Wohlgehütet über Familiengenerationen hinweg lag ein kleiner Schatz zuletzt auf dem Dachboden im Haus von Barbara Rueb in der Laufenburger Altstadt. Jetzt hat er einen neuen sicheren Platz im städtischen Archiv bekommen. Die Rede ist vom literarischen Vermächtnis des Josef Anton Rueb, Poet und Laufenburger Stadtschreiber. Er war der Bruder des Großvaters des in Laufenburg bis heute populären Adolf „Götti“ Rueb (1881-1963).

In der Region war er als Dichter bekannt

Josef Anton Rueb, geboren 1809, entstammt einer alten Laufenburger Fischerfamilie. Ihn zog es jedoch nicht hinaus auf den Rhein sondern hin zu anderen Gefilden. Er war vertraut in Bereichen der Verwaltung und ganz besonders in der Literatur. Josef Anton Rueb war eine angesehene und bekannte Persönlichkeit in Laufenburg. In der Region war er als Dichter geachtet, aber leider ist er überregional nicht weiter in Erscheinung getreten.

Josef Anton Rueb schrieb in seiner schönen Handschrift zahlreiche Gedichte oftmals auf allerlei kleine Zettel. Das abgebildete Gedicht ...
Josef Anton Rueb schrieb in seiner schönen Handschrift zahlreiche Gedichte oftmals auf allerlei kleine Zettel. Das abgebildete Gedicht aus dem Jahre 1849 lautet: „Frühling kann nicht immer währen, jede Blüte muss vergehn Sommerfreuden müssen schwinden, dass im Herbst ich Früchte sehe! | Bild: Charlotte Fröse

Josef Anton Rueb galt als „Poeti minori“ (“Kleiner Dichter“). Er verfasste unter anderem zahlreiche Gedichte, auch in Alemannisch, die in Zeitschriften, jedoch nie in Buchform erschienen sind. In Lokalzeitungen veröffentlichte er historische und heimatkundliche Artikel. Er verfasste eine Chronik seiner Heimatstadt vom 13. Jahrhundert bis zu seinen Lebzeiten. Als gedruckte Büchlein erschienen „Kurze Beschreibung des Kanton Aargaus“ und ebenso eines über das Großherzogtum Baden. Bestimmt waren sie für den geografischen Unterricht an Realschulen. Er sammelte Sagen, Liedgut sowie Sprichwörter und Redewendungen seiner Heimat von beiderseits des Rheins. Für das 1846 herausgegebene „Badische Sagenbuch“ steuerte er Laufenburger Sagen bei, unter anderem die Sage vom „Feurigen Mann“.

Josef Anton Rueb

Einblick in Laufenburger Geschichte

Josef Anton Rueb verfasste in seiner Zeit als Laufenburger Stadtschreiber von 1834 bis 1839 auch eine Laufenburger Chronik. Die Aufzeichnungen beginnen mit einem Eintrag der besagt, dass im Jahre 1274 in Laufenburg ein Kind geboren wurde, dessen Hände und Füße wie Gänsefüße gefaltet waren und dessen Anblick jedermann Schaudern beibrachte. Weiter ist zu erfahren: „Im Jahre 1800 zogen 80.000 Franzosen unter dem General Moro, auf der rechten Rheinseite herauf. Eine Notbrücke wurde erstellt, bis die neue Brücke 1810 fertiggestellt wurde. (Die halbgedeckte Brücke, die noch vielen Laufenburgern in Erinnerung sein wird.)“ Dazwischen gibt es eine Fülle von Begebenheiten, die es Josef Anton Rueb wichtig waren, dass sie der Nachwelt erhalten bleiben.

So wurde in Laufenburg vor 200 Jahren gesprochen

Aus der Familie Rueb folgten auf Josef Anton Rueb weitere Familienmitglieder auf wichtige Posten im Laufenburger Rathaus. Sein Bruder Johann Baptist war Stadtrechner, ebenso dessen 1918 gestorbener Sohn Otto. Wiederum dessen Tochter Luise war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Stadtrechnerin im Laufenburger Rathaus. In dieser Zeit bildete sie auch Erich Meyer aus, der 1944 eine Lehre bei der Stadt Laufenburg begann und später nach dem Staatsexamen das Grundbuch- und Standesamt übernahm. Bürgermeister Ulrich Krieger betonte in seinem Dankesbrief an die Spenderin des Nachlasses, dass die Familie Rueb eine bedeutende Rolle im Rathaus gespielt habe.

Das könnte Sie auch interessieren

Barbara Rueb ist es nicht leicht gefallen, den Schatz aus den Händen zu geben, wie sie berichtet, wurde er doch seit etlichen Generationen im Familienbesitz gehütet. Dass sie sich dann doch dazu entschlossen hat das Vermächtnis in öffentliche Hände zu legen ist dem Umstand geschuldet, dass er im städtischen Archiv sicher verwahrt werden kann und der Nachlass nun auch zu Forschungszwecken einsehbar ist, berichtet Stadtarchivar und Ruebs Ehemann Martin Blümcke.

200 Gedichte im Nachlass

Zwei Archivschachteln umfasst der Nachlass. Darunter sind rund 200 Gedichte, geschrieben auf mitunter kleinen Fitzelchen Papier in schöner Handschrift. Zu finden sind zudem Briefe sowie Aufzeichnungen zur Stadtgeschichte und Kopien aus Druckwerken. „Leider ist kein Bild von Josef Anton Rueb mehr zu finden“, bedauert Martin Blümcke. Gerne würde man sich ein tatsächliches Bild von ihm machen. Jedoch zeichnen auch seine literarischen Beiträge ein eindrückliches Bild von ihm.