenschaftsministerium in Stuttgart.
In den Landkreis Waldshut hat es sie aus mehreren Gründen verschlagen: „Der Landkreis Waldshut hat unglaublich viel zu bieten. Die Region ist spannend mit den Themen Atomkraftwerk, Fluglärm und Tiefenlager. Die Landschaft ist vom Rhein bis in den Schwarzwald unglaublich vielfältig. Und Landrat Martin Kistler hat einen guten Ruf“, sagt Schlick. Zwar kannte sie den Landrat von einigen vorherigen Terminen, dennoch war im Landkreis für sie alles neu: „Ich kannte hier keinen, ich fühle mich aber gut aufgehoben im Haus“, erklärt sie.
Ein Fan von der Verwaltung
Die 44-Jährige brennt für Ihren Beruf und ihre vorherigen Tätigkeiten. „Ich bin jemand, der gerne Dinge voranbringt. Und das ist ein Landkreis, in dem ich das gut kann.“ Sie selbst bezeichnet sich als Fan von Verwaltung. „Denn das ist ein positiver Ort mit begeisterungsfähigen Menschen.“ Und es ärgert sie, wenn die Verwaltung einen schlechten Ruf hat. „Denn wenn es darauf ankommt, ist die Verwaltung immer da. Das haben die Corona-Pandemie und die Flut im Ahrtal gezeigt. In den Landratsämtern steckt viel Service und Kommunikation.“
In ihrem Büro sind am Tag des Interview-Termins auch ihre persönlichen Leidenschaften sichtbar – die eine durch Zufall, die andere auf Bestellung für das Interview.
Auf dem Besprechungstisch steht die Figur eines Rottweiler „Biß“. Denn die neue Erste Landesbeamtin ist eine echte Närrin. Und beim Erzählen über die Rottweiler Fasnacht beginnen ihre Augen zu strahlen. „Das ist Teil meines Lebens. Wenn man am Fasnachtsmontag Schlag 8 Uhr durch das Schwarze Tor tritt ist das gigantisch“, schwärmt sie. Angefangen hat es mit der Narretei bereits im Kindergarten, bei den Umzügen am Sonntag und Montag geht sie auch immer ins Häs.
Die zweite Leidenschaft, das Wandern und Reisen, führte sie bereits vor ihrem Stellenantritt mehrfach in den Landkreis Waldshut. „Während Corona war ich viel im Landkreis Waldshut unterwegs, im Heidewuhr, in Bernau oder Menzenschwand. Es ist einfach traumhaft schön hier“, schwärmt sie. In einem Korb auf dem Tisch sind Bilder von ihren unzähligen Wanderungen und Reisen, die künftig ihr Büro zieren sollen.
Eine Überraschung für die Narren
Besonders freut sich die Erste Landesbeamtin auf die Fasnacht und den Sturm aufs Landratsamt, bei dem traditionell der Erste Landesbeamte die Narren im Empfang nimmt. „Ich habe mir schon etwas überlegt“, verrät Tina Schlick mit einem Augenzwinkern. Was, und in welchem Häs sie die Narren empfangen wird, bleibt bis zum Schmutzigen Dunschdig ihr Geheimnis.