Rheinfelden „Very british“ geht es im neuen Stück der Rheinfelder Volkskunstbühne zu. Die Kriminalkomödie „Heiraten ist immer ein Risiko“ von Saul O‘Hara, die das Ensemble am 22. und 23. März in Grenzach-Wyhlen und am 29. und 30. März in Rheinfelden aufführt, kommt mit typisch britischem Humor daher. Erstmals arbeitet die Regisseurin Dagmar Wagner aus Grenzach-Wyhlen mit dem Ensemble zusammen.
In dem 1959 erschienenen Stück steht Inspektor Campbell von Scotland Yard kurz vor der Pensionierung. Er will nur noch zwei bisher ungeklärte Fälle lösen. So ersinnt er einen raffinierten Plan, um endlich Oberst Brocklesby, dessen sechs Ehefrauen unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen, und Lydia Barbent, die ebenfalls sechs Gatten unter die Erde gebracht hat, als Mörder zu überführen.
Campbell behilft sich mit einem Trick: Er stellt die beiden Erbschleicher in einem südenglischen Ferienort einander vor. Der charmante Gentleman-Oberst und die elegante Sechsfach-Witwe finden zusammen, heiraten und trachten einander fortan gegenseitig nach dem Leben. Sehr zum Vergnügen des Publikums, das Augenzeuge eines „Duells“ der Ehepartner wird, die versuchen, mit allen Tricks und Finessen den anderen um die Ecke zu bringen. Allerdings nicht auf die blutige Art mit Pistolen, sondern mit subtileren, hinterhältigen Mitteln. Wie die beiden „Profis“ einander auflauern, hält die Zuschauer in Atem in dieser schwarzhumorigen Komödie, die mit einem unerwarteten makabren Ende aufwartet und „Spannung und Unterhaltung“ fürs Publikum verspricht.
2002 hat die Volkskunstbühne diese Krimikomödie schon einmal gespielt. Nun kommt sie unter Regie von Dagmar Wagner in völlig neuer Inszenierung und Besetzung auf die Bühne. Hermann Seidel ist der Einzige, der vor 23 Jahren schon dabei war. Er hat sogar noch das alte Textbuch gefunden.
Nach dem erfolgreichen Loriot-Programm, das sich als Publikumsrenner erwiesen hat, war es der Wunsch des Ensembles, wieder eine Komödie zu spielen. So fiel unter vielen Stücken die Wahl auf „Heiraten ist immer ein Risiko“, in dem sieben Darstellerinnen und Darsteller mitwirken: Hermann Seidel als Inspektor Campbell, Ulrike Schädlich als Lydia Barbent, Manfred Scheewe als Oberst Brocklesby, Falk Herbrechtsmeier als Butler Perkins und Susanne Lais als fürsorgliche Erzieherin Honoria Dodd, die ein Heim für schwer erziehbare Mädchen leitet und ein Herz für ihre Zöglinge hat. Außerdem dabei sind Jerrit Kawaschinski als junger ambitionierter Lehrer Lancelot Fletcher, der fortschrittliche Methoden mitbringt, sowie Vanessa Lwowski und Melanie Vahl als zwei Mädchen aus dem Heim.
Vorsitzende Karin Castriotta und Vize-Vorsitzende Adelheid Schellhorn freuen sich, dass sie ein so gut aufgestelltes Ensemble mit langjährigen bekannten Stammspielerinnen und -spielern und neuen Darstellerinnen und Darstellern haben. „Dazu gekommen ist das wegen der Verbindung zu den Burgfestspielen Rötteln“, erzählt Castriotta. So standen etwa Vanessa Lwowski und Melanie Vahl schon auf der Freilichtbühne von Burg Rötteln.
Karin Castriotta war es auch, die den Kontakt zur neuen Regisseurin Dagmar Wagner herstellte. Wagner hatte einen Theaterkurs an der Volkshochschule Grenzach-Wyhlen angeboten, der aber wegen zu weniger Anmeldungen nicht zustande kam. Als Castriotta fragte, ob sie die Regiearbeit für die Volkskunstbühne übernehmen würde, sagte Dagmar Wagner gerne zu.
Nach langjähriger Tätigkeit in der Pharmaindustrie hat sie Theaterregie und Schauspiel an der Schauspielschule in Basel studiert. Sie arbeitet mit verschiedenen freien Theatergruppen. So hat sie im Rahmen ihres sozialen Engagements für den Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes in der Doppelgemeinde eine Seniorentheatergruppe gegründet.
Seit Oktober probt Dagmar Wagner die Krimikomödie mit der Volkskunstbühne. Die Theatergruppe kann den Probenraum des Männergesangvereins Grenzach in der Bärenfelsschule nutzen, wofür sie sehr dankbar ist. „Es macht mir viel Spaß“, sagt die neue Regisseurin, „alle sind sehr engagiert, sehr sympathisch und offen für neue Herangehensweisen“. Die Krimikomödie von Saul O‘Hara sei nicht nur sehr lustig, sondern habe in Sprache und Inhalt auch genügend Substanz.
„Ich mache gerne Komödien“, sagt Dagmar Wagner. Gleichwohl seien komödiantische Stücke eine Herausforderung für Amateurtheatergruppen, da sie schnell gespielt werden müssten. „Es soll unterhaltsam sein, das Publikum soll sich nicht langweilen, das Ensemble muss die Pointen gut rüberbringen“, sagt die Regisseurin, die neue Ideen und Regie-Ansätze einbringt. Sie sei keine Verfechterin des Naturalismus. Sie möchte keinen übertriebenen Realismus auf der Bühne bringen, sondern „die Mittel des Theaters nutzen“. Auch das Zeitkolorit spiele eine Rolle. Das Stück spielt in den 1960er-Jahren, was sich stilisiert auch in den Kostümen und dem Bühnenbild ausdrückt.