Je weiter die Neuzeit voranschritt, umso genauer mussten alle Angaben und Benennungen werden. Das gilt auch für Adressen. In früheren Zeiten gab es einige klare Adressen: Kirche, Pfarrhaus, Rathaus, Markt, Schloss, beim Tor und so weiter. Auch mittlere oder Hauptstraße. Dann umschrieb man die Lage: das zweite Haus neben dem oberen Brunnen. Oder man gebrauchte Gasthausbezeichnungen und Häusernamen. War eine Blume darauf gemalt, so hieß es das Blümchenhaus oder niederdeutsch Blümke. In den Dörfern waren Haus- und Hofnamen Gang und Gäbe, die sich meist auf den Besitzer oder ein Gewerbe bezogen.
Eine andere Möglichkeit war es, die Häuser zu nummerieren, im Kern der Reihe nach und die Neubauten nacheinander. Als zum 1. Januar 1975 Hochsal durch Landtagsbeschluss nach Laufenburg eingemeindet wurde, musste man sich noch nach Nummern orientieren. Dann erst wurden Straßennamen bestimmt. Nur eine Straße, die nach Schachen hinüber, erhielt mit Berta einen Personennamen: der Grund? Hier lebten früher drei Frauen mit diesem Vornamen, und die letzte – Berta Hoffmann – ist erst vor ein paar Jahren gestorben.
Die Einführung der Nummern
Die Nummerierung der Wohngebäude wurde in den österreichischen Landen 1764 amtlich, als auf Anordnung von Kaiserin Maria Theresia eine Feuerversicherung zur Pflicht wurde. Alle Gebäude sollten zu ihrer Taxation – zu ihrer Einschätzung – „in schwarzer Farbe“ durchgezählt werden. Jenseits des Rheins im schweizerischen Laufenburg hat sich in der Altstadt noch diese Zählung aus der österreichischen Zeit erhalten, erst später fügte man Straßennamen hinzu. So stehen sich dort hinterm Rathaus in der Laufengasse die Häuser 133 und 15 gegenüber, denn man hat immer in weiten Halbkreisen weiter gezählt.
Doppelungen
1935 wurde die Landstraße Lörrach-Waldshut in Reichsstraße umbenannt. Sieben Jahre nach Ende der Naziherrschaft entledigte man sich dieser Bezeichnung und bestimmte den Verlauf vom Fuß des Heiliggeist-Buckels bis Rhina als Säckinger Straße, den nach Osten verlaufenden Teil als Waldshuter Straße. Nach der Eingemeindungswelle in den frühen 1970er Jahren besaß man einige Hauptstraßen; mit dem Zusatz Luttinger oder Rotzler Hauptstraße hat man dieses Problem der Doppelungen gelöst.
Neue Baugebiete
Mit den Neubaugebieten und Wachstumsspitzen musste man auch Straßennamen finden, die in aller Regel von der Stadtverwaltung vorgeschlagen wurden. Wo es sich anbot, verwendete man Flurnamen wie Hochrütte in Binzgen. Dort gibt es auch Allerweltsbezeichnungen wie Erlenstraße oder Lärchenweg. Die meisten Personen dienen rechts und links der Rappensteinstraße als Wegweiser. Hier hat wohl der Ratschreiber Georg Gerteis im Frühjahr 1982 seine historischen Kenntnisse eingebracht.
Alles in allem trägt gut ein Viertel der Laufenburger Straßen Personennamen. Zuletzt wurde in Rhina im Baugebiet Westlich Schreiebach eine Albert-Wasmer-Straße gutgeheißen, der von 1949 an drei Jahrzehnte lang als Bürgermeister die Geschicke der Stadt zu ihrem Besten bestimmte. Er und alle anderen Persönlichkeiten werden nun in dieser Tageszeitung in einer Serie, die in lockerer Folge erscheint, vorgestellt.