Ralf H. Dorweiler

Im Rahmen der Haushaltsberatungen berichtete Armin Zimmermann, der Leiter des Amts für Kinder, Jugend und Soziales, am Montag über den Stand der Kinderbetreuung. Schnell wurde klar: Rheinfelden hat ein Problem. Aktuell befinden sich 67 Kinder auf der Warteliste für einen Kitaplatz. Bisher angedachte Lösungen dauern zu lange. Dafür wird nach Alternativen gesucht.

67 Kinder auf der Warteliste

2018 wurde in Rheinfelden 383 neue Babys gemeldet, weit mehr als in den Vorjahren. Auch 2019 dürften es um die 360 neue Kinder geben. Demgegenüber stehen 303 Kita-Plätze für unter Dreijährige (U3) und 1075 Kindergartenplätze für Kinder ab drei Jahren (Ü3). Aktuell stehen 67 Kinder auf der städtischen Warteliste. „Das entspricht etwa vier Gruppen“, so Zimmermann im Gespräch. Für diese Kinder gibt es keine Betreuungsmöglichkeit, auch wenn Eltern einen Rechtsanspruch darauf haben. Eine Mutter hat bereits Klage eingereicht, wie sie der mitteilte. Immer mehr Eltern beschweren sich beim Landratsamt, in Rheinfelden keinen Kita-Platz zu bekommen.

Die Zahl der Kinder ohne Kitaplatz wird aber wahrscheinlich sogar noch steigen. So soll der Einschulungsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni zurückgesetzt werden. Bisher sind Kinder, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, ab dem nächsten Schuljahr schulpflichtig. Durch die Rückdatierung nimmt die Zahl der Kinder zu, die noch nicht in die Schule kommen. Auch wenn die Umstellung auf Drängen des Städtetags stufenweise erfolgen soll (über drei Jahre je einen Monat Umstellung), bedeutet das die nächsten drei Jahre jährlich einen rechnerischen Mehrbedarf von 25 Plätzen.

Dazu kommen Zuzüge und neue Wohngebiete. „Wir machen im Amt seit Jahren eine fast wissenschaftliche Kindergartenbedarfsplanung“, erläutert Zimmermann. Die zeigt: Der Bedarf steigt und steigt, auch wenn Rheinfelden bereits beständig die Betreuungskapazitäten ausgebaut hat.

Neuer Kindergarten bis 2024

Zudem steigt die Betreuungsquote. Im U3-Bereich hatte man damit gerechnet, dass 37 Prozent der Kinder einen Krippenplatz brauchen. Die Entwicklung sieht aber anders aus: „Ich erwarte, dass in zwei bis drei Jahren die Betreuungsquote U3 bei 50 Prozent liegen wird“, so der Amtsleiter.

Zusammen mit dem St. Josefshaus ist die Stadt in der Planung eines Kindergartens mit sechs neuen Gruppen. Zimmermann sieht eine Inbetriebnahme frühestens in 2023, „tendenziell eher 2024“ als realistisch. Im von der Wohnbau neu überplanten Wohngebiet Römerstraße war die Idee, dass die Wohnbau eine Kita baut und die Stadt diese anmietet. Auch hier waren sechs Gruppen angedacht.

Um die Kosten wirtschaftlich darstellen zu können, müssten aber alle möglichen Zuschüsse angefordert werden. Ein Antrag für eine Aufnahme im Rahmen des Stadtsanierungsprogramms könne aber frühestens ab Oktober 2020 gestellt werden. „Dann wird man wohl erst 2023 in Betrieb gehen können“, meint Zimmermann.

Mögliche Erweiterung im Pauluskindergarten

Vor drei Wochen fand ein Gespräch mit Vertretern der evangelischen Kirchengemeinde statt. Die Stadt hatte schon einige Zeit überlegt, ob der Pauluskindergarten für eine Erweiterung in Frage käme. Dies wurde nun besprochen, wobei man sich einigte, dass zwei Gruppen zusätzlich angebaut werden könnten. Würde man beide Gruppen mit einer Halbtagsbetreuung (VÖ) im Bereich der über Dreijährigen anbieten, dürfte man in den beiden Gruppen 50 Kinder unterbringen. Ein Votum des Kirchengemeinderats stehe aber noch aus. Zimmermann denkt, dass bis zum 1. März 2022 eine Eröffnung möglich sein sollte.

Zimmermann spricht auf die Frage den „interkommunalen Austausch“ an, also auch an anderen Orten nach einer Betreuung zu suchen. Ansonsten fördert Rheinfelden die Kindertagespflege. Aktuell werden 40 Kinder von 15 Tagesmüttern betreut. Neue Tagesmütter befinden sich beim Familienzentrum in Ausbildung. Härtefälle (alleinerziehende Eltern, Kind mit besonderem Bedarf und so weiter) würden im Amt gesondert betrachtet.