Herr Baumgartner, wie ist Ihre momentane Fasnachtstimmung?
Sehr gut und von Vorfreude geprägt. Das gilt übrigens auch für die anderen Vereinsmitglieder. Die Stimmung ist toll.
Wie ist die aktuelle Situation?
Nachdem im vergangenen Jahr überhaupt keine Fasnacht stattfinden konnte, freuen wir uns über jede Möglichkeit, die uns in diesem Jahr geboten wird und nutzen diese auch. Wir freuen uns unglaublich, dass wir dem Dorf eine Art Fasnacht bieten werden, und sind optimistisch, dass es auch gut umgesetzt werden kann. Auch wenn das Programm natürlich immer noch weit weg ist von einer klassischen Fasnacht. Allein, dass überhaupt etwas stattfinden kann, ist super.
Wenn Sie an die klassische Fasnacht denken, was sind da Ihre schönsten Erinnerungen?
Schwer zu sagen. Da gibt es viele Momente. Was für mich generell ein toller Moment ist, ist jedes Jahr der Augenblick vor dem ersten Auftritt. Man hat ein Übungsjahr hinter sich, ist etwas angespannt und nervös, ob final alles sitzt und passt. Dann geht man auf die Bühne und ist direkt in seinem Element. Es geht los und man merkt, dass alle Spaß haben. Das ist sicher ein vereinsinterner Punkt, der in Erinnerung bleibt. Aber natürlich fasziniert mich auch, das generelle Brauchtum der alemannischen Fasnacht zu leben. Wenn man während der Umzüge die Kinder am Straßenrand sieht, wie sie der Musik zuhören und mittanzen oder wenn wir mit unserer Musik die Erwachsenen im Festzelt so mitreißen können, dass sie auf einmal auf die Tische steigen. Das sind Momente, für die man dieses Hobby macht, und wofür man die Fasnacht liebt.
Sie haben das Brauchtum angesprochen. Wo sehen Sie die Guggenmusik generell in diesem Zusammenhang?
Ich sehe die Guggenmusik tatsächlich als einen wesentlichen Teil des Brauchtums. Sie gehört am Hochrhein seit Jahrzehnten zum Bild der Fasnacht. Die ältesten Guggenmusiken in der Region bestehen seit 70 Jahren und länger. Die Urformen gehen noch weiter zurück. Dementsprechend sehe ich es tatsächlich als Kultur- und Brauchtumsgut.
Bedingt durch ihren Beruf haben Sie in den verschiedensten Bundesländern gearbeitet und auch sicher deren Kultur der fünften Jahreszeit kennenlernen dürfen. Wie erklären Sie Ihren Kollegen dort, was Guggenmusik ist?
Das kommt immer auf das Bundesland an (lacht). Jemand, der aus dem rheinischen Karneval kommt, dem kann man das recht leicht umschreiben und erklären. Allerdings Menschen, die aus dem bayerischen Raum oder Norddeutschland kommen, da wird es schon schwieriger. Wir haben mal dank eines Mitglieds, dass ursprünglich aus Bremen kommt, dort vor Ort spielen können. Das war außerhalb der Fasnachtszeit und direkt auf dem Rathausplatz. Es gab einen richtigen Menschenauflauf. Wir waren an dem Tag die Attraktion in Bremens Innenstadt. Es war wirklich toll. Von daher, Guggenmusik ist vielleicht schwer zu definieren. Aber wenn man es einmal gehört hat, dann steckt sie tatsächlich auch Menschen an, die mit der Fasnacht vorher gar nichts am Hut gehabt haben. Und das ist die Message unserer regionalen Musikform.
Haben Sie ein Lieblingslied?
Es gibt viele gute Lieder. Prinzipiell haben wir ja ein wechselndes Repertoire. Ein Lied spielt man eine Saison, vielleicht zwei. Dann wird es ausgetauscht. Aber es gibt so ein paar Gassenhauer, die sich über Jahrzehnte halten. Da habe ich ein paar Lieder, die von unseren Dirigenten teilweise selbst komponiert wurden und sich über all die Jahre hielten. Dass ich diese Lieder so mag, liegt daran, dass ich sie bereits als kleiner Bub am Straßenrand mit dem Cowboyhut selbst schon gehört und mitgesungen habe. Wenn so ein Lied kommt, erinnert man sich und weiß, warum man so gerne bei der Guggenmusik dabei ist.
Die Hinterbachsürpfler sind ein eingetragener Verein, der auch Kosten hat. Sie finanzieren Ihren Mitgliedern die Kostüme, Noten, Instrumente, der Bus zu den Auftritten muss bezahlt werden. Seit zwei Jahren gibt es allerdings kaum Einnahmen. Wäre rein finanziell eine normale Fasnacht überhaupt möglich?
Ja. Wir sind zum Glück gut aufgestellt. Unsere Kassiererin hat schon immer viel Wert auf einen Notgroschen gelegt. Das ist super, denn leider konnten wir nicht von den öffentlichen Fördergeldern aus der Corona-Hilfe profitieren. Wir sind zwar ein eingetragener Verein, doch Gelder gab es nur für die verbandsmäßig organisierten Vereine für Kultur und Brauchtum, wie beispielsweise Musikverbände. Es gibt aber keinen Guggenmusik-Verband. Somit sind wir leider leer ausgegangen. Die Hinterbachsürpfler finanzieren sich weiterhin über Feste und Veranstaltungen. Wir sind einfach froh, eine konstante Mitgliederzahl zu haben und wissen, sobald es offiziell wieder losgeht, stehen unsere Mitglieder parat.
Worauf darf man sich in diesem Jahr freuen?
Die Pläne liegen in der Schublade. Wir haben unsere besondere Fasnacht in den kommenden Wochen, danach geht es mit der Hauptversammlung weiter. Wir werden wieder Teil des Bratorts sein, der im vergangenen Jahr neu entstanden ist. Hier wird jeden Freitag eine Art Hock geboten mit Wurst und Getränken. Das Dorffest wird hoffentlich kommen und wir organisieren weiter unsere Altpapiersammlungen und das Schlachtfest im Herbst. Wir hätten in diesem Jahr auch eigentlich unser vierzigjähriges Bestehen gefeiert. Das wollen wir nicht so einfach unter den Tisch fallen lassen. Ob wir das im Herbst vielleicht nachholen können, können wir heute noch nicht sagen.
Wie hat sich die Arbeit im Vorstand in den vergangenen zwei Jahren verändert?
Die Arbeit eines Vorstands hat sich meiner Meinung nach schon vor Corona verändert. Generell ist ein Ehrenamt schwieriger geworden. Gesetzliche Vorgaben sind zum Beispiel deutlich komplexer geworden. Prinzipiell steht zunächst die aktive Mitgliederwerbung auf der Tagesordnung. Und man muss den Mitgliedern auch etwas bieten. Das klassische Schema funktioniert nicht mehr. Heute müssen wir viel mehr auf Kameradschaftspflege unter dem Jahr achten. Und genau das konnte während Corona nicht stattfinden. Da gab es zwar Online-Formate, die anfänglich neu und ein Gag waren. Mittlerweile ist die Begeisterung in diesem Punkt auch weg. Jetzt ist es die große Kunst, die Mitglieder bei der Stange zu halten. Wir posten beispielsweise regelmäßig lustige Videos von früher, haben einen Newsletter kreiert. Arbeitseinsätze für unseren Vereinsheimumbau waren leider nur bedingt möglich. Wir versuchen, dennoch gute Stimmung zu transportieren. Aber wir merken auch, jetzt muss etwas passieren. Das sind wir den Mitgliedern, dem Dorf und der Fasnacht schuldig.
Bald ist der Schmutzige Dunschtig, der von den Hinterbachsürpflern traditionell mit der Teilnahme an der Machtübernahme des Rathauses begangen wurde. Wo sind Sie in diesem Jahr?
Uns war wichtig, mit dem, was rechtlich möglich ist, einen Plan zu erarbeiten. Heute können wir verraten, die Anwohner von Dangstetten werden Fasnachtsklänge hören. Es gilt natürlich, Ansammlungen zu vermeiden. Darum werden wir vorab nicht mehr verraten. Aber unser Dorf wird eine Fasnacht erleben. Und wir werden eine coronagerechte Kindergartenschließung machen können. Das ist uns unglaublich wichtig. Wir wissen alle, wie es sich als Kind angefühlt hat, wenn die Guggenmusik in den Kindergarten kam. Das Konzept steht und wurde bereits von der Gemeinde abgesegnet.
Glauben Sie, dass mit dem diesjährigen Angebot eine gewisse Normalität zurückkehren kann?
Ja, und ich glaube, das brauchen wir und die gesamte Gesellschaft auch unbedingt. Man hat es auch schnell in unserem Verein gemerkt, als aus einem verhaltenen „es könnte sein…“ ein verbindliches „wir machen was!“ wurde. Ab dem Moment ging es rund. Das Feuer war sofort wieder da. Bei der ersten Probe haben sich alle vorbildlich an alle Vorgaben gehalten. Es herrscht pure Vorfreude.
Die fünf Tage Fasnacht sind normalerweise sehr intensiv für Sie. Aber was macht ein Gugge nach dem Aschermittwoch?
Grundsätzlich: sich besinnen, was war und das Wissen „Es goht dagege“. Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht. Man resümiert, was hätte man besser machen können und plant tatsächlich die kommende fünfte Jahreszeit.
Und was machen Sie persönlich außerhalb der Fasnacht? Ist noch Platz für weitere Hobbys?
Ich bin ein Vereinsmeier und bringe mich gerne aktiv in das Gemeindeleben ein. Neben der Guggenmusik bin ich Mitglied im Sportverein und Sprecher der Arbeitsgruppe „Belebung Dorfmitte“. Seit dieser Amtszeit bin ich auch Mitglied des Gemeinderates. Das ehrenamtliche Engagement ist mein Steckenpferd, könnte man sagen. Wenn dann mal Zeit bleibt, ist das Thema Sport sehr wichtig für mich. Und ansonsten reist meine Frau sehr gerne, was in den letzten Jahren auch zu kurz kam und auch hier haben wir viele Pläne in der Schublade liegen. Ich lese gerne, aus Zeitgründen meist nur als Urlaubslektüre und in der Fasnachtszeit natürlich die Narrenzeitungen.
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