Tina Prause

Information und Diskussion über die Hintergründe der Wahl eines Standorts für das Schweizer Endlager im Gebiet Nördlich Lägern standen bei einer Veranstaltung in der Waldshuter Stadthalle im Vordergrund. 

Organisiert vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base), waren dieses Mal nicht nur die Schweizer Experten Monika Stauffer (Bundesamt für Energie) und Maurus Alig (Nagra) mit dabei, sondern auch Jörg Möning (Mitglied der Expertengruppe-Schweizer-Tiefenlager, kurz: ESchT), ebenso die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und der Waldshuter Landrat Martin Kistler.

Die Haltung der Schweizer Seite

Dreh- und Angelpunkt der Standortentscheidung sind zwei Aspekte, wie Maurus Alig klarstellte: Das Vorkommen von Opalinus-Ton und in welcher Tiefe dieser sich im Erdreich befindet.

Beide Punkte seien in Nördlich Lägern so ausgeprägt, dass es sich für das Projekt um den „Standort mit den größten Sicherheitsreserven“ handele, führte er aus. Rund 4500 Proben habe die Nagra insgesamt in den vergangenen Jahren entnommen, um zu diesem Ergebnis zu gelangen.

Wie schon zuvor musste sich Alig für den Umstand rechtfertigen, dass der Standort Nördlich Lägern schon ausgeschlossen werden sollte, nun aber als geradezu perfekt deklariert wird.

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Diese damalige Aussage sei lauf Aligs Darstellung jedoch getätigt worden bevor Daten aus Bohrungen vorgelegen hätten: „Heute wissen wir, in Nördlich Lägern ist der Abstand zu wasserführenden Schichten am größten.“ Das habe eine wesentliche Rolle für die Standortentscheidung des Atommülllagers gespielt.

Dass in den kommenden zwei Jahren zunächst das Rahmenbewilligungsgesuch für die Behörde erarbeitet werden müsse, erläuterte Monika Stauffer. Mit einer finalen Entscheidung der Regierung sei „etwa im Jahr 2029“ zu rechnen.

Aktuell sei es auch noch zu früh über eventuelle Abgeltungen zu diskutieren. Dieser Punkt müsse erst noch erarbeitet werden, wenn der Entscheid der Regierung feststeht.

Regierungspräsidentin Schäfer: „Sicherheit ist entscheidendes Kriterium“

„Alles was zählen muss, ist die Sicherheit“, brachte es Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer auf den Punkt. Die von der Schweiz für gut befundenen Eigenschaften des Opalinus-Tons bestätigte sie. Man suche diese Gegebenheiten „auch auf der deutschen Seite“.

Auch Landrat Martin Kistler unterstrich dies und zudem die Betroffenheit der deutschen Seite. „Abgeltungen dürfen bei der Grenze nicht aufhören“ merkte er noch in Bezug auf die Entscheidung der Schweizer Regierung an.

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Die oft formulierte Meinung der Gesellschaft, hier zuständige Politiker würden nicht genug gegen das grenznah geplante Atommüllendlager unternehmen, wies er deutlich zurück. Es ginge darum, dass die bisherigen Informationen nachvollziehbar und plausibel seien. Gemeinsam müsse die beste und sicherste Lösung gefunden werden.

Jörg Möning von der EsCHT informierte derweil vor allem über die aktuellen Ergebnisse seiner Arbeit und die noch zu klärenden Punkte, sprach auch hier den Gewässerschutz an.

Das brennt den Bürgern unter den Nägeln

Wie schon vor einer Woche bei der ersten Infoveranstaltung in Hohentengen, betrifft eine Kernfrage aus der Bevölkerung die Transporte von der in Würenlingen geplanten Verpackungsanlage zum Endlager. Wann und wie sollen diese denn vonstatten gehen?

Laut Planung sei mit dem Beginn der Einlagerung voraussichtlich ab 2050 zu rechnen, also in gut 28 Jahren. Nach aktuellem Stand der Dinge ist von einem Transport per LKW auszugehen – sofern es bis dahin keine technische Alternative gibt.

Wie sollte während der Transporte und vor allem während der Einlagerung der Schutz der Bevölkerung gewährleistet sein? Dieser Punkt werde in der weiteren Planung auf jeden Fall priorosiert betrachtet, sagte Maurus Alig. Was genau alles unternommen werden wird, könne zum heutigen Zeitpunkt aber noch nicht abschließend gesagt werden. Denn es stehe noch ein jahrelanges Genehmigungsverfahren bevor.

Wie lange dauert eigentlich, bis der Atommüll nicht mehr strahlt? Es ist von circa 100.000 bis 200.000 Jahren auszugehen, bis Atommüll als unbedenklich gilt.

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