Herr Graf, Sie haben einen der großen Musikvereine in Küssaberg übernommen und haben sogar vor Kurzem einen neuen Dirigenten, Sascha Noll, für den Verein bekommen. Was hat Sie dazu bewogen, den Posten des Vorsitzenden anzunehmen?

Ich war bereits im Vorstand als stellvertretender Vorsitzender neben Heike Mihailowitsch. Ich wollte weiterhin Verantwortung im Verein übernehmen und dadurch auch wieder etwas zurückgeben. Der Musikverein war für mich der musikalische Startpunkt, als ich anfing, Schlagzeug zu spielen. Ich wurde im Verein als junger Musiker gefördert und daraus sind für mich bis jetzt viele schöne Konzerte, Erlebnisse und Erfahrungen entstanden und es werden hoffentlich noch viele weitere folgen. Die Plattform Musikverein möchte ich so für die Zukunft erhalten und weiterentwickeln. Deswegen bin ich Vereinsvorsitzender.

Sie selbst stammen aus einer musikalischen Familie. Ihre Eltern und Ihre Geschwister sind in Musikvereinen und Guggenmusik stark engagiert oder gar in Gesangsvereinen. Machen Sie auch Hausmusik?

Bei runden Geburtstagen oder Ähnlichem machen wir gelegentlich auch in der Familie gemeinsam Musik.

Sie sind nebenbei auch noch im Narrenverein „Schnörri Plätzer Reckingen“ und spielen da Schlagzeug und Percussion.

Ja, als Musiker ist bei uns im Dorf der Schritt zur Guggenmusik nicht weit. Ich bin aktives Mitglied im Narrenverein Reckingen, und das in Form der Guggenmusik mit dem Hobby Schlagzeugspielen zu verbinden, war da naheliegend. Wir sind eine recht junge und motivierte Truppe, welche um die Fasnachtszeit immer viel unterwegs ist. Da einige Rheinheimer Musiker und auch Moritz Karlsch, als Dirigent der Schnörri Plätzer, in der Guggenmusik aktiv sind, sind beide Vereine eng miteinander verbunden.

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Noch unter der Leitung von Heike Mihailowitsch hat der Verein mit den anderen beiden Küssaberger Musikvereinen schon zwei Mal einen Auftritt gehabt. Das erste Mal 2018 und einmal beim 50-jährigen Jubiläum der Gemeinde Küssaberg 2023. Können Sie sich vorstellen, dass dies so traditionsgemäß weitergeführt wird?

Unbedingt. Zum einen ist es musikalisch eine sehr schöne Erfahrung, mit einem 100-köpfigen Orchester aufzutreten, zum anderen schweißen solche Aktionen die drei Küssaberger Musikvereine zusammen. Die Probearbeit und auch das gemeinsame Zusammensein nach den Proben ist beide Male eine Bereicherung gewesen und hat den Beteiligten sicher Spaß bereitet.

In allen Musikvereinen werden Jugendliche, wie auch hier in Küssaberg, zu Lehrgängen und Kursen auf Musikschulen geschickt und dadurch gefördert, geschult, um das Abzeichen zu erlangen. Wie sieht das bei euch im Verein aus?

Auch bei uns im Verein bieten wir unseren Jungmusikern an, die Jungmusik-Leistungsabzeichen zu absolvieren. Wer möchte, wird von uns finanziell und natürlich auch in der Vorbereitung für ein solches Abzeichen unterstützt. Darüber hinaus unterstützen wir bei unseren Jungmusikern auch die musikalische Weiterentwicklung durch Teilnahme in Projektorchestern oder Jungmusik-Projekten. Auch das Beitreten im Verbandsjugendorchester (VJO) Hochrhein unterstützen wir. In der Vergangenheit und hoffentlich auch in der Zukunft hatten wir immer wieder Musikerinnen und Musiker, welche im VJO gespielt haben und so ihren musikalischen Horizont erheblich erweitern konnten. Ich selbst durfte einige Jahre im VJO mitspielen und diese Erfahrung machen.

Ist da die „Jugendbänd“ behilflich oder geht das separat?

Selbstverständlich hilft uns die „Jugendbänd“ bei der Förderung unseres Nachwuchses. Was unsere Chrischi (Christine Weißenberger) da Jahr für Jahr mit unseren Jüngsten auf die Beine stellt, ist unglaublich und wir sind überglücklich, dass es die „Jugendbänd“ in dieser Form in Küssaberg gibt. Hier kommt der musikalische Nachwuchs meist zum ersten Mal in Berührung mit regelmäßigen Proben in einem größeren Orchester. Somit ist neben der Arbeit unserer Jugendbeauftragten Cybil Starkmann, die „Jugendbänd“ ein wichtiger Pfeiler in unserer Nachwuchsausbildung.

Wie sieht es mit der Anschaffung von Musikinstrumenten aus, gibt es da gebrauchte oder werden neue angeschafft?

Teils, teils. Die Jungmusiker, welche bei uns eine Ausbildung beginnen, bekommen Leihinstrumente vom Verein gestellt. Viele aktive Musiker beschaffen ihre Instrumente aber privat, da es für einige einen Unterschied macht, ob das Instrument „geliehen“ ist oder eben doch einem selbst gehört. Es gibt aber auch einige größere Instrumentengattungen wie Tuba oder diverse Schlaginstrumente, welche über den Verein beschafft werden. Wenn der Bedarf an irgendeiner Stelle besteht und der Gebrauchtwarenmarkt gerade ein passendes Instrument bietet, was auch qualitativ noch unseren Ansprüchen genügt, schlagen wir zu. Ansonsten wird neu beschafft.

Man sagt immer wieder, neue Besen kehren gut, ist das auch bei Ihnen der Fall? Haben Sie irgendwas in petto. Bekommen Sie alles auch ohne Stress komplett unter einen Hut oder gibt es durch den Beruf manchmal Probleme?

Mag schon was dran sein, dass neue Besen gut kehren. Aber die „Alten“ wissen, wo gekehrt werden muss. Ich habe zum Glück ein sehr gutes Vorstandsteam und eine engagierte stellvertretende Vorsitzende Gabi Hass, welche mich alle tatkräftig unterstützen. Da sind auch einige erfahrene Vorstandsmitglieder, wie Heike Mihailowitsch dabei, auf die ich bei Fragen natürlich immer zurückgreifen kann. Darüber bin ich sehr froh. Ein wenig Vorstandserfahrung habe ich ja schon mitbringen dürfen, deswegen war ich mir schon bewusst, was auf mich zukommt. Klar gibt es Tage, an denen in Kombination mit meinem Job alles ein wenig viel wird, aber das gehört dazu. Bis jetzt kann ich das gut ab und dafür habe ich ja dann auch andere Ruhepole wie beispielsweise meine Partnerin, die Familie oder andere Hobbys, die ich ebenfalls gerne ausübe.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Musikvereins Rheinheim oder der Musikvereine generell?

Grundsätzlich gehe ich optimistisch in die Zukunft. Die letzten Jahre mit Corona und besonders das letzte Jahr, als wir auf Dirigentensuche waren, waren nicht leicht für den Verein, insbesondere für den Vorstand. Vieles war ungewiss und es gab reichlich Hürden zu überwinden. Wir sind aber, wie von Ihnen bereits erwähnt, seit März mit unserem neuen Dirigenten Sascha Noll unterwegs und haben aus den vorherigen Jahren auch einiges gelernt und Kraft geschöpft. Der Spruch ist zwar abgedroschen, aber es geht immer irgendwie weiter. Das hat sich auch bei uns bewahrheitet. Im Gegenteil, es geht dank unseres motivierten Dirigenten und dem nicht minder motivierten Orchester nicht irgendwie, sondern sogar sehr gut weiter und wir freuen uns schon auf unser nächstes großes Konzert am 6. Dezember in der Kirche St. Michael in Rheinheim. Bei einem unfassbar vielfältigen Freizeitangebot, welches es selbst bei uns im ländlichen Raum gibt, ist es immer wieder herausfordernd, Nachwuchs zu rekrutieren und auch nachhaltig an den Verein zu binden. Da arbeiten wir stetig dran. Ich möchte das Interview allerdings mit einem Liedtitel von Casper beenden: „Alles endet (aber nie die Musik)“, weswegen ich zuversichtlich in die Zukunft schaue. Ich bin stolz darauf, den Musikverein Rheinheim als Vorstand organisatorisch leiten zu dürfen und freue mich auf alles, was noch kommt.