Ein Liebhaberobjekt, ein Juwel, ein Geschenk des Himmels – wenn es um die alte Baumwollhalle auf der Industriebrache der Lauffenmühle geht, kommen Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble und der Gemeinderat regelmäßig ins Schwärmen.
In der jüngsten Gemeinderatsitzung hatte das Gremium über die Zukunft des denkmalgeschützen Bauwerks zu entscheiden und stimmt dem Nutzungskonzept und dem Umbau zu einer Kulturhalle einstimmig zu. Architekt Afshin Arabzadeh und Jörg Eberhardt vom Architekturbüro arabzadeh.schneider.wirth aus Nürtingen hatte dem Ratsgremium im Vorfeld die Entwurfsplanung mit Kostenschätzung vorgestellt.
Kosten sorgen für Diskussionen
Die Gesamtkosten mit netto 4,6 Millionen Euro sorgten noch einmal für Diskussionen im Gemeinderat im Hinblick darauf, ob sich die Kosten nicht noch senken lassen oder ob für das Projekt ein Investor gefunden werden könne – doch letztendlich überzeugten alle Argumente für die Realisierung des zukunftsweisenden Projektes in eigener Regie. “ 2,1 Millionen Zuschüsse bekommen wir als Kommune bereits sicher, weitere Fördertöpfe sind noch in Abklärung“, erklärt Bürgermeister Thomas Schäuble. Ein privater Investor könne diese Zuschüsse nicht abrufen.
Afshin Arabzadeh stellte die Planung in vielen Bildern ausführlich vor. Jetzt noch Vision konnten sich Ratsgremium und Besucher dennoch gut vorstellen, welches besondere Schmuckstück einer Kulturhalle aus der alten Baumwollhalle entstehen wird. Das alte Bauwerk soll auf der westlichen Seite durch zwei Flachdachanbauten in Holzständerbauweise mit einer Gesamtfläche von rund 420 Quadratmetern ergänzt werden.
Eingangsbereich mit Windfang, Foyer, Bar, WC, Garderobe, Lager und Ticketverkauf sind auf rund 300 Quadratmeter in einem Anbau neben der Baumwollhalle eingeplant, eine Catering-Küche mi Lager und Künstlergarderobe sollen hinter der Halle in einem weiteren Anbau Platz finden. Das 50 Zentimeter dicke Bruchsteinmauerwerk der Halle wird einen neuen Isolierputz erhalten. Der Betonboden wird abgeschlagen und durch einen versiegelten Estrich mit Fußbodenheizung ersetzt. Der Dachstuhl bleibt erhalten, das Dach wird jedoch abgedeckt, gedämmt und mit den alten Ziegeln neu eingedeckt. Die bestehende Photovoltaikanlage kann wieder aufgebaut werden.
„Den Dachboden als Raum zu verwenden ist brandschutztechnisch sehr schwierig, außerdem wird die große Fläche durch das Tragwerk funktional zu sehr unterteilt“, erklärt Afshin Arabzadeh. Seine Planung sieht vor, dass der Dachboden in Teilen geöffnet wird und über dem Bühnenbereich verbleibt, so dass dort Raum für Technik und Belüftung entsteht. „So wird die eindrucksvolle Dachkonstruktion für die Besucher sichtbar.“
Ein wertvolles denkmalgeschütztes Gebäude
Der Saal mit circa 400 Quadratmeter soll Platz für 450 Personen bieten, mit Tischen und Bestuhlung reduziert sich die Personenanzahl auf 300. Um 80 Zentimeter erhöht präsentiert sich in der Planung der Bühnenbereich, darunter können Tische und andere Utensilien gelagert werden. Eine Herausforderung ist auch die Akustik in dem geplanten Multifunktionsraum. Mit Dach- und Deckendämmung sowie akustischen Flächen an den Wänden soll der Raum ausgestattet werden. Gemeinderat Karl Stärk (CDU) äußerte Bedenken hinsichtlich Statik und Denkmalschutz. „Wir haben ein wertvolles denkmalgeschütztes Gebäude, an dem so viel verändert und zerstört wird. Ich finde das brutal.“

Architekt Arabzadeh: „Das ist überhaupt nicht brutal. Wir gehen sehr verantwortungsbewusst mit dem Bestand um und haben auch den Denkmalschutz immer im Blick. Es wird nur soweit verändert, wie es nötig ist, um das Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen.“ Auch hinsichtlich Statik seien Sorgen unbegründet. „alles ist bis ins Detail berechnet und sicher.“ Die Kostenschätzung für das Projekt stellte Architekt Jörg Eberhardt dem Gemeinderat vor. In den Gesamtkosten von 4,6 Millionen sind Erschließung, Bau- und Sanierungsarbeiten sowie die komplette Technik und die Ausstattung berücksichtigt.
Gleich zwei Vereine möchten Kulturprogramm etablieren
Gemeinderat Herman Pfau (CDU) stellt die hohen Folgekosten in den Raum, die möchte Bürgermeister Thomas Schäuble mit künftigen Vermietungen der Kulturhalle auffangen. „Für Hochzeiten und andere Anlässe bietet unsere geschichtsträchtige Kulturhalle mit ihrem ganz besonderen Charakter eine wunderbare Location.“ Tanja Steinegger (FW) lobte die durchdachte Planung. „Ich bin froh, dass sie uns keine Stadthalle bauen wollen. Davon ist Afshin Arabzadeh weit entfernt „ Der Bestand ist das Juwel und den gilt es herauszuarbeiten“, erklärt er.
Stefan Weyhenmeyer (CDU) brachte das Wesentliche auf den Punkt: „Es ist wichtig, dass wir das Projekt auf den Weg bringen, viele Leute sind gespannt, wie es jetzt weitergeht. Wir haben Menschen die Kultur auf die Bühne bringen wollen, wir können es mit Zuschüssen finanziell stemmen, es wäre schade, wenn wir all dieses Potenzial nicht nutzen – wir müssen ein Stück weit mutig sein und ich bin optimistisch, dass es richtig gut wird.“ Damit sprach er auch Bürgermeister Thomas Schäuble aus der Seele. „Mit der Baumwollhalle haben wir gute Chancen ein neues Kulturzentrum für die Region zu etablieren. Wir haben nicht nur ein Juwel für unsere geplante Kulturhalle und die Theaterbühne, sondern mit Schauplatz e.V. und der kleinen Bühne e.V. gleich zwei Vereine, die ein ganzjähriges Kulturprogramm etablieren möchten“.