Herr von Au, hatten die Technischen Dienste mehr oder weniger Arbeit durch die Corona-Pandemie?

Wir waren vollbeschäftigt, Kurzarbeit war für unsere Abteilung zu keiner Zeit ein Thema.

Aber allein durch die ausgefallenen Veranstaltungen ist doch ein großer Aufgabenblock weggefallen, oder?

Das stimmt – aber die Corona-Pandemie hat neue Aufgaben mit sich gebracht. Denken Sie an die Vielzahl von Hinweisschildern, die wir anbringen und immer wieder erneuern mussten, da sie oft beschädigt werden. Zudem hat sich durch die Pandemie der Organisationsaufwand erhöht, da beispielsweise kleinere Einsatzfahrzeuge nur noch mit einer Person besetzt werden konnten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren waren wir außerdem wieder stärker im Winterdienst gefordert.

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Hat sich durch Corona etwas nachhaltig in Ihrer Arbeit verändert?

Sicher nicht grundsätzlich, aber der Zwang, die Mobilität unserer Mitarbeitenden an die Corona-Bedingungen anzupassen, brachte auch neue Ideen. So haben wir ein Lastenrad bestellt, mit dem zukünftig schnell und energieschonend kleinere Aufträge im Stadtgebiet erledigt werden können. Das freut viele Kolleginnen und Kollegen, dient es doch ganz nebenbei auch ihrer Gesundheit.

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Das schont die Umwelt und das Portemonnaie, könnte man mit Blick auf den Sparkurs der Stadt etwas flapsig festhalten.

Das stimmt für das Portemonnaie einerseits, andererseits sind wir von gewissen Einflüssen nicht unabhängig, etwa von den gestiegenen Betriebskosten für Diesel oder für Holz. Unsere Schreinerei baut ja viele Dinge selbst, denken Sie nur an die Spielgeräte für die Spielplätze. Der Holzpreis ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 bis 70 Prozent gestiegen. Natürlich können wir auch nicht unseren Fuhrpark stilllegen, nur weil die Treibstoffpreise stark steigen. Es zahlt sich jetzt auch aus, dass wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich in unseren Fahrzeug- und Maschinenbestand investiert haben, sodass wir jetzt auch eine gewisse Zeit überbrücken können.

Große Investitionen sind also nicht nötig – wo kann denn gespart werden?

Nun, wir sind beispielsweise geplante Stellennachbesetzungen eher zögerlich angegangen. Dann sind wir an unsere Lagerbestände gegangen und bauen diese bis auf einen Mindestbestand ab. Das sind die kleineren Beiträge. In unserem Aufgabenspektrum müssen wir unterscheiden. Es gibt Aufgaben, die uns der Gesetzgeber vorgibt, da können wir nicht sparen, etwa bei der Verkehrssicherungspflicht. Wenn ein Baum gefällt werden muss, weil Gefahr droht, dann ist das sofort zu erledigen, das kann dann nicht verschoben werden.

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Auch der Gemeinderat bestimmt über gewisse Bereiche.

Das stimmt, etwa bei der Straßenreinigung. Der Standard, wie oft und welche Straßen gereinigt werden, das ist auch eine politische Entscheidung. Die können wir nicht in eigener Verantwortung treffen. Spielraum haben wir bei unseren freiwilligen Aufgaben. Dazu gehört zum Beispiel der Blumenschmuck. Verzichten wir künftig auf den Wechselflor, also die jahreszeitlich angepasste Bepflanzung, dann ließe sich damit sicher einiges einsparen. Diese Fragen haben wir diskutiert. Auch die intensive Pflege unserer vielen städtischen Beete und Parks ist eine freiwillige Leistung.

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Die ist die Bürger von Rheinfelden wichtig, oder?

Das bekommen wir zumindest gespiegelt. Und meine Kollegen geben sich immer viel Mühe und haben tolle, kreative Ideen. Für mich ist aber immer wichtig: Ist die getroffene Sparmaßnahme nachhaltig? Das heißt, wenn ich mich entschließe, ein, zwei Jahre ein Blumenbeet weniger zu pflegen, dann muss ich eventuell im dritten Jahr viel mehr Pflege aufwenden, nur um den Ursprungszustand wiederherzustellen.

Passt der Stellenschlüssel für Sie oder bräuchten Sie eigentlich mehr Mitarbeitende?

Im Vergleich zu anderen Städten sind wir in Rheinfelden leicht unterdurchschnittlich besetzt, aber wir kommen hin. Allerdings müssen wir uns schon auf unsere Kernkompetenzen fokussieren; jetzt vielleicht noch etwas mehr als früher. Denn die Technischen Dienste müssen wettbewerbsfähig bleiben.

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Können Sie das präzisieren?

Nehmen wir den Straßenbau: Mit unserem Know-how könnten wir auch längere Strecken von Straßen erneuern, wir bräuchten dafür aber ungleich länger als private, spezialisierte Firmen, die vor allem entsprechende Maschinen haben. Einen solchen internen Auftrag dürfen wir also aus wirtschaftlichen Gründen nicht annehmen.

Liebevolle Akzente setzen die Mitarbeitende der Technischen Dienste.
Liebevolle Akzente setzen die Mitarbeitende der Technischen Dienste. | Bild: Verena Pichler

Die Technischen Dienste sind Teil der Stadt Rheinfelden, die 2022 ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Gibt es dazu einen besonderen Beitrag?

Auch beim Jubiläum schlägt sich ja der Sparkurs nieder, ein großes, florales Event dürfen Sie also nicht erwarten. Allerdings geht man in so ein Jubiläumsjahr auch nicht erst ein Jahr vorher. Vieles, was Sie jetzt blühend sehen, haben wir im Vorgriff des Jubiläums schon vor Jahren angelegt.

Finden Sie es bedauerlich, dass die Stadt ihr Jubiläum wegen der finanziellen Situation nicht gebührend feiern kann?

Es braucht mehr als Geld, um auf etwas stolz zu sein: Rheinfelden war 1922 bestimmt eine lebenswerte Stadt. Es gab Arbeit, es gab Wohnraum. 2022 ist Rheinfelden für mich eine liebenswerte Stadt. Wenn die Menschen, die hier leben, das auch so sehen, ist unser Ziel zum Jubiläum erreicht.