Ein Ehepaar aus Herten ist beunruhigt: Seit Mitte Oktober fehlen bei ihnen im Garten die Vögel. Seit Jahren füttern Heide Hirsch und ihr Mann Werner mit mehreren Futterhäuschen ganzjährig die Wildvögel. „Jeden Morgen füllen wir die Häuschen“, sagt Heide Hirsch. Vor allem viele Sperlinge und Spatzen kämen, im Sommer oft mehr als 40 an einem Tag. „Das ist immer ein Geflatter und Gezwitscher.“
Die beiden Hertener genießen es sehr, so viel Leben im Garten zu haben. Doch seit einigen Wochen sei es ruhig, sagt Hirsch. „Nun bleiben die Futterhäuschen unangetastet und wir sehen kaum noch Vögel in der Umgebung fliegen.“ Nur ein Krähenpaar komme noch vorbei. Bekannte hätten ähnliche Beobachtungen gemacht, etwa in Nollingen, sagt Hirsch. Das sei sonst im November nicht so. „Man weiß ja, dass die Vögel zurückgehen – aber das beunruhigt mich schon.“
Experte nennt Hintergründe
Stefan Kaiser vom Vorstand des Lörracher Naturschutzbunds (Nabu) sagt, im Herbst kämen immer weniger Vögel in die Gärten als im Frühjahr und Sommer. Er beobachte das selbst auch in seinem Garten. Es gebe mehrere Gründe: Zum einen gebe es im Frühjahr und Sommer schlicht mehr Vögel in der Region, weil die Zugvögel dann noch da sind. Außerdem nutzten die Vögel Futterhäuschen zu dieser Zeit mehr, weil sie dann ihre Jungen aufzögen und daher mehr Futter bräuchten, als sie in der Natur finden.
Zu finden sei im Herbst aber immer noch mehr Futter als im Winter, gerade in einem so milden Herbst wie diesem, sodass die Vögel dann eher erst im Winter wieder in die Gärten kämen. Auch Zugvögel aus dem Norden, die normalerweise am Hochrhein überwintern, kämen in einem so warmen Herbst auch mal später.
Und: „Die meisten Leute füttern nur im Herbst und Winter, deshalb verteilen sich die Vögel jetzt über mehr Häuschen.“ Wer ganzjährig füttert, wie Familie Hirsch, bekomme im Herbst und Winter also anteilig weniger Besuch. Natürlich könne es aber immer auch lokale Effekte geben, betont Kaiser. Ein Virus, Salmonellen, Bakterien, die sich lokal ausbreiten. „So etwas ist aber selten. Und dann würde es auffallen, dass überall tote Vögel herumliegen.“ Aus Herten sei ihm ein solches Problem bislang nicht bekannt, sagt Kaiser. „Natürlich kann es auch mal sein, dass sich eine super erfolgreiche Katze in der Nachbarschaft herumtreibt.“