Reihe für Reihe liegen sie da: Bohrkerne. Viele sind es, die in der Halle neben- und übereinander stehen. Manche sind rot, andere eher grau. In manchen Kisten befindet sich eher Kies, in anderen sind die Bohrkerne fast durchgängig erhalten. Überall stehen Kisten – der Lagerraum in einem Bad Säckinger Industriegebiet ist voll davon.

Eines haben die Kisten gemeinsam. Sie stammen alle von den Bohrungen für den Bau der Autobahn 98. Genauer gesagt vom Bauabschnitt 6, der zwischen Schwörstadt und der Anschlussstelle Murg realisiert werden soll. Noch genauer gesagt, von den Bereichen, wo irgendwann einmal die beiden Tunnel entlangführen sollen.

Bohrgeräte im Einsatz: Damit die Autobahn später einmal gebaut werden kann, müssen Planer wissen, wie der Untergrund beschafften ist.
Bohrgeräte im Einsatz: Damit die Autobahn später einmal gebaut werden kann, müssen Planer wissen, wie der Untergrund beschafften ist. | Bild: Fabian Greiner

Die Betonung liegt auf irgendwann, denn die Bohrungen bedeuten noch nicht, dass die Bauarbeiten bald starten, sondern sind erst einmal Voruntersuchungen. Die sind wichtig, denn sie dienen als Arbeitsgrundlage für die weiteren Planungen.

Ergebnisse fließen in A98-Gutachten ein

„Den Untergrund kann man nicht ändern“, sagt Peter Kordeuter, Gutachter und Geologe. Sein Büro wird die Gutachten erstellen, mit denen die Planer dann weiter arbeiten werden. „Das Bauwerk muss eben so konstruiert werden, dass der Untergrund es aufnehmen kann.“ Sein Büro gibt die Empfehlung, wie der Untergrund belastet werden kann, der Statiker, der das Bauwerk plant, muss dann entsprechend darauf reagieren.

Sie sorgen dafür, dass die Planer auf die Autobahn auch wissen, was das Erdreich für sie bereithält (von links): Ferdinand Strodel, ...
Sie sorgen dafür, dass die Planer auf die Autobahn auch wissen, was das Erdreich für sie bereithält (von links): Ferdinand Strodel, Fabian Greiner, Peter Kordeuter und Kifah Olba. | Bild: Jakober, Stephanie

Zu weich ist nicht empfehlenswert, zu hart auch nicht: „Dann gibt es sonst bei den Tunnelbohrgeräten einen zu hohen Verschleiß“, erklärt Kordeuter. Die schlechteste Option wäre, wenn von irgendwoher aus dem Gestein plötzlich Wasser kommt.

Gewissheit sollen die Bohrungen bringen. Und davon erfolgen einige: „Die Hälfte der Strecke besteht eigentlich aus Brücken oder Tunnel“, so Kordeuter.

Tiefsten Bohrungen sind im Bereich der Autobahn-Tunnel

Die tiefsten Bohrungen gibt es dort, wo der Tunnel unter einem Berggipfel hindurchführt. Denn dann muss nicht nur das Gestein, das über dem Tunnel ist, durchbohrt werden, sondern auch noch der zukünftigen Tunnel selbst und 20 Meter tiefer die geplante Tunnelsohlen. Solche Bohrungen führen teils 300 bis 400 Meter in die Tiefe. Was tief klingt, ist für die Experten allerdings noch nicht außergewöhnlich: Es gibt durchaus auch Erdbohrungen, die 4000 Meter in das Erdreich hinab führen.

Doch warum werden die Proben senkrecht gezogen und nicht einfach in der Wagrechten, so wie der Tunnel zukünftig verlaufen soll? Die Trasse für die beiden Tunnel steht eigentlich schon fest. „Erkundungsbohrungen in der Achse werden sehr selten gemacht“, sagt Kordeuter.

Geologe Kifah Olba zeigt an einem Plan, wo im Verlauf des Tunnels Probebohrungen gemacht werden.
Geologe Kifah Olba zeigt an einem Plan, wo im Verlauf des Tunnels Probebohrungen gemacht werden. | Bild: Jakober, Stephanie

Denn die Planer müssen auch wissen, wie das Gestein, das der Tunnel tragen muss, beschaffen ist. Ist es besonders schwer und welches Gewicht muss der Tunnel tragen? Entsprechend müssen Sicherungsmaßnahmen eingeplant werden.

Weitere Bohrungen werden noch hinzukommen

58 Bohrungen hat die Firma Drillexpert, die für die Arbeiten zuständig ist, bereits gemacht. Drei Bohrungen stehen noch aus. Doch es werden noch mehr werden. „Wir haben Bereiche, in denen wir noch ziemlich große Lücken haben“, erklärt Kordeuter. Normalerweise wird alle 200 Meter eine Probe gezogen, doch es gibt durchaus 600 Meter große Lücken.

Bild 4: Tückische Erde? So beeinflussen Bohrungen die Autobahnpläne der A98 am Hochrhein
Bild: Südkurier

Kordeuter geht davon aus, dass diese Lücken noch geschlossen werden müssen. Warum wird nicht gleich alles in einem Aufwasch gemacht? „Zwischendrin gibt es Schutzgebiete, die durch die Bohrungen beeinträchtigt werden“, erklärt der Geologe. Er rechnet damit, dass noch 30 bis 40 Bohrungen hinzukommen werden. Da stünden die Genehmigungen noch aus.

Bohrgeräte ans Ziel bringen

Oft geht es auch darum, wie das Bohrgerät zum richtigen Ort kommt: „Wir können oft bestehende Rückegassen benutzen“, erklärt Fabian Greiner von Drillexpert. Doch manchmal müssen einfach auch Wege angelegt werden.

Fabian Greiner, Drillexpet.
Fabian Greiner, Drillexpet. | Bild: Jakober, Stephanie

„Da wir als allererste am Werk sind, sind die Hürden bei uns noch sehr hoch“, erklärt Ferdinand Strodel von Drillexpert. Sie ebnen sozusagen auch gleichzeitig den Weg für alle, die nach ihnen mit der Autobahn 98 befasst sind.

Ferdinand Strodel, Drillexpert.
Ferdinand Strodel, Drillexpert. | Bild: Jakober, Stephanie

Was wird aus den Bohrkernen?

Doch was passiert mit all den Bohrkernen, die in der Lagerhalle liegen. Sie werden ausführlich untersucht und dienen als Grundlage für das Gutachten. Dazu kommen noch andere Daten, wie beispielsweise Bilder, die aus den Bohrlöchern stammen. Dazu wird eine 360-Grad-Kamera in das Bohrloch heruntergelassen. Diese nimmt ein sehr, sehr langes Bild auf – einen schmalen Schlauch, der einen Blick direkt in die Erde bietet.

Die Bohrkerne selbst werden untersucht. Beispielsweise auf ihre Druckfestigkeit. Oder auf die Abrasivität. Das ist ein Wert, der für das Unternehmen wichtig ist, das den Tunnel bohrt. Daran kann nämlich abgelesen werden, wie sehr das eingesetzte Werkzeug bei den Arbeiten verschlissen wird.

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98

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