Der Autofahrer war gegen 7.45 Uhr zwischen Dillendorf und Münchingen unterwegs, als er die beiden Tiere auf offenen Feldern gesehen habe. „Das waren Riesenviecher“, sagt der Mann gegenüber der Reporterin nur wenige Stunden nach der Sichtung.
Da eines der Tiere um einiges größer gewesen sei – größer als ein ausgewachsener Schäferhund – gehe er davon aus, dass es sich um einen männlichen Wolf gehandelt habe. Etwa fünf Meter hinter diesem Tier sei ein kleineres Exemplar getrabt.
Vielleicht Wolfspaar aus St. Blasien
Das Fell sei beige-grau gewesen, um den Hals herum etwas dunkler. Er sei sich sicher, dass es sich weder um Hunde noch um Füchse gehandelt habe. Vielleicht also das Paar aus St. Blasien? Mitte Februar hatte eine Fotofalle in St. Blasien zwei Wölfe abgelichtet, Experten sind sich sicher, dass es sich dabei um ein Pärchen handelt.
Wie der Autofahrer weiter schildert, hätten ihn und die Tiere rund 200 Meter getrennt. Das Paar habe auf einer Anhöhe gestanden und sei gut zu sehen gewesen. „Sie sind stehen geblieben und haben in meine Richtung geschaut.“
Es sei ein ungewöhnlicher Moment gewesen. Zum ersten Mal habe er es bereut, dass er kein Handy besitze, um Fotos zu machen.
Video taucht im Internet auf
Nach kurzer Zeit hätten sich die Tiere in Bewegung gesetzt und seien Richtung Brunnadern davon gelaufen. Die Sichtung habe seine Ehefrau dann sowohl der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes, die das Wolfsmonitoring durchführt, als auch dem zuständigen Revierförster Steffen Wolf gemeldet.
Kurze Zeit später wurde im Internet ein Video hochgeladen, das zwei Wölfe, die sich über ein Feld bei Gündelwangen bewegen, zeigen soll:
Mittlerweile ist sogar noch ein weiteres Video hinzugekommen, das auf eine weitere Sichtung des Pärchens in Schluchsee hinweist.
Entsteht ein Wolfsrudel?
Der Südwesten muss sich einem Experten zufolge nun auf eine baldige Rudelbildung von Wölfen einstellen. Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sagte einer Meldung der „Deutschen Presse-Agentur“ zufolge am vergangenen Freitag bei der Mitgliederversammlung des Vereins Naturpark Südschwarzwald in Schluchsee (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald): „Die Ranzzeit der Wölfe ist gerade jetzt oder gerade gewesen.“
Falls das Weibchen tragend sei, könne es bereits im Mai oder Juni ein Rudel geben. Böcker sagte, auch über den Raum Schluchsee hinaus sei eine „weitere Paar- und Rudelbildung“ in Baden-Württemberg wahrscheinlich.
Nicht die erste Begegnung
Das beobachtete Wolfspaar ist nicht die erste Begegnung von Menschen mit dem Wildtier. Mehrere Jäger haben Ende November 2022 einen Wolf auf Wutacher Gemarkung gesehen. Einer, der dem Wolf sehr nahe kam, war Jäger Tobias Armbruster. Als er sich auf seinem Hochsitz umdrehte, sah er in rund 15 Metern Entfernung den Wolf stehen.
„Der hat sich ganz leise angeschlichen, ich habe ihn nicht gehört“, erinnert sich der Jäger. Ein paar Sekunden habe das Tier ruhig dagestanden, ehe es links am Hochsitz vorbeigezogen ist und verschwand.
Wie sieht es der Experte vor Ort?
Den Revierförster Steffen Wolf beschäftigt das Thema Wolf im Schwarzwald auch. Er findet, dass im Umgang mit Wildtieren aus der Vergangenheit gelernt worden sei. „Es gibt eine recht gute Vorbereitung, wichtig ist, dass die Wiederkehr des Wolfes im Dialog mit allen Betroffenen begleitet wird“, sagt Revierförster Wolf im Gespräch am Mittwoch. Er empfiehlt bei möglichen Sichtungen, gleich die FVA zu informieren. Diese sammelt Hinweise auf Sichtungen von Wildtieren.
Kontakt: Wer Hinweise auf einen Wolf oder ein anderes seltenes Wildtier hat, kann sich bei der FVA unter 0761 4018274 oder per Mail an info@wildtiermonitoring.de melden.
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