Wer ein Beispiel dafür sucht, was ehrenamtlicher Einsatz und Solidarität zu bewirken vermögen, hat mit den Hilfsbemühungen für Flüchtlinge aus der Ukraine ein sehr deutliches Beispiel vor Augen.
Ehrenamtliche leisten wichtige Arbeit auf vielen Ebenen
Bislang sind seit Februar allein in Waldshut-Tiengen 315 Ukrainer angekommen, wie Silke Padova (Leiterin Kinder- und Jugendreferat), Marion Pfeiffer (Ehrenamtskoordinatorin beim Diakonischen Werk) und Elena Korocencev (Helferkreis Asyl) nun dem Gemeinderat darstellten.
Um diesen Menschen die Ankunft und die Start ins Leben hierzulande zu erleichtern, wurden nicht zuletzt auf ehrenamtlicher Basis eine Vielzahl von Aktionen, Maßnahmen und Solidaritätsbekundungen auf die Beine gestellt. Von der Bereitstellung von Wohnungen für die Unterbringung der ankommenden Menschen aus dem Kriegsgebiet über die Koordination von Spenden bis hin zur Gestaltung von Freizeit- und Beratungsangeboten oder die Jobvermittlung, wurde in den vergangenen Monaten Beeindruckendes geleistet.
Die Willkommenskultur sei überwältigend gewesen, hob Korocencev dankbar hervor. Sie ist selbst gebürtige Ukrainerin, die seit 27 Jahren in Deutschland lebt, und hat die Hilfsbemühungen von Beginn des Krieges an mit koordiniert.
Es gibt auch Reibungspunkte
Zugleich wurde aber auch deutlich: Es gibt durchaus an der ein oder anderen Stelle Nachbesserungsbedarf – gerade mit Blick auf die Haltung von Behörden gegenüber ehrenamtlichem Engagement: „Ehrenamt darf nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Es braucht dringend mehr Wertschätzung“, so Pfeiffer, die das Engagement der Menschen in der Stadt schon seit der Flüchtlingskrise von 2015 koordiniert.
Mehr als 200 Helfer seit Jahren dabei
Die wichtige Arbeit der immerhin über 200 Helfern der Anfangszeit, sei zwar mit abebben der großen Flüchtlingswelle aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Sie werde aber auf vielen Ebenen bis heute fortgesetzt – in Form von Sprachkursen, Nachhilfe und Unterstützung aller Art.
Häufig seien daraus langfristige Verbindungen zu einzelnen Flüchtlingen oder kleinen Gruppen erwachsen, schildert Pfeiffer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Viele haben ihren Einsatz auch dann fortgesetzt, als die Gemeinschaftsunterkünfte aufgelöst wurden.“
Durch den Ukraine-Konflikt habe die ehrenamtliche Hilfe neue Dynamik erhalten, stellt sie erfreut fest. Mehr als 100 neue Helfer seien in den vergangenen Monaten hinzugekommen. Das sei auch ein wichtiges Signal. Denn angesichts der globalen Gesamtsituation sei zu erwarten, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen noch auf unabsehbare Zeit vonnöten sein werde, so Pfeiffer.
Zahl der Flüchtlinge steigt
Die Zahl der Flüchtlinge ist hoch: „Die meisten docken erst einmal beim Landkreis an.“ Neben der Ukraine kommen inzwischen auch Inder oder auch Tunesier in Europa an. Noch sei die Situation nicht so prekär wie vor einigen Jahren, als auch in Waldshut-Tiengen die Chilbi-Halle belegt und in der Badstraße in Tiengen Container zur Unterbringung der Menschen belegt wurden. Aber es sei schwer absehbar, wie das alles weitergehe.
Umso wichtiger sei es für den Helferkreis und die Mitstreiter, am Ball zu bleiben, sich zu vernetzen, präsent zu sein und vor allem Mitstreiter zu gewinnen. Denn der Bedarf an Hilfe bleibt hoch.
Und da auch viele Einheimische sich in Folge von Kriegen und den damit verbundenen Begleiterscheinungen mit Herausforderungen konfrontiert sehen, müsse mittelfristig wohl auch mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.