Die Gemeinde Küssaberg bereitet seit vielen Jahren und mit langem Atem eine Umgestaltung im Innerortsbereich von Kadelburg vor. Im Jahr 2016 konnte schließlich die vorzeitige Aufnahme des Ortsteils im Landessanierungsprogramm erreicht werden.
Herzstück ist und bleibt nach wie vor die Schaffung einer neuen Ortsmitte mit einer erwünschten Strahlkraft für ganz Küssaberg und für alle Ortsteile, auch wenn dieses Ziel nur mit ganz erheblichen Anstrengungen erreicht werden kann.
Bürgermeister Manfred Weber spricht über die genauen Pläne und Vorgehensweisen.
Was genau ist bei der Ortssanierung Kadelburg geplant?
Manfred Weber: Ein neuer Kreisverkehr, neue Haltestellen für den ÖPNV, Gehwege und Querungshilfen für Fußgänger und Radfahrer, ein neues Geschäftshaus mit Tiefgarage für den Vollsortimenter, Räume für weitere Dienstleister, aber auch mit Wohnungen und ein zentraler Dorfplatz.
Zur Realisierung dieser Planung wurden bereits vor Jahren mehrere Grundstücke angekauft. Die Verhandlungen mit Edeka und einem Investor sollen in den kommenden Monaten – erwartungsgemäß erfolgreich – abgeschlossen werden.
Wer plant dieses Großprojekt?
Manfred Weber: Die Gemeinde stellt den Bebauungsplan auf und ist auch selbst Bauherr für alle Straßen- und Gehwegbereiche und für die Bushaltestellen. Investor und Edeka planen und realisieren das Wohn- und Geschäftshaus.
Welche Veränderungen sind während der Bauphase und danach zu erwarten?
Manfred Weber: Der Verkehr soll zumindest zeitweise über eine punktuelle Umfahrung an der Großbaustelle vorbeigeleitet werden. Trotzdem wird es auch immer wieder mit Ampeln geregelte Bauabschnitte geben, die aus zurückliegenden Erfahrungen nie ohne Stau ablaufen werden. Schul- und Kindergartenwege werden auch während der Bauzeit ausgewiesen.
Der vorhandene Edeka wird noch vor Beginn der Arbeiten schließen, das Gebäude muss weichen. Ein Provisorium für den Vollsortimenter wurde eingehend geprüft, ist aber aufgrund der Örtlichkeiten leider nicht umsetzbar. Der Pächter ist von Edeka Südwest zugezogen und entsprechend involviert.
Wie lange müssen Bürger mit Einschränkungen rechnen?
Manfred Weber: Mit zwei Jahren für die öffentliche Infrastruktur und weiteren zwei Jahren für das Wohn- und Geschäftshaus stehen der Gemeinde und der Bevölkerung schwierige vier Jahre ins Haus.
Doch danach können sich alle auf eine neue und vor allem auch nachhaltige neue Ortsmitte freuen, die diesen Namen dann auch verdient. Das alles bedeutet gleichzeitig auch eine neue Sicherheit für die ansässigen Einzelhändler und Dienstleister.
Welche Vorteile bringt der neue Ortskern für die Bürger?
Manfred Weber: Ziel aller Beteiligten ist die Bewahrung und Weiterentwicklung einer lebendigen Ortsmitte mit Aufenthaltsqualitäten und gleichzeitiger Sicherung einer fußläufig beziehungsweise mit dem Fahrrad erreichbaren Einkaufsmöglichkeit.
Erwartet werden eine deutlich bessere Verkehrssicherheit für Fußgänger, ÖPNV-Nutzer, Kindergarten- und Schulkinder und eine verbesserte Verkehrsabwicklung in der neuralgischen Ortsmitte. Und nicht zuletzt bekommen wir weitere Wohnungen, die ebenfalls dringend benötigt werden.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Manfred Weber: Nach einer intensiven Vorbereitungsphase mit unzähligen Gesprächen und Verhandlungen mit allen wesentlichen Behördenvertretern und mehreren erfolgreichen und stets gut besuchten Informationsveranstaltungen für die gesamte Bevölkerung gehen wir davon aus, dass unser Bebauungsplanverfahren bis zum Frühjahr 2024 positiv abgeschlossen werden kann.
Erfolgreiche Abschlussverhandlungen mit Investor und Edeka Südwest ebenfalls vorausgesetzt, können wir nach heutiger Einschätzung von einem Baubeginn bis Ende 2024 ausgehen. Dazu sind in den kommenden Wochen auch noch die Gespräche und Verhandlungen mit den betroffenen Privateigentümern abzuschließen. Die Fertigstellung ist dann für das Jahr 2028 eingeplant.
Was ist das Besondere an der Planung?
Manfred Weber:Wenn man ein solches Projekt im gewachsenen Innenbereich plant und umsetzt, dann sind im Gegensatz zur sogenannten Grüne-Wiese-Planung ungezählte Hürden zu überwinden. Im Bestand sind Probleme zu lösen, die im Außenbereich erst gar nicht aufkommen.
Wir möchten mit dem Projekt im Innenbereich bewusst ein Zeichen setzen. Kurze Wege, keine Leerstände in der Ortsmitte, überschaubare Parkflächen vorwiegend in einer Tiefgarage und keine Neuversiegelung von Flächen. Dass Innerortsplanungen gerade auch für Lebensmitteleinzelhändler oft mit zahlreichen Kompromissen verbunden sind, macht die Verhandlungen bekanntlich nicht einfacher.
Wie hoch sind die voraussichtlichen Kosten?
Manfred Weber:Die Gemeinde geht für eine veränderte und verbesserte öffentliche Infrastruktur mit rund sechs Millionen Euro in Vorleistung. Investor und Edeka-Südwest planen selbst mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Alles in allem eine gewaltige Veränderung und Verbesserung für gesamt Küssaberg und eben nicht nur für den Ortsteil Kadelburg.