Wer im Sommer und Herbst 2022 auf den Veranstaltungen in Waldshut-Tiengen unterwegs war, hat den Stand der ukrainischen Geflüchteten vielleicht öfters gesehen. An mehreren Tagen war der Helferkreis Asyl zusammen mit engagierten Ukrainern vertreten, die unter anderem Kulinarisches aus ihrem Heimatland anboten. Das Ziel dieser Aktionen war der Kauf eines Rettungswagens für die Ukraine. Diese Etappe ist nun geschafft. Doch wie geht es jetzt weiter?
Elena Korocencev lebt seit 27 Jahren in Deutschland und hat ihre Heimatstadt Zhytomyr damals aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. Seit Kriegsbeginn ist die Dogernerin aktiv an der Ukrainehilfe beteiligt. „Jeder Ukrainer aus dem Landkreis kennt Elena“, wird ihr Engagement von der Ukrainerin Svetlana Kutsenko, die im April 2022 geflüchtet ist, beschrieben.

Als im August der Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit näher rückte, kam die Frage auf, wie und ob dieser Anlass gefeiert werden sollte. Nach Gesprächen mit Ukrainern, dem Rathaus und dem Helferkreis wurde eine Veranstaltung geplant, um zu zeigen: „Wir sind hier. Wir sind Ukrainer, schau so sind wir“, erinnert sich Korocencev.
Kohlsuppe aus der Tupperbox
Schnell kam laut Elena Korocencev die Idee auf, die Einnahmen aus dieser Aktion zu sammeln, um einen Rettungswagen zu kaufen. Die ukrainischen Speisen, die bemalte Kleidung oder die selbstgemachte Deko, die in der Waldshuter Kaiserstraße verkauft wurden, sollte die ukrainische Vielfalt zeigen und erfreute sich großer Beliebtheit. Einige Besucher nahmen die traditionelle Kohlsuppe Borschtsch, die angeboten wurde, sogar in mitgebrachter Tupperware mit nach Hause.
Durch die Veranstaltung am 24. August nahmen die Veranstalter 4000 Euro ein. In den folgenden drei Monaten kamen noch 6000 Euro hinzu. Eine Spende der Waldshuter Junggesellenschaft 1468 durch die Einnahmen der Bocklose erbrachte weitere 1000 Euro.
Zwei Tage nach dem Kauf fährt der Wagen Richtung Ukraine
Am 23. Dezember wurde der Wagen über das Diakonische Werk Hochrhein in Freiburg gekauft. Die Gesamtkosten gibt Korocencev mit 9500 Euro an. Nur zwei Tage später, am 25. Dezember, machte sich das Fahrzeug mit einem ukrainischen Ehrenamtlichen als Fahrer auf den Weg in die Ukraine, gefüllt mit medizinischen Vorräten. In Polen wurden noch zwei Notstromaggregate mitgenommen. Momentan ist der Wagen noch nicht im Einsatz, sondern wartet auf die TÜV-Prüfung in der Ukraine. Sobald diese bestanden ist, wird der Wagen für Rettungswege in besetzten Gebieten eingesetzt.

Die Helfer rund um Elena Korocencev sind motiviert und haben noch viel geplant. Die Arbeit und das Spendensammeln, tue den Ukrainern gut. „Menschen, die noch in der Ukraine sind, leben in schlechteren Umständen und finden immer noch Wege, um zu helfen, deswegen ist das hier eine Selbstverständlichkeit, durch humanitäre Wege zu helfen“, erklärt sie.
Notstromaggregate warten auf Transport
Als Nächstes planen die Ukrainer den Transport dreier Notstromaggregate, die gespendet wurden und in Marburg auf die Weiterreise warten. 800 Euro sind noch von den Spenden für den Rettungswagen übrig und können für den Transport der Generatoren genutzt werden. Zwei der Aggregate sollen eine Schule im Raum Odessa erreichen, damit die Kinder wieder zur Schule gehen können.

Der dritte Generator ist für eine Schule in Zaporizhzhia vorhergesehen. Diese wird derzeit nicht von Schülern besucht, aber die Lehrer nutzen die Internetverbindung der Schule, um online zu unterrichten. Die Schulstunden werden sogar von Kindern in Deutschland empfangen.
Auch die Anschaffung eines mobilen OP-Wagens ist geplant. Der Bus für dieses Vorgehen ist schon gekauft und steht in Zaporizhzhia, berichtet Elena Korocencev. Vier Plätze soll er nach dem Umbau haben. Für den Umbau wollen die Helfer in Zukunft Spenden sammeln, die OP-Kittel haben sie schon geschenkt bekommen.