Die evangelische Kirche in Dossenbach, auch als Pelagiuskirche bekannt, ist sehr auffällig, denn sie steht mitten im Ort auf einem Hügel. Von allen Seiten ist sie gut sichtbar. Zwar steht sie mittlerweile auch bereits seit 143 Jahren, doch für Kirchenbauten gilt das als kurze Zeit. Dieser Neubau entstand, nachdem beim großen Dorfband im Juni 1851 auch die damalige Holzkirche mit ihrem steinernen Langhaus Opfer der Flammen wurde. Dabei war selbst jene Vorgängerin nicht das erste Gotteshaus in Dossenbach.
Wie der Schwörstädter Historiker Wolfgang Klein in seiner Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Dossenbach schreibt, gab es mehrfach Streit um die Größe der jeweiligen Kirchengebäude. 1712 wurde in den Unterlagen ein „mäßig baulicher Zustand“ beschrieben. Das kleine Gebäude war nur etwa 16 Meter lang und 7,50 Meter breit, hatte aber einen knapp 20 Meter hohen Turm. Nach stets zunehmenden Schäden wurde schließlich 1808 die Kirche endlich erneuert.
Dann, 43 Jahre später, folgte der große Brand in Dossenbach. Wie auch heute nach solchen Ereignissen musste zunächst die Finanzierung für den Neubau geklärt werden. 1852 teilte das Finanzministerium mit, dass der noch bestehende Zehntlastenfonds „die Kosten für die Hälfte des Turmes und den Chor mit Innenausbau“ zu tragen habe. Die politische Gemeinde hatte den Fuhr- und Handdienst zu leisten. Etliche Auseinandersetzungen gab es dazu. Tatsächlich wurde die Baupflicht für die Dossenbacher Kirche erst 1978 endgültig fixiert. Demnach ist das Land für Langhaus, Gestühl, teilweise das Treppenhaus und für die Hälfte des Turms zuständig. Die Pfarrgemeinde trägt die Kosten für Chor, Gestühl, Altar, die andere Hälfte des Turms und die Beleuchtung.
Baubeginn 1855
Bei der politischen Gemeinde verbleiben die Pflichten für die Umfassungsmauer, die Orgel, die Glocken samt Gestühl und den Taufstein. Gut drei Jahre lang wurde nach 1851 über Größe und Ausstattung einer neuen Kirche gestritten. Schließlich begann 1855 der Bau. So richtig zügig ging es nicht voran, denn viele der Tagelöhner arbeiteten noch beim Bau der Hochrheinbahn in Niederschwörstadt, und dort wurden sie wohl besser bezahlt. Deshalb wollten sie davon auch nicht ablassen. Wolfgang Klein verweist darauf, dass deswegen etliche Tagelöhner ihre Kinder zur Arbeit nach Dossenbach schickten.
Große Renovierung 1976
Zwar waren mehrere Handwerksfirmen aus der Umgebung verpflichtet, aber auch die ließen sich viel Zeit, weil nicht immer pünktlich bezahlt wurde. Als die Gemeinde kein Geld mehr für den Bau hatte, traten sogar Bürgermeister und Gemeinderat ab. Aber im Folgejahr wurde die Kirche doch fertig. Allerdings, in den Jahren der Not nach dem Dorfbrand ist halt schnell gebaut worden. So dauerte es nicht lange, bis die ersten Reparaturen anfielen. Wolfgang Klein recherchierte, dass 1876 die Rosettenfenster besser eingebaut und 1880 das Langhaus verputzt wurden. Das beste Material konnte in den 1850er Jahren auch nicht eingekauft werden, so war gut 100 Jahre später der Sandsteinboden ausgetreten, Stolperstellen waren entstanden. Bei der großen Renovierung 1976 wurden die inzwischen wurmstichigen Bänke ausgetauscht gegen Stühle, die aber Kirchenbesuchern als deutlich unbequemer empfanden.
Lieblicher Klang für Organisten
Die große Besonderheit der evangelischen Kirche Dossenbach ist allerdings die Orgel. Sie wurde 1862 von Fridolin Merklin aus der berühmten badischen Orgelbauerfamilie erbaut. Mit einem kleinen Vermögen von 1790 Florin sei er dafür gewonnen worden. „Klein aber fein“ ist das Urteil vieler Fachleute über diese Orgel. Sie habe einen lieblichen Klang, meinten namhafte Organisten, die darauf spielten.

Musikalisch zeichnet sie sich durch die sogenannte „Wienerflöte“ aus, dieses Register wurde nur selten eingebaut, unter anderem noch in der Orgel der Tonhalle Zürich aus dem Jahr 1872. Vor allem aber ist sie das einzige vollständig erhaltene Instrument der südbadischen Orgelbauerfamilie Merklin. Nun steht aber eine umfangreiche Sanierung an. Das Gehäuse ist reparaturbedürftig, die Windanlage arbeitet unzureichend, die Pfeifen bedürfen einer Sanierung, ebenso die Klaviaturen.
Chancen stehen gut
Da die Orgel der Gemeinde gehört, ist es Sache des Gemeinderates und der Bürgermeisterin, die Entscheidung zu treffen. Derzeit bestehen gute Chancen, dass die Orgel als Instrument von nationalem kulturellem Rang eingestuft wird. Dann würde es mehr Fördergeld geben. Immerhin werden die Kosten dafür mit 230.000 Euro kalkuliert.