Peter Schütz

Die Eröffnung des Sprachpanoramas im Herzen der Laufenburger Altstadt auf Schweizer Seite rückt näher. In diesem Frühjahr werden die Türen im ehemaligen Gasthaus Schlosskeller geöffnet, verrät Florence Aggeler, Präsidentin des vor einem Jahr gegründeten Vereins Sprachpanorama. Mittlerweile hat sie ein genaues Datum: „Die Eröffnung findet am Samstag, 20. Mai 2017, statt“, blickt Aggeler voraus. Bis dann wird es Räume zu vier Themen geben: Dialekt(e), Sprachen der Welt, Geschichte der deutschen Sprache und Lesen.

Das Sprachpanorama wird eingerichtet an der Unteren Wasengasse 102 im schweizerischen Laufenburg, dort, wo früher Bier ausgeschenkt und Essen gekocht wurde. Der Schlosskeller ist als Wirtshaus seit gut 2009 Geschichte, jetzt dient das Gebäude einem anderen Zweck. Im Sprachpanorama sollen Interessierte vertiefte Einblicke in verschiedene Bereiche der Sprache und der Sprachwissenschaft erhalten. Die Vielfalt an sprachbezogenen Themen, Tätigkeitsfeldern und Berufen soll anhand einer permanenten Ausstellung erlebbar werden. „Das Haus hat großzügige Räume, die brauchen wir für eine Ausstellung“, sagt Florence Aggeler, Initiatorin des Sprachpanoramas.

Lesen: Blick in die Ausstellung mit zwei lesenden Figuren zum Thema "Lesen im 18. und 19. Jahrhundert: Die Bedeutung des ...
Lesen: Blick in die Ausstellung mit zwei lesenden Figuren zum Thema "Lesen im 18. und 19. Jahrhundert: Die Bedeutung des Mediums Buch und was Frauen und Männer lesen durften und sollten."

Die in Binningen (Basel-Land) lebende Sprachwissenschaftlerin und diplomierte Gymnasiallehrerin hätte sich das Projekt auch in Basel vorstellen können, aber wegen der hohen Mietkosten wäre es dort nicht zu stemmen gewesen, meint sie. Stattdessen Laufenburg: Die Finanzierung ist besser machbar, hinzu kommt der Standort mitten in der Altstadt unweit von der das deutsche und schweizerische Laufenburg verbindenden Laufenbrücke. „Das ist ein Plus, denn die Altstadt hat Charme und Charakter“, findet Aggeler.

Das Sprachpanorama bildet aus ihrer Sicht eine Ergänzung zum bestehenden kulturellen Angebot auf beiden Seiten des Rheins. „Ein weiterer Grund, um nach Laufenburg zu kommen“, sagt sie. Aber eben: bis es soweit ist, gibt es noch einiges zu tun. Zwar gewährte der Verein an der Kulturnacht diesen September einen ersten Einblick und Vorgeschmack dessen, „wie wir uns das vorstellen“, so Aggeler. „Jetzt befinden wir uns in einer Zwischenphase“, lässt sie wissen. Konkret: Manches ist noch nicht fix installiert, es wird verstellt, angepasst und geändert, bis es sitzt. Mit Partnern werden weitere Exponate erarbeitet, zum Beispiel eine interaktive Station zu den Sprachen der Welt und ein Raum zum Thema Dialektologie. Über den Winter soll die Ausstellung in trockene Tücher gebracht werden.

Apropos: Was hat Florence Aggeler und die weiteren Vereinsmitglieder der ersten Stunde (unter anderem Judith Wiese, Steffen Siebenhüner und Anne Hauser) überhaupt dazu gebracht? Beim Unterrichten von Jugendlichen und in der Erwachsenenbildung sei ihr ein großes Interesse an sprachbezogenen Themen, die nicht im Lehrplan vorhanden sind, aufgefallen, erklärt Aggeler. Es habe sich zudem in den vergangenen Jahren ein Interesse an Sprachkunde und -geschichte sowie an Sprachvarietäten wie Dialekte oder Jugendsprache gezeigt.

Lernen: Blick in die Ausstellung mit alten Schülerpulten und Lesefibeln in Sütterlin-Schrift zum Thema "Zur Geschichte des Lesenlehrens: ...
Lernen: Blick in die Ausstellung mit alten Schülerpulten und Lesefibeln in Sütterlin-Schrift zum Thema "Zur Geschichte des Lesenlehrens: Leselehrmethoden von 1500 bis heute."

Das Sprachpanorama soll mehr Licht in eine komplexe Materie bringen, indem es Fragen wie diesen nachgeht: Wie wird Sprache erworben und gelernt? Was bedeutet das Lernen mehrerer Sprachen? Wodurch unterscheidet sich menschliche Kommunikation von jener der Tiere? Wie entwickelte sich Schriftsprache von Felszeichen zu heutiger Schrift? Wie entstanden die heutigen Sprachen? Welche Bedeutung hatte Schriftlichkeit in unterschiedlichen Zeitaltern? Das Sprachpanorama will dabei auch Aspekte aufgreifen, die in den Schubladen der Sprachwissenschaft schlummern, sagt Florence Aggeler. Das macht das Projekt spannend, auch, weil es nichts Vergleichbares gibt. Die Ausstellungsmacher sind weitgehend auf ihre eigenen Konzeptideen angewiesen, lassen sich zwar schon mal von thematisch ähnlichen Sonderausstellungen inspirieren, aber eben: Vorbilder gibt es nicht, das Sprachpanorama betritt Neuland.

Neben der konzeptuellen Arbeit wird die Vereinsarbeit ausgebaut: Veranstaltungen, Aktiv- und Passivmitglieder gewinnen, weitere Partnerschaften aufbauen und die Finanzierung sichern. Wer zum Beispiel bei Events mithelfen mag, beim Aufbau mit anpacken kann oder später Zeit hat, für zeitweise Ausstellungsaufsicht ist herzlich willkommen. Einen ersten Vorgeschmack gab es für die Bevölkerung anlässlich der Laufenburger Kulturnacht letzten Herbst mit der Ausstellung „Lesen“. Sie war sozusagen eine Vorschau, die für die Dauerausstellung überarbeitet wird und bei der Eröffnung eines von vier Themen beleuchtet. „Für die Dauerausstellung versuchen wir zusätzlich zu Infos und Originalobjekten noch stärker aktivierende Stationen anbieten zu können und zu verschiedenen Arten von Interaktion zwischen Besuchenden und Sprach-Themenfeldern einzuladen“, erklärt Florence Aggeler.

Weitere Informationen im Internet: www.sprachpanorama.ch