Rheinfelden Gerhard Salg ist glücklich. Mit dem 40¦Quadratmeter großen, feuerfestem Raum im neuen zentralen Gerätehaus hat der ehemalige Gesamtkommandant sein Ziel erreicht: Die Regalanlage für Dokumente, die er 2008 für das alte Feuerwehrhaus angeschafft hatte, hat hier ihren neuen Platz gefunden. Bis an die Decke ist sie gefüllt mit Dokumenten der Feuerwehr bis zurück zum Anfang des 20.¦Jahrhunderts: „Seit 1902 existiert noch alles“, sagt Salg. Dem Altkommandanten ist es schon seit vielen Jahren ein Anliegen, die Geschichte der Feuerwehren Rheinfelden, Nollingen und Warmbach zu bewahren, seit den Eingemeindungen auch zunehmend von den anderen Abteilungen. Den Umzug aus dem alten Feuerwehrhaus ins Neue stemmte er mit fünf Helfern im April vergangenen Jahres rechtzeitig vor der Eröffnung.

„Das ist eine Schatzkammer“, sagt Salg über das Archiv: „Die Feuerwehr wird es erst merken, wenn ich nicht mehr da bin.“ Aus einem Ordner holt er den Bestellschein des ersten Feuerwehrautos von 1924 heraus. Von 1902 bis 2014 stehen die Protokollbücher der Feuerwehrsitzungen im Regal. Zu seinem Bedauern kann Salg keine Sütterlinschrift lesen. Salg hofft für den Rest auf ein KI-Programm, das ihm empfohlen wurde. „Da ist zum Beispiel die Rede von der ‚Front-Heimat‘“, sagt Salg über den zeitgenössischen Inhalt: „Da kriegt man eine Gänsehaut bei solchen Naziparolen.“ Die Entnazifizierung sei hingegen an der Feuerwehr komplett vorbeigegangen, weiß Salg aus späteren Unterlagen. Bis zum Jahr 1970 hat Salg aktuell die Dokumente nach Datum und Stichworten geordnet. Viele Devotionalien sind inzwischen ins kleine Feuerwehrmuseum in Karsau ausgelagert, wo sich das Team um Ralph Kary um sie kümmert: Helme, Pokale, Abzeichen sowie plakatgroße Messingschilder aus den 1920ern mit Sprüchen wie: „Wer sich dem Wohl der Menschen weiht, den ehrt der Guten Dankbarkeit.“

Die Hauptarbeit Salgs ist aber nicht greifbar: 82.500¦Fotografien seit 1927 haben er und einige Helfer digitalisiert. Den Großteil davon erhielt Salg schon seit den 1980er Jahren durch Aufrufe und Anfragen unter den Kameraden. Der ehemalige Ordnungsamtsleiter Bernd Baumer habe etwa Bilder aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs organisieren können. „In der Zeit bis zum Krieg war noch das Who-is-Who der Rheinfelder Geschäftswelt Mitglied der Feuerwehr“, sagt Salg. Seit den 1960ern könne er selbst noch fast alle Personen auf den Bildern identifizieren. Für Geburtstage alter Kameraden stellt er USB-Sticks mit relevanten Fotos zusammen. Bisher ist er mit der Digitalisierung bis ins Jahr 2002 fortgeschritten.

Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Feuerwehrmann und Kommandant arbeitete Salg hauptberuflich als Feuerwehrsachbearbeiter bei der Stadt. Im Jahr 2014 ging er in Rente. „Ich habe schon immer darauf geschaut, dass alles aufgehoben wird“, sagt er. Noch immer seien auf dem Bauhof fünf Container mit alten Gerätschaften der Feuerwehr wie Leitern, Schläuche und Scheren zwischengelagert.

Mit 76 Jahren wird Salg sich nun auch aus der Archivarbeit zurückziehen. Ein Nachfolger innerhalb der historischen Kommission der Feuerwehr ist bisher nicht gefunden. Der heutigen Generation vertraut Salg in dieser Hinsicht nicht: „Sie hat kein Gefühl mehr dafür.“ Zwar frage er sich durchaus selbstkritisch, ob er es übertrieben habe. Er sei aber zu einem negativen Schluss gekommen: „Ich glaube nicht. Irgendwann wird mir jemand dankbar sein für die ganze Arbeit.“