Verena Pichler

Neun Wochen Coronavirus mit vielen Einschränkungen liegen hinter der Stadt Rheinfelden. Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen. Auf Antrag der SPD-Fraktion stellten Verwaltungsspitze und die Leiterin des Bürgerheims, Irene Sorg, nun die Ergebnisse vor.

  • Das Ordnungsamt: An vorderster Corona-Front kämpft Ordnungsamtsleiter Dominic Rago mit seinem Team. „Ich bin froh, dass wir schon vor der Pandemie personell gut aufgestellt waren.“ Denn als Ortspolizeibehörde waren die Mitarbeiter dafür zuständig, die sich immer wieder ändernden Verordnungen des Landes – insgesamt acht im Verlauf der vergangenen Wochen – umzusetzen. Die Einhaltung der Regeln kontrollierte wiederum der kommunale Ordnungsdienst gemeinsam mit den Gemeindevollzugsbeamten und in Absprache mit der Polizei.
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Während man zu Beginn der Kontaktsperre ermahnt hatte, stellte die Stadt mittlerweile rund 300 Bußgeldbescheide aus. „Leider haben wir auch einige Schäden durch Vandalismus“, so Rago auf die Frage von Pasqual Karasch. Von Montag an wird das Ordnungsamt die Umsetzung der Hygienevorschriften in der Gastronomie begleiten. „Die ersten zwei Tage lassen wir den Gastronomen Zeit, von Mittwoch an werden wir dann alle aufsuchen.“ Gespannt ist Rago, wie sich die kommenden Lockerungen auswirken werden. „Die Gesetzeslage ist noch nicht ganz klar, wir erwarten am Wochenende weitere Umsetzungshilfen“, so Rago abschließend.

  • Die Kitas: Herausfordernd wird die kommende Woche auch für die Kitas. „Aktuell haben wir 515 Kinder in der Notfallbetreuung. Damit nähern wir uns bereits der magischen 50-Prozent-Grenze“, so Amtsleiter Armin Zimmermann. Denn die Einrichtungen dürfen von Montag an maximal bis zur Hälfte belegt werden, in einem ersten Schritt sind die Vorschulkinder eingeladen, wieder zu kommen. Rein rechnerisch besuchen 1283 Kinder die Einrichtungen der Stadt und der freien Träger. „Wir schätzen, dass zwischen 800 und 900 Bedarf anmelden werden.“ Damit liege man jedoch über dem Erlaubten.
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Deshalb arbeitet das Amt mit den Einrichtungen an einem rollierendem System. Für die Mitarbeiter seien die vergangenen Wochen teils sehr belastend gewesen, so Zimmermann. „Das Kita-Personal ist verunsichert“, ergänzte Bürgermeisterin Diana Stöcker. Mehr als 60 Mitarbeitende gehören der Risikogruppe an und können nicht in der Einrichtung arbeiten. „Die Betroffenheit der Eltern ist uns sehr bewusst“, so Stöcker auf die Nachfrage eines Vaters, der wissen wollte, welche Perspektive er habe. „Unsere Kreativität bei der Lösungssuche ist aber begrenzt, weil wir eben nur 50 Prozent der Plätze belegen dürfen.“

  • Die Schulen: An den weiterführenden Schulen wurde der Betrieb bereits am 4. Mai wieder aufgenommen – jedoch nur für Schüler, die Abschlussklassen besuchen. Das sind knapp 500 Jugendliche, die in kleinen Gruppen von maximal 15 Schülern unterrichtet werden. Das Feedback der Schulen, so Hauptamtsleiter Hanspeter Schuler, sei überwiegend positiv. Gleichwohl gebe es gerade beim Einhalten der Abstandsregeln noch hin und wieder Probleme. Die Hygienevorschriften sind streng, täglich werden die Unterrichtsräume gereinigt, die Schüler gehen zeitversetzt in die Pausen. Am Gymnasium etwa werden sie beim Raumwechsel von einem Lehrer begleitet, an der Realschule hat jeder Schüler einen fest zugewiesenen Tisch. In der Notfallbetreuung stehen 176 Plätze zur Verfügung, 134 sind derzeit belegt.
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Von Montag an sollen auch die Viertklässler wieder in den Unterricht zurückkehren. Die Mensen werden weiterhin geschlossen bleiben. Stand jetzt wird es keine Möglichkeiten geben, die Schüler auch in den Ferienzeiten zu betreuen. „Eventuell können wir etwas mit einem externen Dienstleister machen“, so Schuler. Wie der ÖPNV auf die steigenden Schülerzahlen reagieren kann, ist noch unklar. Aktuell gebe es kein Problem, in den Bussen den Mindestabstand einzuhalten. Das werde sich nun aber ändern.

  • Das Bürgerheim: Abstand halten war auch das oberste Gebot im Bürgerheim. Bisher hat die städtische Pflegeeinrichtung die Pandemie gut überstanden. Unter den Bewohnern gab es keinen Covid-19-Fall, nur eine Mitarbeiterin hat sich bisher infiziert, Kollegen und Bewohner, die mit ihr Kontakt hatten, mussten in Quarantäne. Angesteckt hatte sich aber niemand. Ende vergangener Woche wurden sämtlich Bewohner und Mitarbeiter nochmals getestet. „Bis Donnerstag fehlten noch 16 Ergebnisse, alle übrigen waren negativ“, so Leiterin Irene Sorg.
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Ab Montag wird das Bürgerheim das Besuchsverbot, das seit 13. März gilt, vorsichtig lockern. Pro Bewohner dürfen zwei Kontaktpersonen benannt werden. Diese haben einmal pro Woche die Möglichkeit, ihren Angehörigen für eine halbe Stunde zu besuchen. „Im Speisesaal mit viel Abstand“, so Sorg. Eine Erkenntnis: Für demenzerkrankte Menschen nützen weder Video-Telefonate noch kontaktlose Besuche etwas. „Sie brauchen Berührungen“, so Sorg.