Die Viertklässler drücken seit dieser Woche wieder die Schulbank. Doch nicht an jeder Schule kann gleich viel unterrichtet werden. Viele Eltern sind verunsichert, weil ein Kind mehr Unterrichtsstunden bekommt als ein anderes. Doch Schulamtsleiter Hans-Joachim Friedemann betont, dass es kein Ungleichgewicht gebe. Er und auch die Schulkreisvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und Grundschulrektorin Sonja Dannenberger erläutern, wie der Start der Viertklässler in den Kreisen Waldshut und Lörrach ablief und wie der Unterricht nach den Pfingstferien für alle Schüler gelingen soll.
1. Gibt es eine Ungleichbehandlung der Schüler?
Laut Friedemann sei festgelegt, dass jeder Schüler nun mindestens zehn Unterrichtsstunden pro Woche erhalte. Das ergibt ein Minimum von zwei bis drei Schulstunden pro Tag. „Mehr geht immer“, so der Schulamtsleiter. Denn in der Tat sei die Situation vor Ort unterschiedlich und deshalb plädierte er auch an die Schulleiter, ihre Unterrichtspläne nicht miteinander zu vergleichen. Denn: „Ein Vergleich gibt ein verzerrtes Bild ab. Auch wenn viele Eltern dies nun vermuten: Es ist eben nicht der Fall, dass das Kind an der einen Schule besser versorgt wird als an der anderen.“
2. Wer entscheidet?
Friedemann sagt: „Es muss vor Ort entschieden werden, wie der Stundenplan gestaltet wird.“ Regionale Unterschiede müssten aktuell möglich sein und für diese gebe es gute Gründe. Einer dieser Gründe sei der Personalbestand an den Schulen, der aktuell sehr unterschiedlich ist. Viele der Lehrer gehörten zur Risikogruppe und dürften nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Auch die Räumlichkeiten seien ein Faktor, der bedacht werden müsse. So sei es zum Beispiel durchaus möglich, dass eine vierte Klasse in drei Räume aufgeteilt werden muss und somit drei Lehrer braucht.

Für die Schulleitungen sei es eine sehr hohe Anforderung, derzeit die Stundenpläne zu gestalten und diese mit den Eltern abzusprechen, so Friedemann.
Sonja Dannenberger, Schulkreisvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, und Schulleiterin der Talschule Wehr, schätzt es sehr, dass das Kultusministerium den Schulleitern in diesem Punkt freie Hand gebe. Schließlich müssten so viele Faktoren berücksichtigt werden, die je nach Schule unterschiedlich seien.

„Alle Schulleiter versuchen das Bestmögliche, um unter den Vorgaben den Unterricht umzusetzen“, so Dannenberger. Auch sie sieht keine Ungleichbehandlung der Schüler verschiedener Schulen.
3. Wie läuft der Unterricht der Viertklässler ab?
Aktuell konzentriere sich der Unterricht auf die Kernfächer. In den Grundschulen sind das Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Die Schüler müssen dabei weiterhin einen Mindestabstand von 1,5 Meter einhalten und auch die aktuellen Hygieneregeln befolgen. Dies funktioniere laut Friedemann sehr gut.
Nach wie vor findet die Notbetreuung an den Schulen und Fernunterricht für all jene Schüler statt, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Die Kinder seien einigermaßen glücklich darüber, zurückkehren zu dürfen, so Friedemann. Er sagt: „Es ist allerdings schon paradox: Wo wir sonst soziale Begegnungen und soziale Kompetenzen zur Kontaktaufnahme vermitteln, müssen wir nun den Schülern Abstandsregeln beibringen.“
4. Wie kann der Unterricht nach den Pfingstferien gelingen?
Nach den Pfingstferien starten alle anderen Jahrgänge der Grundschulen mit dem Präsenzunterricht – die ersten und dritten Klassen im wöchentlichen Wechsel mit den zweiten und vierten Klassen. Doch dies zu organisieren, wird eine weitere Herausforderung für die Schulleiter sein. „Nach den Pfingstferien wird die Aufteilung dann richtig schwierig, weil dann noch mehr Schüler kommen“, so Sonja Dannenberger. „Da müssen wir rechnen, ob dafür dann genügend Lehrer da sind.“
Allein an der Talschule Wehr fehlen aktuell ein Drittel der Lehrer, da sie zur Corona-Risikogruppe gehören. Bei vielen Schulen in der Region würden sogar noch mehr Lehrer als an der Talschule fehlen, manche Schulen hätten hingegen das Glück, dass das komplette Kollegium da wäre, so Dannenberger. Auch Vertretungslehrer, also Pensionäre, könnten aktuell nicht eingesetzt werden. Die Schüler besuchen abwechselnd eine Woche die Schule und haben dann wieder eine Woche Home-Schooling.
Friedemann sieht die Herausforderung, ist aber der Meinung, dass es klappen kann, unter folgenden Voraussetzungen: „Es muss sehr gut mit den Eltern kommuniziert werden, die Transparenz ist wichtig.“ Außerdem: „Die Unterrichtsqualität muss stimmen, in der Schule als auch im Fernunterricht.“ Denn die Eltern bräuchten ein verlässliches Angebot. Und gerade in einem rollierenden System müssten sich die Lehrkräfte sehr gut abstimmen. Auch sollten die Schulen immer auf eine mögliche neue Infektionswelle vorbereitet sein. Denn laut Friedemann kann es durchaus erneut zum Aufleben einzelner Infektionsherde kommen.
5. Wie läuft die Schülerbeförderung?
„Die Schülerbeförderung hat dank guter Organisation der Landkreise gut geklappt“, so der Schulamtsleiter. Am Montag hatte er dazu keine einzige Beschwerde erhalten. Zum Teil seien wegen der Abstands- und Hygieneregeln sogar mehr Busse als gewöhnlich im Einsatz.