Herr Wendland, Einzelhandel und Gastronomie haben es derzeit alles andere als leicht. Wer ist am meisten von der Krise betroffen?
Das betrifft alle Branchen, quer durch die Bank. Als erste waren Gastronomie und Hotellerie betroffen, da diese ganz zu Beginn der Krise ihren Betrieb einschränken mussten. Mittlerweile sind auch der normale Einzelhandel und fast alle Dienstleistungen betroffen, bis auf den Lebensmittelhandel, der derzeit floriert.
Wo bekommen die Gewerbetreibenden Hilfe?
Die Wirtschaftsförderung hat auf der Website www.wirtschaft-rheinfelden.de alle wichtigen Informationen zusammengesammelt und aktualisiert diese ständig. Dort gibt es viele Links, die zu verschiedenen Themen führen, außerdem haben wir dort auch weitergehende Informationen nach Branchen gegliedert aufgelistet.
Welche Hilfsangebote gibt es?
Zum einen gibt es das Soforthilfeprogramm. Das sind einmalige Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern können bis zu 9000 Euro, solche mit bis zu zehn Mitarbeitern 15.000 und mit bis zu 50 Mitarbeitern 30.000 Euro für drei Monate erhalten. Das Kurzarbeitergeld ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Unternehmen, die das umsetzen möchten, sollten den Antrag bei der Agentur für Arbeit unbedingt noch im März stellen, dann bekommen sie das Kurzarbeitergeld noch für den ganzen März.
Welche Programme gibt es noch?
Ein dritter großer Brocken sind bestehende Programme der KfW, der L-Bank und der Bürgschaftsbanken, die es bisher schon gab, die aber angepasst wurden. Gerade für kleine Unternehmen eignen sich diese Hilfen aber nicht immer, denn sie müssen über die Hausbank beantragt werden. Kleinen Firmen und Soloselbstständigen, die durch die Krise teilweise Probleme mit der Kreditfähigkeit haben, können die Banken auch keinen Kredit geben. Diese sollten eher auf die Soforthilfe und Kurzarbeit zurückgreifen. Für Mittelständler lohnen sich diese Kreditbasierenden Förderprogramme schon eher.
Gibt es noch weitere Möglichkeiten?
Weitere Möglichkeiten sind etwa das Herabsetzen von Steuerzahlungen und Stundungen, also das Verschieben von fälligen Beiträgen. So hat auch die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, Anm. d. Red.) angekündigt, durch Stundungen von Beiträgen den Unternehmen entgegen-zukommen. Auf der städtischen Webseite gibt es auch viele Informationen für Selbstständige aller Branchen.
Was kann ein Arbeitnehmer tun, der Ausfälle hat, weil er in Quarantäne ist und nicht arbeiten kann?
Da greift unter Umständen das Infektionsschutzgesetz. Arbeitnehmer, die wegen Quarantäne einen Verdienstausfall haben, können nachträglich beim Gesundheitsamt einen Antrag auf Erstattung der Lohnausfälle stellen.
Was kann die Stadt selbst tun, um den Einzelhandel zu unterstützen?
Wir können, wie wir es schon getan haben, Angebote zusammenfassen. Das Einzige, was sonst noch getan werden kann, ist eine Stundung der Gewerbesteuer. Dies betrifft aber häufig ebenfalls nur die größeren Unternehmen, die kleinen zahlen meist nicht viel Gewerbesteuer. Wer solch eine Stundung möchte, muss diese bei der Stadt beantragen, dann wird diese Möglichkeit geprüft.
Werden alle Betriebe in der Stadt die Krise überstehen?
Ich schätze, dass es den einen oder anderen geben wird, der die Krise nicht übersteht. Es würde mich wundern, wenn es alle schaffen. Viele Rheinfelder Unternehmen sind gut aufgestellt, aber wir wissen nicht, wie lange die Krise geht. Bisher gelten die Maßnahmen bis nach den Osterferien, aber wenn es bis in den Sommer geht, bekommen auch die größeren Unternehmen Probleme. Und auch, wenn die Krise zu Ende ist, ist nicht einfach alles gut. Viele Unternehmen verschulden sich derzeit und nehmen Kredite auf, im Nachgang gibt es dann keinen Puffer mehr. Es muss kein sofortiger, es kann auch ein schleichender Exitus sein. Es ist wie mit der Krise insgesamt: Das Ziel ist, Zeit zu gewinnen und alle Register zu ziehen, um den Betrieb am Laufen zu halten, bis die Wirtschaft wieder aufwärts geht.
Viele Unternehmen tun sich derzeit mit kreativen Ideen hervor.
Ja, das ist das Positive an dieser Krise, dass Ideen wie etwa Onlineshops und Lieferservices umgesetzt werden. Die Krise ist praktisch ein Durchlauferhitzer für Innovationen. Vieles, von dem man vorher dachte, das braucht man nicht, braucht man jetzt doch. Es gibt in Rheinfelden schon erste gute Ansätze.