Harald Schwarz

Willi Moosmann kam 1976 aus der Gegend von Freiburg nach Murg. Von Beruf Lehrer für Gemeinschaftskunde und Religion, hatte er sich schon im Studium der Theologie verschrieben. Vom ersten Tag seiner Lehrertätigkeit an, hatte er den Fairen Handel thematisiert, auch im Rahmen seiner Arbeit mit Jugendlichen. Unbeirrt und mit der Gefahr lebend, als Spinner abgetan zu werden, gründete er das Weltlädeli. Untergebracht war das damalige „Lädeli“ im ehemaligen Ratschreiberzimmer im zweiten Stock des alten Rathauses.

Im Oktober 1988 verkauft Thomas Gehr aus Rippolingen (heute Rektor in Waldshut-Tiengen) vor dem Murger Weltlädeli Bananen sowie Kaffee ...
Im Oktober 1988 verkauft Thomas Gehr aus Rippolingen (heute Rektor in Waldshut-Tiengen) vor dem Murger Weltlädeli Bananen sowie Kaffee und Honig aus Nicaragua. | Bild: Archiv Weltlädeli Murg

Im Jahr 1985 wurde in Murg ein Fair Trade Verein mit dem Namen „Aktion Dritte Welt“ gegründet. Schon im März 1985 wurde im Gemeinderat Murg mit Bürgermeister Bernauer die Verwendung des alten Rathauses diskutiert. Den Murger Vereinen gab man damit Gelegenheit für Räume, so auch dem Verein Aktion Dritte Welt. Dieser Verein war als Basis wichtig für die Gründung des eigentlichen Weltlädeli im November 1986. Die Idee dahinter war, Produkte aus der südlichen Hemisphäre anzubieten. Einige Produkte gab es schon. Aber niemand sprach damals vom Fairen Handel. Willi Moosmann kümmerte sich persönlich um Projekte in Tansania und Peru.

Willi Moosmann vor dem Weltlädeli. Das Logo hat er selbst entworfen.
Willi Moosmann vor dem Weltlädeli. Das Logo hat er selbst entworfen. | Bild: Harald Schwarz

Weil der Laden nur zwölf Quadratmeter hatte, wurde aus dem „Weltladen“ das „Weltlädeli“. „Der Namen führte oft bei Telefongesprächen zu einem Schmunzeln“, so Moosmann. Auf Anraten vieler Partner blieb man jedoch bei diesem Namen. Der Schriftzug des Logos „Weltlädeli“ stammt ebenfalls aus der Handschrift Moosmanns. Und der Dachverband gab seinen Segen dazu.

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Der Antrieb dazu, so Moosmann, war das Bestreben, Platz zu schaffen für weltweite Gerechtigkeit, Solidarität und Menschenwürde. „Das Fairhandelshaus“ setzte damals Maßstäbe am Hochrhein. Die Erzeuger sollten ihren fairen und gerechten Lohn für ihre Arbeit bekommen. Er lernte den als „roter Bischof“ bekannten Theologen Dom Hélder Cámara kennen, von dem auch der berühmte Satz stammt: „Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt.“ Er war einer der Urväter des fairen Handels. Diese Art des Handels ist mittlerweile bei Verbrauchern gut angekommen und wird akzeptiert. Frans Van der Hoff, einer der Fair-Trade-Pioniere, verhandelte auf der Terasse von Willi Moosmann mit Kleinbauern. Das war gelebte Bezugsnähe. Auch Shay Cullen, ein Irischer Missionar, war in Murg zu Gast.

Warum Fairer Handel? Es bedeutet, dass die Erzeuger einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten, von dem sie und ihre Familien in Würde leben, unabhängig von Großkonzernen und globalisiertem Welthandel. Dieses Käuferverhalten basiert auf die Überzeugung, durch das persönliche Verhalten Veränderungen herbeizuführen – mögen sie noch so gering erscheinen. Sie zeigen Wirkung bis in die kleinsten Kooperativen, Landwirtschaftsbetriebe und Produktionsstätten in der südlichen Hemisphäre. „Und da stehen wir erst am Anfang“, so Willi Moosmann. „Es führt gar kein Weg vorbei an den kleinen, aber unscheinbaren Veränderungen die ganz unten passieren, in den Familien und Vereinen“, zeigt sich Moosmann überzeugt. Um Veränderungen herbeizuführen, müsse man auf der kleinen Ebene anfangen und anpacken.

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Der Standort im zweiten Stock das alten Rathauses war nicht optimal. So konnte das Weltelädeli das Angebot von Bürgermeister Michael Schöke nicht ausschlagen, in das Erdgeschoss des Eckhauses in der Murgtalstraße umzuziehen. 1996 entstand dort ein attraktives Ladengeschäft mit hellen Räumen, nicht überladenen Regalen und freundlicher Atmosphäre. Die Gesamtkosten des Projektes summierten sich letztlich auf 90.000 D-Mark. Mit vereinten Kräften und verschiedenen Zuschüssen war das zu schaffen. „Wir wollten ein Fachgeschäft sein, das sich der Qualität der Waren bewusst ist und den Ansprüchen der Projektpartner auf allen Ebenen in fairer Weise gerecht wird“, erklärt Willi Moosmann.