Im Landkreis Waldshut waren nach Auskunft des Landratsamts 2019 noch 202 reine Elektrofahrzeuge zugelassen, 2020 mit 534 mehr als doppelt so viele, ebenso habe sich der Bestand von 453 auf 912 Fahrzeuge erhöht. Trotzdem sind dies verhältnismäßig wenige, denn insgesamt waren im 2019 im Kreis 21.152 Fahrzeuge zugelassen und 20.665 im Jahre 2020.
An was liegt es also, dass im Kreis Waldshut, trotz einer Kaufprämie von bis zu 9000 Euro für reine batteriebetriebene Autos, noch verhältnismäßig wenige Autos mit Elektroantrieb zugelassen werden? Liegt es auch an den fehlenden Ladestationen?
Stadt Laufenburg prüft Standorte
In Laufenburg-Rhina gibt es etwa eine Stromtankstelle auf dem Parkplatz der Schluchseewerke, die vor allem für die E-Fahrzeuge der Schluchseewerke gedacht ist. Wie Schluchseewrk-Sprecher Peter Steinbeck bestätigt, ist sie aber nicht ausgelastet. In neuerer Zeit kam eine weitere Stromtankstelle beim E-Biker-Zentrum in Luttingen hinzu. Im Schweizer Laufenburg finden E-Mobilisten auf dem Kraftwerkgelände des Energiedienst eine Lademöglichkeit.
Freianlagen Rappenstein und Obi
Wie Bürgermeister Ulrich Krieger auf Anfrage mitteilte, prüft die Stadtverwaltung, ob im Bereich Freianlagen Rappenstein eine Ladesäule erstellt werden kann. Vor dem Rathaus sei eine solche Ladesäule nicht geplant, da der Standort sich in der Vorprüfung als ungeeignet erwiesen habe. Durch die Vielzahl von Veranstaltungen wäre eine Ladesäule in diesem Bereich oft blockiert. Aktuell plane Obi vor seinem zukünftigen Markt, einige Ladesäulen auf seinem Parkplatz zu erstellen.
Ladestationen in Murg
In Murg befinden sich Stromtankstellen beim Rathaus, in Oberhof und in Hänner. Wie uns Frank Philipps, der neue Klimaschutz-Manager mitteilte, sind zurzeit keine weiteren Ladepunkte in Murg und Ortsteilen geplant. Auf die Frage, ob die geringe Zahl von Neuzulassungen von E-Autos an fehlenden Ladepunkten liegt, erklärte er, dass es ähnlich sei, wie die Antwort auf die Frage was zu erst da war, die Henne oder das Ei. Man könne nur vermuten.
Stromanbieter gibt Auskunft
Da Energiedienst für die Herstellung von Naturstrom in Baden-Württemberg und der Schweiz bekannt ist, haben wir dessen Projektleiter Werner Zehetner um Auskunft gebeten: „Insgesamt betreibt Energiedienst über 250 Ladesäulen in Baden-Württemberg und der Schweiz. Im Landkreis Waldshut-Tiengen betreibt Energiedienst 30 eigene öffentliche Ladestationen.“ Zusätzlich betreiben die Stadtwerke Bad Säckingen und Waldshut, sowie die EnBW noch weitere Stromtankstellen.
Ladepunkte in Wohnanlagen
Obwohl das seit dem 1. Dezember 2020 in Kraft getretene Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) den Einbau von nichtöffentlichen Ladepunkten in Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen erleichtert, bestehen Probleme bei der Umsetzung solcher Anlagen. Oft scheitere es daran, dass die verursachergerechte Abrechnung nicht eindeutig gewährleistet werden kann.
Wie Zehetner erklärte, hat es in den letzten Monaten eine deutliche Zunahme entsprechender Anfragen gegeben. Energiedienst hilft bei der Umsetzung. Zum Beispiel projektiert es gerade für einen Bauträger die Ladeinfrastruktur für eine Wohnanlage mit bis zu 30 Ladeplätzen.
Ladestationen bei Einkaufszentren
Ladesäulen auf den Parkplätzen der Einkaufszentren und an den Tankstellen wären eine weitere Möglichkeit, Anreize für den Kauf von E-Autos anzukurbeln. Wenn Ladestationen auf den Parkplätzen der Einkaufszentren ständen, könnten Kunden während des Einkaufs dort ihre Batterie aufladen.
Ob hier die Infrastruktur auf sich warten lässt, weil der Bedarf aufgrund der wenig zugelassenen E-Autos zu gering ist oder ob der Bedarf auch wegen der fehlenden Infrastruktur hinterherhinkt, ist noch nicht ausgemacht. In Baden-Württemberg sollen jedenfalls bis 2030 insgesamt 200.000 öffentliche Ladestationen zur Verfügung stehen.