Rheinfelden – Ohne rot-gelb-grüne Fähnli über Rheinfeldens Straßen ist die Fasnacht kaum vorstellbar. Das Hängen ist eine Ehre, sagt Jürgen Zöhner von den Dinkelberg-Schraten.

Herr Zöhner, wie kamen die Dinkelberg-Schrate zu dieser Aufgabe, die sie nun seit 52 Jahren ausführen?

Unsere Clique wurde 1973 von Oberzunftmeister Roland Glück angefragt. Uns gab es da erst zwei Jahre. Zunächst machten wir es gemeinsam mit der Draischiibe, dann mit den Nollinger Berggeistern. Seit 1995 machen es die Dinkelberg-Schrate alleine.

Wann legen Sie an den Samstagen los?

Wir beginnen um 8 Uhr auf dem Oberrheinplatz und fahren dann entlang der Umzugsstrecke fort durch die Karl-Fürstenberg-Straße bis zum Kastanienpark, am Hieber vorbei bis zur Kronenstraße und dann die Friedrichstraße zurück, an der Rudolf-Vogel-Anlage vorbei, durch die Unterführung bis zur Rheinbrücke. Dabei dekorieren wir den Engelsplatz beim Hieber und den Friedrichplatz besonders intensiv, dafür die Strecke neben dem Hieber etwas weniger, weil dort Möglichkeiten fehlen, an denen wir die Fähnli befestigen können. Auch in der Rheinbrückstraße fällt aus diesem Grund die Dekoration etwas bescheidener aus. Wir beginnen immer mit dem Oberrheinplatz, damit wir dort rechtzeitig fertig sind, bevor dort der Narrenbaum gestellt wird. Früher wurden Oberrheinplatz und Friedrichplatz vom Werkhof geschmückt.

Wie geht das Aufhängen vonstatten?

Wir arbeiten händisch mit ausfahrbaren Leitern, die bis zu acht Meter lang sind. Zum Glück sind sie heute aus Aluminium; dennoch brauchen wir kräftige Männer, die sie tragen. Wir haben einige Feuerwehrleute in unseren Reihen, die auf die Sicherheit achten. Früher nähten wir die Fähnli selbst aus Stoff, heute sind auch sie aus Kunststoff. Damit sind sie witterungsresistenter und nicht so schwer, wenn sie nass werden. Sind die Seile zu lang, kürzen wir sie; sind sie zu kurz, knoten wir sie zusammen. Für die großen Plätze bewahren wir die langen Seile gesondert auf. Beteiligt sind zwischen acht und 14 Frauen und Männer; für die Strecke brauchen wir ungefähr fünf Stunden. Bisweilen werden wir gefragt, warum wir keinen Hubsteiger benutzen. Aber den jedes Mal auszurichten, würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Das Abhängen erfolgt am Samstag nach Aschermittwoch in derselben Richtung. Das geht dann schneller.

Worauf müssen Sie beim Aufhängen achten?

Das Wichtigste ist: keine Hektik, sondern Ruhe, Konzentration und immer die Leiter sichern. Wir hängen die Fähnli mindestens vier Meter hoch, um beim Umzug weder Fasnachtswagen noch Rettungsfahrzeuge zu behindern. Außerdem wollen wir verhindern, dass sie von Randalierern abgerissen werden. Zum Befestigen sind wir auch auf die Nutzung von Privateigentum angewiesen. Dazu sind fast alle Anwohner seit Jahrzehnten bereit. Es gab früher ganz wenige Ausnahmen, wo wir das nicht durften; da haben wir keine aufgehängt.

Gibt es Probleme mit dem Verkehr auf der Friedrichstraße?

Nein, die Autofahrer waren bisher immer geduldig und verständnisvoll.

Wie motivieren sich die Dinkelberg-Schrate für eine solche Arbeit, die kaum öffentliche Resonanz erfährt?

Wir stellen das nicht in Frage. Das ist unser Beitrag für eine gelungene Fasnacht. Außerdem kennen und schätzen uns die Anwohner in der Innenstadt. Die Bewohner im Betreuten Wohnen in der Kronenstraße haben eine richtige Freude, wenn wir an ihre Balkone kommen. Auch die Marktbeschicker auf dem Wochenmarkt kennen uns und machen uns etwas Platz, wenn wir in die Bäume müssen. Für uns als Clique ist es ein Pflichttermin, aber vielmehr auch ein geselliger Anlass, weil wir jeweils nach dem Auf- und Abhängen gemeinsam essen gehen. Das Mittagessen spendiert uns die Narrenzunft; das ist klasse!

Fragen: Doris Burkhardt

Zur Person: Jürgen Zöhner ist seit 1999 Mitglied der Dinkelberg-Schrate und seit 2009 Vorsitzender des Vereins.