Knapp 1,1 Millionen Euro bekommt die Stadt Rheinfelden aus dem Digitalpakt der Bundesregierung, um die Schulen digital aufzurüsten. Ein Teil ist bereits erfolgt, im Hauptausschuss gab es nun einen Überblick über den aktuellen Stand. „Wir wissen um die Mammutaufgabe, die auf uns zukommt“, sagte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Es sei schon einiges erreicht, aber die Digitalisierung bleibe Daueraufgabe.
Schulen erstellen Medienentwicklungspläne
Zu den knapp 1,1 Millionen Euro vom Bund muss die Stadt einen Eigenanteil von 215.780 Euro erbringen. Um das Fördergeld zu bekommen, müssen die Schulen sogenannte Medienentwicklungspläne erstellen, von denen einer bereits genehmigt wurde. Drei weitere liegen vor, die anderen sind in Arbeit, sagte Vanessa Hühnerli, zuständig im Hauptamt für Schulen und Sport.
Bisher wurden insgesamt 400 I-Pads angeschafft, außerdem hat die Stadt einen Leihvertrag ausgearbeitet, mit dem Schulen Geräte an Schüler verleihen können. Probleme mache allerdings die aktuell wochenlange Wartezeit auf neue Geräte.
Stephan Müller, Abteilungsleiter Information und Kommunikation, stellte vor, wie weit die einzelnen Schulen schon sind. In einem Ampelfarbenvergleich stehen die Goetheschule und die Dinkelbergschule auf grün, alle anderen auf gelb. Die beiden grünen Schulen haben Kabelanbindung und WLAN, in Eichsel soll der Internetanschluss über Breitband jetzt kommen. Hier und in Minseln gibt es Beamer und iPads sowie ein interaktives Display.
An der Goetheschule gibt es einen Medienraum mit Beamer und Lautsprechern, außerdem zwei Smartboards, in jedem Klassenzimmer einen PC und 32 iPads. Perspektivisch sollen überall auch die Lehrer mobile Geräte bekommen, außerdem soll es Geld für Fortbildungen und für die Administration der Geräte geben.
Corona-Krise zeigt Defizite auf
Die Mitglieder des Hauptausschusses waren sich einig, dass die Corona-Krise die Defizite in der Digitalisierung aufzeigt. „Es ist beruhigend, dass man sieht: Es geht was“, sagte Karin Reichert-Moser (Freie Wähler). Aber es sei noch ein langer Weg. Uwe Wenk (SPD) wollte wissen, ob die Schulen für einen zweiten Lockdown gerüstet sind. Sie könnten von heute auf morgen ins Home-Schooling wechseln, antwortete Stephan Müller. Wichtig sei auch, nicht nur die Technik im Blick zu haben, so Paul Renz (CDU), sondern diese auch mit einem pädagogischen Konzept zu verknüpfen – und mit der Weiterbildung der Lehrer. Er regte eine Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule (DHBW) im Bereich Informatik an. Laut Hauptamtsleiter Hanspeter Schuler habe man die Möglichkeit einer Zusammenarbeit bereits im Kopf. Aber: „Wir machen viel selbst, auch im Vergleich zu anderen Schulträgern. Und ich will das Land nicht aus der Pflicht lassen.“
IT-Hausmeister sei nötig
Eckhart Hanser (CDU), der an der DHBW das Studienzentrum IT-Management und Informatik leitet, gab zu bedenken, dass die DHBW keine Lehrer ausbilden dürfe, das obliege den Universitäten. Die Rheinfelder Schulen sieht er auf einem guten Weg. Dass die Stadt sich für Tablets entschieden habe, sei eine gute Idee, weil diese besser auf die Lehrinhalte und Apps abgestimmt seien als Computer. Ein Manko sieht Hanser zum einen darin, dass die EDV-Systeme immer mitlaufen sollten, auch wenn die Schüler präsent sind – so könne man schneller umstellen, wenn jemand krank wird oder eine Klasse in Quarantäne muss. Zum zweiten fehle eine Art IT-Hausmeister für die Wartung der Geräte: „Die Lehrer können das nicht leisten“, so Hanser. Für Eberhardt kündigt sich ein Paradigmenwechsel an. Sei die Stadt bislang bei den Schulen für Gebäude, Sekretariat und Toiletten zuständig, kämen nun mit der Digitalisierung auch pädagogische Inhalte hinzu. Und: „Wir stellen gern einen IT-Hausmeister ein – wenn denn die Finanzmittel nachhaltig sind.“