Michael Gottstein

„Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise bezahlt.“ Diese Aussage des Befreiungstheologen Dom Hélder Câmara hat Willi Moosmann so stark beeinflusst wie kaum ein anderes Zitat. Seit Jahrzehnten setzt sich der Lehrer für eine gerechte Welt ein, und 35 Jahre lang leitete er den Verein „Faire Eine Welt“ in Murg. Weil Willi Moosmann familiär stark in Anspruch genommen ist, verzichtete er am Dienstag auf eine erneute Kandidatur. Seine Nachfolge trat Frank Geiger an.

Willi Moosmann (rechts), langjähriger Vorsitzender, wurde von Manfred Trenkle verabschiedet.
Willi Moosmann (rechts), langjähriger Vorsitzender, wurde von Manfred Trenkle verabschiedet. | Bild: Michael Gottstein

„Willi Moosmann ist Feuer und Flamme für fairen Handel und globale Gerechtigkeit“, würdigte der stellvertretende Vorsitzende Manfred Trenkle. Mit „missionarischem Eifer“ habe Moosmann vor 35 Jahren mit einer kleinen Schar Gleichgesinnter den Verein ins Leben gerufen, der heute auf fast 140 Mitglieder angewachsen ist. Willi Moosmann pflegte auch Kontakte, lud berühmte Referenten ein und brachte so „die große Welt nach Murg und an den Hochrhein„. Auch Murgs Bürgermeister Adrian Schmidle drückte Dank und Anerkennung für Moosmanns unermüdliches Engagement aus – und er hatte eine gute Nachricht: Bis Ende dieses Jahre dürften die Arbeiten an der Neuen Murger Mitte soweit fortgeschritten sein, dass das Weltlädeli wieder leichter erreichbar sein wird.

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Der neue Vorsitzende Frank Geiger ist 49 Jahre alt, Realschullehrer in Tiengen und befasst sich ebenfalls seit langer Zeit mit dem Thema des fairen Handels. „Ich werde die Aufgabe mit Herzblut angehen“, versprach er. Wiedergewählt wurden Manfred Trenkle und Kassierer Roland Lauber. Zum Nachfolger der Schriftführerin Claudia Caputo wurde Bernd Mugrauer gewählt. Claudia Caputo wurde neu in die Riege der Beisitzer aufgenommen, zusammen mit den wiedergewählten Amtsinhabern Alexandra Bäumle, Maria Faller, Elisabeth Kiefer, Volker Rieger, Edgar Schäuble und Angela Zettl. Sie bleibt vorerst Schriftführerin des vom Verein getragenen Weltladens in Murg. Willi Moosmann ist weiterhin für dessen Geschäftsführung verantwortlich, möchte aber künftig die Leitung des Vereins von der Geschäftsführung des Weltlädeli trennen. Die Mitgliederversammlung fand wegen der Infektionsschutzauflagen im Pfarrsaal von Obersäckingen statt.

Corona-Krise setzt Verein zu

Wegen der Corona-Krise mussten die meisten Veranstaltungen des Vereins ausfallen. Der Weltladen war vom 18. März bis zum 11. April geschlossen, bot aber einen Lieferservice an. Am 12. Mai wurde er mit Hygienekonzept und eingeschränkten Öffnungszeiten wiedereröffnet, aber ab September wird das Weltlädeli täglich Kunden empfangen. Vor dem Lockdown hatte der Verein Verkaufsaktionen und Vorträge zu Themen der Entwicklungszusammenarbeit und des fairen Handels organisiert. Im vergangenen Dezember wurde der Fair-Trade-Titel für die Gemeinde Murg, mit dem sie erstmals 2014 ausgezeichnet worden war, erneuert. Abgesegnet wurden die Berichte über die Entwicklung des Spendenkontos für das Kinderheim Tablada in Peru und über das Spendenkonto für Rugazi in Uganda.

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Das Weltlädeli erzielte im Vorjahr Bruttoeinnahmen von 133000 Euro und erwirtschaftete einen Überschuss von 1200 Euro. „Wir geben die Mehrwertsteuersenkung nicht an die Kunden, sondern an unsere Partner im Süden weiter“, so Willi Moosmann. In diesem Jahr wird der Verein 3000 Euro für das Kinderheim Tabalda spenden sowie einen Studenten aus El Salvador und eine Studentin aus Uganda bei ihrer Ausbildung unterstützen.