Wenn sich alle Waldränder so entwickeln würden wie Bernhard Meiers am Nordosthang, stünde es um Artenvielfalt und Klimastabilität besser. Auf einer Fläche von einem Hektar wertet der Degerfelder die Natur beispielhaft auf. Aus der Monokultur hoher Buchen hat sich mit fachlichem Rat von Forstrevierleiter Gerd Fricker in 15 Jahren eine Fläche mit 45 verschiedenen Gehölzen entwickelt. Wanderer auf dem Westweg können auf Erklärtafeln Wissenswertes erfahren.
Alles kostet viel Arbeit und Geld
„Die Natur hat viel selbst gemacht“, meint Meier, dessen großes Hobby Wald heißt. Auch wenn Geld dafür nicht die große Rolle spielt, die Zeit, die er für Pflege verwendet, ist Geld wert. „Das kostet Arbeit und Geld“, sagt Förster Gerd Fricker, der seinem Forstwirtschaft studierenden Praktikanten Luca Kiener aus Karsau die Augen auf dem Rundgang dafür öffnet, was möglich ist, wenn Bewusstsein dafür da ist.

32 Strauch- und Pflanzenarten
In der Umgebung finden sich noch einzelne Beispiele davon, wie Wald aussieht, wenn er, so Fricker, aus dem „Auslaufmodell Fichte“ besteht. Der Kontrast ist enorm. Rechts des Weges hat sich über einen Zeitraum von über zehn Jahren Vielfalt entwickelt. Allein auf den neun Ar Waldrand zählt Meier heute 32 Strauch- und Pflanzenarten. Viele Pflanzen hat der Wind als Samen in den Boden eingetragen: Hainbuche, Birke, Bergahorn und Eiche sind das erfreuliche Ergebnis.

Gesteuerte Naturverjüngung
Fricker nennt die Entwicklung „gesteuerte Naturverjüngung“, denn ohne menschliche Regulierung würde sich die Vielfalt nicht einstellen, weil einzelne Arten andere wieder in den Schatten stellen. Meier schneidet mit der Astschere ab, was die Vielfalt bedroht. „Jedes Jahr lichte ich stark aus, denn der Waldrand mit seinen niederen Gehölzen soll Waldrand bleiben.“
Neophyten haben hier keine Chance
Dort hat sich auch Weißdorn mit seinen roten Beeren verbreitet. Er wurde gezielt gepflanzt, ebenso Schneeball oder Hundsrose (Hagebutte), Kornellkirsche und Holunder. Fricker hat bei der Auswahl beraten. Grundsätzlich wächst nur, was „heimisch ist und nicht so häufig vorkommt“. Den Brombeerranken bietet Meier fortlaufend Einhalt, damit sie nicht alles überwuchern. Bildet sich auf dem Boden ein grüner Teppich, haben Neophyten wie das indische Springkraut kaum Chancen, sich zu entfalten. Eine „löbliche Ausnahme“ nennt Fricker das Vorzeigewäldchen. Dieses Ergebnis ergibt sich aber nur, wenn sich die Natur nicht ganz selbst überlassen ist.
Viele nützliche Insekten und Vögel
„Das ist mein Erholungsraum, oft sehe ich aber auch noch Arbeit“, räumt Meier ein. Sein Einsatz wird belohnt mit vielen nützlichen Insekten und damit auch Vögeln. 60 Arten finden hier Nahrung. Dompfaff, Kernbeißer, Eichelhäher, Mönchsgrasmücke und Rotkehlchen fühlen sich in dieser Umgebung wohl. Aber auch Siebenschläfer und Haselmaus. Unlängst hat Meier anhand einer Feder herausgefunden, dass auch ein Kleinspecht mit von der Partie ist. Vor allem aber beobachtet er alle Arten von Meisen.
Douglasien werfen zu viel Schatten
Hinter dem buschigen Waldrand wachsen Elsbeere, Maroni, Nussbäume, Eichen, Akazien und Kastanien in die Höhe. Damit alle zu ihrem Recht kommen, verschafft auch hier Meier den Bäumen immer wieder „Luft“. Von Douglasien rät er aus sozialer Verantwortung ab, denn diese Riesen werfen zuviel Schatten auf das bebaute Tal. Meier führt gerne Schüler durch sein Biotop und jeden, der sich für einen artenreichen Wald interessiert. Eine Infotafel zum Mittel- und Niederwald hat er unlängst am Weg aufgestellt.
Derzeit läuft eine Waldflurbereinigung
„Es gibt sehr wenige solche Waldbesitzer“, bedauert Fricker. Er wünscht sich mehr Menschen, die eine bewusste Einstellung zum Wald haben, dann wäre Waldnotstand kein Thema. Allein auf Degerfelder Gemarkung zählt er um die 300, die Mini-Parzellen ihr Eigen nennen. Damit sich dieser Flickenteppich über 423 Hektar auflöst, läuft derzeit eine Waldflurbereinigung. Grundsätzlich haben Private die Möglichkeit, über die Forstwirtschaft im Kreis aber einen Waldinspektionsvertrag abzuschließen. Dann erhalten sie einmal im Jahr Bericht über den Zustand ihres Besitzes. Fricker betreut zehn Verträge.
Darüber hinaus melden sich bei ihm immer wieder mal Besitzer aus den 1200 Hektar Privatwald auf Rheinfelder Gemarkung, die ihn um Rat fragen, wenn sie sehen, dass der Borkenkäfer am Werk ist.