Auf dem Spielplatz vor der Wehratalhalle in Todtmoos herrscht am Nachmittag des 17. März reges Treiben – da wird gerutscht, geklettert, geschaukelt und „Fangis“ gespielt. Die Kinder sind ganz in ihrem Element. Ein Dreijähriger fällt in den Sand und beginnt zu weinen, ein großer Junge hilft ihm aufzustehen, klopft ihm den Sand von den Knien, tröstet ihn und nimmt ihn mit zur Rutsche. „Komm mit, wir rutschen nochmal“, scheint er ihm zu sagen.

Drinnen in der Halle sind die Eltern mit weiteren Familien versammelt. Es handelt sich um Kriegsvertriebene aus der Ukraine, die wissen möchten, wie es für sie nun weitergeht in Todtmoos. Bereits am vergangenen Wochenende sind sie hier angekommen. 120 von ihnen sind zunächst im leerstehenden Hotel „Löwen“ untergebracht worden, weitere sieben sind bei Verwandten oder Bekannten untergekommen.

Vertreter des Landratsamts Waldshut, des Regierungspräsidiums Freiburg, der Caritas und der Gemeindeverwaltung Todtmoos wollen nun den Flüchtlingen sagen, wie es weitergeht für sie. Drei Übersetzerinnen sind mit dabei; Anna Kiesner, Natalie Kähny und Anna Hopp übersetzen die Fragen der Anwesenden und die Antworten der Behörden.

Die Todtmooser Bürgermeisterin Janette Fuchs (links) eröffnet die Informationsveranstaltung. Neben ihr Übersetzerin Anna Kiesner.
Die Todtmooser Bürgermeisterin Janette Fuchs (links) eröffnet die Informationsveranstaltung. Neben ihr Übersetzerin Anna Kiesner. | Bild: Schneider, Sigrid

„Die Gemeindeverwaltung und viele freiwillige Helfer vom Ort haben für eine unbürokratische und schnelle Hilfe gesorgt. Die Hilfsbereitschaft der Todtmooser Bevölkerung ist enorm“, sagt Bürgermeisterin Janette Fuchs. Wie sich nach der Veranstaltung in der Wehratalhalle zeigt, werden nun 18 Familien – 56 Personen mit Kindern – in Todtmoos bleiben. „Schon vor zwei Wochen haben wir auf einen Aufruf im Gemeindeblatt hin 21 Wohnungsangebote für die Flüchtlinge bekommen“, sagt Bürgermeistersekretärin Katja Jaschke. Auf diese Wohnungen werden nun die Familien kommende Woche aufgeteilt.

Wie können wir den Flüchtlingen helfen?

Die drängendste Frage ist, wie die Registrierung verläuft und was danach passiert. Joachim Engel und Jannis Krisch vom Regierungspräsidium Freiburg schildern das Prozedere: „Sobald sie eine Wohnung gefunden haben können sie sich registrieren lassen. Etwa vier Wochen später erhalten sie eine Aufnahmeerlaubnis. Sobald sie registriert sind erhalten Sie Leistungen vom Landratsamt Waldshut, vorher vom Regierungspräsidium Freiburg.“ Die Leistungen könnten direkt bei der Behörde beantragt werden, schildern Viola Kermisch und Andreas Tscherning vom Landratsamt.

Die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit wiederum ist erst mit einer Aufnahmeerlaubnis möglich. Dies schildert ganz ausführlich Sarah Sprenger vom Caritasverband Hochrhein. Gemeinsam mit Magdalena Kaiser ist sie dort feste Ansprechpartnerin für die Kriegsflüchtlinge.

Willkommensklassen sollen eingerichtet werden

Der Schulunterricht für die Kinder brennt ebenso unter den Nägeln, wie die Möglichkeit Deutsch zu lernen. „Die Kinder sind zwar nicht schulpflichtig, aber sie dürfen jederzeit eine Schule besuchen“, sagt Magdalena Kaiser. Die Schulen in St. Blasien seien vorbereitet. Es würden auch Lehrkräfte unter den Geflüchteten gesucht, schildert sie die Lage. „Willkommensklassen“ sollen gebildet werden, wo Deutsch gelehrt wird, erklärt sie. Ebenso seien Deutschkurse für Erwachsene in Planung. „In Todtmoos entsteht ein Zentrum mit Spielecke für die Kinder, mit einer Küche und einer Möglichkeit Wäsche zu waschen, in der sich die Menschen selbst organisieren und sich austauschen können“, sagt sie.

„Können meine Kinder, die später kommen werden, zu mir kommen?“ „Wie groß darf eine Wohnung sein?“ „Wieviel darf eine Wohnung kosten?“ „Wie lange können wir im Hotel bleiben?“ „Kann ich problemlos umziehen, wenn ich eine Aufenthaltserlaubnis habe?“ In den 90 Minuten der Informationsveranstaltung ist viel zu klären. Es werden aber sicherlich noch Fragen offen bleiben. Deswegen sind Magdalena Kaiser und Sarah Sprenger von der Caritas und Hildegard Jehle, vormals engagiert im Helferkreis Todtmoos, am Tag danach im Hotel „Löwen“ Ansprechpartner für die Geflüchteten. Jehle hat vor, ihre Kontakte zum ehemaligen Helferkreis wieder zu aktivieren. Jeder Tag bringe neue Situationen und Herausforderungen.

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