Das Rheinfelder Recycling-Unternehmen Vogt-Plastic setzt auf Schiene statt Straße. Seit Anfang des Jahres pendelt wöchentlich eine mit elf Waggons behängte Lokomotive zwischen den Vogt-Werken in Brandenburg und am Hochrhein. Sie transportiert 22 mit Plastik-Mahlgut gefüllte Container, die fürs Werk im Rickenbacher Ortsteil Hottingen bestimmt sind, quer durch Deutschland. Am Bahn-Verladeplatz im Laufenburger Stadtteil Rhina werden die Container auf Tieflader umgeladen und die letzten Kilometer auf der Straße nach Hottingen transportiert, wo das Mahlgut weiterverarbeitet wird.

Die Geschäftsführer Andreas und Dominik Vogt geben zwei Gründe an für den Umstieg auf die Bahn. Wegen des zunehmenden Fahrermangels sei es immer schwieriger, genügend Transportkapazitäten auf der Straße zu finden. Primäre Motivation für Vogt-Plastic als Recycling-Unternehmen, das beispielsweise Inhaltsstoffe des Gelben Sacks wiederverwertet, sei aber der Umweltgedanke: „Die CO2-Bilanz fällt zugunsten des Bahntransports aus.“

Beim Transport werden jetzt über drei Viertel des bisher ausgestoßenen CO2 vermieden

Bei der Beförderung der Güter zwischen den rund 800 Kilometer voneinander entfernten Werken auf der Schiene werde derzeit nicht einmal ein Viertel der CO2-Menge in die Atmosphäre ausgestoßen wie beim Transport auf der Straße, sagt Anja Bäumle von der Spedition Bäumle. Das Murger Logistikunternehmen wickelt im Auftrag von Vogt-Plastic den Transport quer durch Deutschland ab. Bäumle arbeitet dabei mit Stock-Transport zusammen, einem kleinen privaten Bahnunternehmen im rheinland-pfälzischen Bodenheim.

Bei den Kosten gibt es keinen enormen Unterschied, bei der Zeit schon

Der Transport auf der Schiene kommt Vogt-Plastic nicht entscheidend teurer als der auf der Straße. „Mit etwas gutem Willen bei der Zuordnung der Aufwendungen kann der Bahntransport kostenmäßig mit der Straße mithalten“, sagen Andreas und Dominik Vogt. Einen wesentlichen Unterschied gibt es beim Faktor Zeit. Auf der Straße könnten die 800 Kilometer Strecke in etwa 24 Stunden bewältigt werden, so Vogt. Auf der Schiene würden dafür etwa zwei Tage benötigt.

Ein sogenannter Reachstacker lädt in Rhina die Container von den Waggons auf LKW um.
Ein sogenannter Reachstacker lädt in Rhina die Container von den Waggons auf LKW um. | Bild: Vogt-Plastic

Sehr erleichtert wurde der Umstieg auf die Schiene durch den Gleisanschluss, über den das Vogt-Werk im Industriepark Premnitz wieder verfügt. „Durch die pragmatische Unterstützung der Stadt Premnitz war es erfolgreich, die auf und um dem Areal liegenden Gleise zu reaktivieren“, so die Vogt-Geschäftsführung. Die Waggons können in Premnitz direkt unter die Produktionssilos rangiert und das Transportgut als lose Schüttung in die 40-Fuß-Container abgefüllt werden.

Für jeden Container wird ein LKW benötigt

Aufwendiger ist der Weitertransport ab Rhina. Am Entladepunkt werden die Container mit Greifstaplern von den Waggons auf LKW umgeladen, die sie dann nach Hottingen fahren. Für jeden Container wird ein LKW benötigt, der ihn die letzten Kilometer nach Hottingen fährt.

Ein LKW entlädt im Vogt-Werk Hottingen einen container mit Mahlgut. Hier wird es zu nachhaltigem Regranulat verarbeitet.
Ein LKW entlädt im Vogt-Werk Hottingen einen container mit Mahlgut. Hier wird es zu nachhaltigem Regranulat verarbeitet. | Bild: Plastic-Vogt

Welche Zwischenbilanz zieht Vogt-Plastic? „Wir erhoffen uns mehr Zuverlässigkeit der Bahntransporte. Da wir jetzt im vierten Monat der Umsetzung sind, ist es noch zu früh eine Bewertung durchzuführen“, so die Geschäftsführung gegenüber unserer Zeitung. Aktuell müsse von allen Beteiligten noch viel Energie aufgewendet werden, um in den Routinebetrieb zu finden. Von der der 2027 erwarteten Elektrifizierung der Hochrheinbahn erhofft sich das Unternehmen eine sich weiter verbessernde Umweltbilanz.