Auch 110 Jahre nach seiner Entstehung wird das „Das Lied von Laufenburg„ links und rechts des Rheins immer noch gerne und oft gesungen. Es stammt aus der Feder von Hermann Suter (1870-1926). Der Organist, Dirigent, Komponist und Ehrenbürger des Schweizer Laufenburg schuf zahlreiche weitere Werke, von denen die meisten inzwischen aber in Vergessenheit geraten sind. Eine junge Basler Chorleiterin und Dirigentin will dies ändern und Suters Werke für Männerchor erstmals aufnehmen und veröffentlichen. Über Crowdfunding sind für das Vorhaben bereits mehr als 10.000 Franken zusammengekommen.
Eine 29-jährige Dirigentin als treibende Kraft
Treibende Kraft des Projekts ist die 29-jährige in Breitenbach und Basel lebende Sarah Hänggi. Für ihre Arbeit als Dirigentin wurde sie 2018 mit dem Kulturförderpreis des Kantons Solothurn ausgezeichnet. Hänggi studierte ab 2009 an der Hochschule für Musik in Basel und an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf unter anderem Chorleitung. Seit 2013 arbeitet sie als Musiklehrerin an einem Gymnasium im Kanton Baselland.
Zwei Chöre singen Suters Chorwerke
Aktuell leitet Hänggi mehrere Chöre in der Nordwestschweiz. Darunter ist auch der Reveille Chor, eine Abteilung der Basler Liedertafel 1852, die Suter 1902 bis 1925 leitete. An der Suter-Aufnahme wirken die rund 20 männlichen Freizeitsänger des Reveille Chors mit. Sie werden unterstützt von den professionellen Sängern des Basler Vokalensembles Tradiophon, das Hänggi seit 2016 ebenfalls leitet.
„Für zukünftige Zeiten zugänglich machen“
Bisher existierten keine Tonaufnahmen von Suters Werken für Männerchor Acapella, erklärt die Chorleiterin aus Basel auf der Crowdfunding-Plattform wemakeit.com. Dabei habe Suter „Meisterwerke der Schweizer Chormusik“ geschaffen, so Hänggi weiter und nennt zwei Beispiele: „‘Volkers Nachtgesang‘ und ‚Der Wächter‘ sind zwei außergewöhnliche Kompositionen, die zum Stil der Chorballade gehören.“ Daher sei es wichtig, Suters hochromantische Musik festzuhalten und „für zukünftige Zeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“.
Erfolgreiches Crowdfunding
Auf der Crowdfunding-Plattform verfing Hänggis Argumentation. 46 Unterstützer brachten bis zum 2. Juli über 10.000 Franken für das Projekt zusammen. Mit dem Geld will die Chorleiterin professionelle Aufnahmen sowie die Gestaltung und Herstellung einer CD finanzieren. Auch in Streaming-Diensten sollen Suters Chorwerke veröffentlicht werden. Die Stadt Laufenburg/CH unterstützte die Aufnahme von Suters Werken finanziell mit 500 Franken, wie sie am Dienstag mitteilte.
„Die Chorballaden von Hermann Suter wurden zu seinen Lebzeiten von der Basler Liedertafel uraufgeführt“, so Hänggi. Daher sehe die Basler Liedertafel es als Privileg an, zum ersten Mal dessen Werke für Männerchor auf einen Tonträger aufzunehmen und zu veröffentlichen. Die Zusammenarbeit des Reveille-Chors der Basler Liedertafel mit dem professionellen Vokalensemble Tradiophon bringe eine „ideale Mischung für einen reifen und kräftigen Chorklang“.
Experimente mit der Spätromantik
Das Repertoire des Reveille Chors umfasst laut Angaben von dessen Homepage viel traditionelles Liedgut wie Schubertlieder, Kirchenchoräle oder gregorianischen Interpretationen, aber auch Schweizer Volkslieder. Die sechs Sängerinnen und sechs Sänger von Tradiophon pflegen „einen experimentellen Umgang mit der Musik der Spätromantik“, wie es auf ihrer Homepage heißt.
Zur Person
Hermann Suter war ein Schweizer Organist, Dirigent und Komponist, er wurde 1870 Kaiserstuhl/CH geboren und starb 1926 in Basel. Suter wuchs in Laufenburg/CH als Sohn des Lehrers und dessen Frau Maria Anna Vogt auf. Suter junior erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht beim Vater, er besuchte 1888-1892 die Konservatorien Stuttgart und Leipzig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er an verschiedenen Orten der Schweiz als Organist, Musiklehrer und Dirigent, ehe er 1902-1925 in Basel die musikalische Leitung des Orchesters der Allgemeinen Musikgesellschaft, des Gesangvereins und der Liedertafel Basel übernahm. 1918-1921 war Suter zudem Direktor des Konservatoriums und der Musikschule Basel. Suter komponierte neben Kammermusik, einer Symphonie und einem Violinkonzert vor allem Werke für Chöre und Solostimmen, darunter das 1924 in Basel uraufgeführte Oratorium „Le Laudi di San Francesco d‘Assisi“. Wilhelm Furtwängler dirigierte „Le Laudi“ 1926 in Wien. Die Philosophische Fakultät der Universität Basel zeichnete Suter 1913 mit dem Dr. h.c. aus, kurz vor seinem Tod erhielt er 1926 die Ehrenbürgerschaft von Laufenburg/CH.