Drei Konfessionen, zwei Nationen, sechs Geistliche: Die traditionelle Feier von Christi Himmelfahrt der evangelischen, römisch-katholischen und alt-katholischen Gemeinden beider Rheinfelden auf dem Inseli dürfte in dieser Konstellation einzigartig sein. Doch dieses Jahr müssen Schweizer und Deutsche jeder für sich nach Alternativen suchen. Die gute Nachricht: Ökumenisch wird auf beiden Seiten gefeiert.
„Die Enttäuschung ist groß“, sagt Michael Schmidt, Diakon der römisch-katholischen Seelsorgeeinheit St. Josef: Der Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Inseli mit den evangelischen und alt-katholischen Glaubensgeschwistern aus beiden Rheinfelden, „das größte ökumenische Fest und eine langjährige Tradition“, kann heuer wegen der Grenzschließung am 21. Mai nicht stattfinden. Eine Feier mit den Schweizer Christen war seit 16. März ausgeschlossen. Geplant hatte man die Veranstaltung bis dahin noch zu sechst.
Nicht auf die Ökumende verzichten
Doch Schmidt für die römisch-katholische sowie die Pfarrer Joachim Kruse für die evangelische und Armin Strenzl für die alt-katholische Gemeinde wollten zumindest auf der deutschen Seite nicht auf Ökumene verzichten, nachdem erst Ende April bekannt wurde, dass Gottesdienste unter Sicherheitsauflagen wieder stattfinden dürfen. In wenigen Tagen organisierten die drei Geistlichen deshalb einen Freiluftgottesdienst auf dem Vorplatz der katholischen Kirche St. Josef, der am 21. Mai um 11 Uhr für eine halbe Stunde stattfinden wird.
Die Feier wird begleitet von der Bläsergruppe der evangelischen Gemeinde. Die Teilnehmer werden den Gottesdienst im Stehen verfolgen und dürfen gemäß den Corona-Regeln nicht singen. Es gibt keine Teilnehmerbegrenzung. Die übliche Prozession von der Christuskirche über St. Josef bis zur alt-katholischen Adelbergkirche entfällt allerdings.
Erste Idee war Mischung aus Flashmob und Sit-In
Von der Stadt abgelehnt worden war Kruses und Schmidts erste Idee, „eine Mischung aus Sit-In und Flashmob“, wie Schmidt sagt, im Tutti Kiesi zu veranstalten. Auf der Wiese hätten laut Kruse bis zu 100 Menschen zusammenfinden dürfen; jeder hätte einen eigenen Stuhl mitbringen sollen. Die beiden katholischen Gemeinden luden vergangenes Wochenende erstmals wieder zum Gottesdienst (die Alt-Katholiken in Bad Säckingen); die evangelische in der Christuskirche bereits zum zweiten Mal.
Auch Peter Grüter, langjähriger Pfarrer in der alt-katholischen Gemeinde Rheinfelden Schweiz, die sich dort christkatholisch nennt, ist „traurig“ über den Ausfall des „einzigartigen Gottesdiensts“. Der Entscheid sei aber mit Blick auf die Gesundheit richtig. Grüter war mit seinem deutschen Pendant, Strenzls Vorvorgänger Rainhard Horch, 2003 Initiator des Inseli-Gottesdienstes. Gebunden an das Kirchenjahr könne die Himmelfahrtsfeier nicht einfach verschoben werden. Eine gemeinsame Feier aller sechs Gemeinden im Herbst, etwa am Erntedankfest, halte er für unwahrscheinlich.
Bis 27. Mai keine Gottesdienste
In der Schweiz dürfen bis mindestens 27. Mai noch keine Gottesdienste stattfinden. Die drei Schweizer Gemeinden haben sich deshalb zu einem rund 45-minütigen Online-Gottesdienst entschlossen, den Grüter, der evangelisch-reformierte Pfarrer Klaus-Christian Hirte und die römisch-katholische Pastoralassistentin Monika Lauper mit zwei Musikern gestalten werden. Der Gottesdienst kann im Internet (www.ref-rheinfelden.ch) mitverfolgt werden.