Das Fahrrad bringt er mit, auch die Yoga-Matte hat er dabei. Aber ein Arbeitstisch mit Zugang zu WLAN „wäre schon gut“. In Laufenburg macht man sich Gedanken über die Unterkunft des neuen Burgschreibers Knut Diers. Denn auf badischer Seite mussten einige private Gastgeber kurzfristig absagen.
Der Burgschreiber sucht eine Wohngemeinschaft mit Familienanschluss
Zwar stehe, so Sandhya Hasswani vom Leitungsteam, die Ferienwohnung einer Gemeinderätin sogar zentral in der Altstadt als „Notnagel“ zur Verfügung, „wenn alle Stricke reißen“. Erwünscht ist aber beim Burgschreiberposten ein „lebendiger Anschluss“, eine Unterbringung bei einer Gastfamilie: also eine Wohngemeinschaft mit Familienanschluss.
„Auch nur zwei bis drei Wochen, damit wäre uns schon sehr geholfen“, so Hasswani. Der Burgschreiber soll in Kontakt kommen mit den Einwohnern. Auf Schweizer Seite logiert Diers in den ersten sechs Wochen bei dem Musikerpaar Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer und danach bei der Journalistin Andrea Worthmann.
Natürlich braucht ein Burgschreiber mehr als nur einen Tisch und WLAN. Ein Zugang zu Küche, Bad und ein Bett mit Matratze sind selbstverständlich. Knut Diers ist da anspruchslos. Als er das hört, lacht er: „Ich bringe auf jeden Fall meinen Schlafsack mit“. Der Niedersachse ist reiseerprobt, sportiv und bewegt sich gern. Vor allem war er bisher als Reisebuchautor unterwegs.
In seinen Caddy kann er viel reinpacken, nicht nur das Velo, mit dem er gern die Gegend erkundet, sondern auch ein Stehpaddel, mit dem er auf dem Rhein paddeln möchte. Sein Wanderrucksack passt ebenfalls noch ins Gepäck.
Diers steht auch manchmal gern am Herd. Eine Kochgelegenheit, so sein Wunsch, wäre deshalb nicht schlecht. Ist er ein Genussmensch? „Eigentlich schon, ich esse gern“, sagt der Naturfan, der einen großen Obstgarten hat und eigenen Apfelsaft macht. Als gelernter Lachyogi lacht er auch gern: „Ich bin ein positiver Mensch.“
Diers hat als Autor von Reiseführern viel Erfahrung im Umgang mit Menschen
Diers genießt es aber auch, sich die Landschaft anzusehen und mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Als Autor von Reiseführern und -erzählungen hat er da keine Hemmschwelle und viel Erfahrung. Mit dem Fahrrad ist er schon kreuz und quer gefahren und hat recherchiert; so komme man schneller an Land und Leute, sagt der gewiefte Autor, der bereits eine stattliche Anzahl von Büchern publiziert hat. Für seinen Aufenthalt bringt er einen ganzen Stapel mit, darunter „Lieblingsplätze im Harz“.
Früher hat er seine Reisen nach den Kriterien Natur und Kultur konzipiert; in den letzten Jahren mehr Reisegeschichten geschrieben. Irgendwann kam der Verlag auf ihn zu und fragte: Wollen Sie nicht mal einen Krimi schreiben? Warum nicht, dachte sich Diers und lieferte die zwei Bände „Wer mordet schon auf Sylt?“ und „Mörderisches Emsland“ mit Krimigeschichten, in denen Freizeittipps „versteckt“ sind. Aber auch einen reinen Regiokrimi („Der Spion von Büsum“) hat er herausgebracht.
Bei der Hannoverschen Allgemeinen leitete er das Reiseressort
Der studierte Geograf und langjährige versierte Journalist, der 20 Jahre bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung fest angestellt war und zum Schluss die Leitung des Reiseressorts innehatte, betreibt ein eigenes Redaktionsbüro unter dem klangvollen Namen „Buenos Diers“ – einem hübschen Wortspiel.

Was hat ihn bewogen, sich in Laufenburg für das Literaturstipendium zu bewerben? Es habe ihn gereizt, sich drei Monate am Stück intensiv mit den beiden Städten zu beschäftigen. Der 65-Jährige war bisher noch nie in Laufenburg. „Ich freue mich riesig darauf, die Laufenburger links und rechts des Rheins kennenzulernen“. Am Anfang seines Stipendiums kommt seine Frau Iris für ein paar Tage mit, bevor sie wieder zurück nach Hannover fährt. Auch der 30-jährige Sohn, der in Köln wohnt, will ihn mal besuchen.
Knut Diers findet es eine schöne Mischung, sich mit den Menschen auf badischer und schweizerischer Seite auszutauschen. Und er hat sich dafür etwas Besonderes einfallen lassen: Er will ein T-Shirt mit Logo als Erkennungszeichen tragen, damit die „Laufenburger Acht“ ablaufen und mit den Passanten ins Gespräch kommen.
Als Burgschreiber will Diers die beiden Laufenburg gegenüberstellen
Der Juryrunde machte sein Dossier Eindruck, mit dem er sich vorstellte. In einem spannenden Fünf-Punkte-Programm beschrieb er seine Idee einer Gegenüberstellung von links und rechts des Rheins. Ausschlaggebend für die Juroren war, so Hasswani, dass Diers „offen für Begegnungen ist, unkompliziert herüberkommt und journalistische Erfahrung mitbringt“.
Mit dem Stehpaddel will er auf dem Wasser die beiden Städte betrachten und vergleichen, das knuffige Laufenburger Maskottchen LauRhy sitzt mit auf dem Board. Außerdem plant Diers, Leute zu fotografieren, die sich mit Theaterrequisiten verkleiden und in andere Rollen schlüpfen. Er selbst, lacht er, habe eine Glatze, und wenn er eine Perücke aufsetze, sehe er immer komplett anders aus.

Also ein volles Pensum, das sich der dritte Burgschreiber von Anfang März bis Ende Mai vorgenommen hat. Dazu kommen die offiziellen Programme und Lesungen, die er zur Vorstellung in der Kultschüür und zum Abschluss im Schlössle abhält, aber auch Besuche bei Vereinen, Geschäften und Institutionen, von der Feuerwehr bis zum Coiffeur, Blumenladen und Restaurants – die Liste ist noch lange nicht fertiggestellt. Zur Unterstützung hat er mit Ines Zeller vom Schwarzwaldverein und Hannes Burger vom Museum Schiff zwei profunde Paten zur Seite, die ihm die Türen zu den Vereinen öffnen und mit ihm Ausflüge unternehmen werden.
Wenn man sich vorstellt, dass aus all den Begegnungen noch Kurzgeschichten zum Nachdenken und Schmunzeln entstehen, könnte wohl ein ganzes Buch daraus werden. Zumindest eine Blaupause für einen Städteführer mit „Lieblingsplätzen in Laufenburg“. Jetzt muss nur noch die Wohnungsfrage im Badischen geklärt werden.