Rheinfelden – Im neuen Bürgerheim Rheinfelden wird nicht mehr selbst gekocht, das Essen wird angeliefert. Der Gemeinderat hat beschlossen, das Catering für das Seniorenzentrum an die Firma Sander Gourmet aus Rheinland-Pfalz zu vergeben. Der Vertrag ist auf maximal vier Jahre beschränkt und beläuft sich in Summe auf 653.000¦Euro. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurden vor allem Sorgen wegen der Qualität des Essens geäußert – und die langen Lieferwege.

Im Rahmen des Um- und Neubaus des Bürgerheims hatte der Gemeinderat im Jahr 2022 beschlossen, das Essen künftig liefern zu lassen. Die Speisekomponenten sollen in der Küche vor Ort nur noch zum Verzehr vorbereitet werden. Von diesem Verfahren versprach sich die Verwaltung vor allem eines – weniger Kosten. Die Entscheidung für die Essenslieferungen ging auf die Empfehlung eines Fachgutachtens zurück, das Einsparpotenziale von mehr als 200.000 Euro für möglich hielt.

Drei Angebote hatte die Verwaltung prüfen lassen. Die ausgewählte Firma Sander Gourmet sei „ein Großunternehmen mit guten Referenzen“, sagte Bürgermeisterin Kristin Schippmann. Alle erforderlichen Unterlagen zur Eignung lägen vor, die Verwaltung schätzt die Firma als leistungsfähig ein. Ausschlaggebend für den Zuschlag war der Preis: Mit 163.000¦Euro jährlich sei das Angebot aus Rheinland-Pfalz etwa 37¦Prozent günstiger als das des zweitplatzierten Anbieters. „Für dieses Verfahren, mit dem Preis als Kriterium, haben wir uns in der vergangenen Legislaturperiode entschieden“, erinnerte OB Klaus Eberhardt. Es werde in vielen Häusern erfolgreich angewandt. Trotzdem gab es fraktionsübergreifend kritische Nachfragen. Im Vorhinein hatten sich bei der Abstimmung im Bürgerheimausschuss fünf Mitglieder der Stimme enthalten – eine hohe Zahl, wie Dieter Meier (CDU) betonte. „Essen ist ein Tageshöhepunkt, es muss hochwertig sein. Da kann man nicht nur sagen, das Geld stimmt“, so Meier. Bedauern äußerte Karin Paulsen-Zenke von der SPD darüber, dass die zwei regionalen Anbieter wegen ihres höheren Preises ausgeschieden waren.

Essen ist 370 Kilometer unterwegs

Stefanie Bläsi von WSR sorgt sich um die begrenzte Haltbarkeit der Komponenten und den Transport. „Warum muss der Anbieter so weit weg sein? Und muss es immer das Billigste sein? Ich glaube, es ist nicht das, was Menschen mit Pflegebedarf brauchen“, sagte sie. Auch Silvia Rütschle (Freie Wähler) bemängelte die Anfahrt von 370¦Kilometern. Ihre Frage, ob die Firma weitere Kunden in der Region beliefere, konnte Bürgermeisterin Schippmann nicht beantworten. Zufrieden zeigte sich Anette Lohmann (GAR) mit den nachgereichten Angaben. Sander Gourmet sei auch dem Küchenleiter des Bürgerheims bekannt. „Wir haben alle Referenzen einzeln angerufen“, versicherte die Bürgermeisterin. SPD-Mann Gustav Fischer sah Zweifel an der Qualität ausgeräumt: „Der Skiverband am Stützpunkt Saarland ist auch Kunde. Das spricht doch für eine gewisse Qualität.“

„Es ist gut, dass wir uns nicht alle Rückwege verbaut haben“, sagte Jörg Moritz-Reinbach (Bündnis Grün-Sozial). Gemeint sind die 50¦Quadratmeter mehr Küchenfläche, die der Gemeinderat 2022 im Zuge des Catering-Beschlusses in die Planung aufgenommen hatte. Dort sollte man gegebenenfalls nachrüsten können, falls doch wieder selbst gekocht werden sollte. Dem erteilte OB Eberhardt eine Absage: „Der Gemeinderat sollte zu seinen Entscheidungen stehen. Jetzt probieren wir es mit dem schon beschlossenen Verfahren.“ Der Gemeinderat stimmte der Catering-Vergabe an Sander Gourmet mehrheitlich zu. Das Bündnis Grün-Sozial lehnte den Antrag ab.