Rheinfelden – „Bei einer Rheinrettung geht es um Sekunden, nicht um Minuten oder Stunden“, sagt Richard Graf. Er ist seit vielen Jahren Leiter des Rheinrettungsdienstes Rheinfelden/Schweiz, welcher zur örtlichen Feuerwehr gehört. Aus seiner Sicht funktioniert die Alarmierung seit Längerem nicht ideal – und das bereitet ihm Sorgen.

Graf gibt ein Beispiel dazu: Am 18.¦Juni ist beim Wasserkraftwerk Rheinfelden eine Frau, die sich für ein Foto auf das Geländer setzte, in den Rhein gestürzt. „Ich war im Garten und sah, dass das Rettungsboot der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft mit Blaulicht rheinaufwärts fuhr. Sofort informierte ich mich, ob auch bei uns auf Schweizer Seite ein Alarm eingegangen ist. Normalerweise wird die Schweizer Seite bei einem solchen Notfall auch aufgeboten.“

Das war hier nicht der Fall, sagt Graf. Er fuhr dennoch zusammen mit einem Feuerwehrkollegen mit dem Rettungsboot, das direkt bei der Schifflände neben seiner Confiserie im Wasser stationiert ist, zum Unfallort. Dort konnte er beim Einsatz helfen, weil er den Rhein in diesem Gebiet wie kaum ein zweiter kennt – für die Frau kam jedoch jede Hilfe zu spät. Wie Graf weiter erklärt, habe es am gleichen Tag einen zweiten Einsatz der DLRG im Rhein gegeben, bei dem die Schweizer Rheinrettung ebenfalls nicht alarmiert worden sei.

Auch wenn von Schweizer Seite aus ein Notruf wegen eines Vorfalls im Rheinfelder Abschnitt des Rheins an die Notrufzentrale in Aarau geht, werde der Rheinrettungsdienst Rheinfelden häufig nicht oder nicht sofort aufgeboten. „Teilweise wird zuerst nur eine Polizeipatrouille geschickt“, bemängelt Graf. „Die Zeit ist das Wichtigste. Je schneller die Retter vor Ort sind, desto größer ist die Chance auf einen erfolgreichen Einsatz.“ Das sieht auch Marc Leber so. „Wir sind unzufrieden, wie es derzeit mit der Alarmierung der Rheinrettung läuft“, bestätigt der Kommandant der Feuerwehr Rheinfelden/Schweiz. Gespräche mit den Verantwortlichen der Notrufzentrale seien bereits im Gange. „Es läuft aber harzig. Aarau ist manchmal weit weg“, sagt Leber und ergänzt: „Die Hoheit bei der Wasserrettung liegt bei der Polizei. Wir haben aber mit dem Rettungsboot hier die nötigen Mittel“, so Leber.

Auf der anderen Rheinseite ist die Integrierte Leitstelle in Lörrach für die Alarmierung zuständig. Auch Markus Weber vom DLRG Rheinfelden bestätigt das Problem mit der grenzüberschreitenden Alarmierung bei Wasserrettungen. Er betont, dass der Austausch auf der Ebene der Hilfsorganisationen am Hochrhein außerordentlich gut sei und die Rheinfelder DLRG regelmäßig mit dem Rheinrettungsdienst aus der Schwesterstadt übe. „Die Herausforderung ist aber, dass beide Leitstellen bei einem Notfall auch die richtigen Einsatzkräfte alarmieren“, sagt Weber.