Der rundliche ältere Mann mit rotem Gewand und weißem Rauschebart, der mit einem Sack voller Geschenke bepackt durch die Schneelandschaft stapft oder mit dem fliegenden Rentier-Schlitten unterwegs ist, ziert sämtliche Weihnachtscomics von Thomas Lindenthal. Der Malermeister aus Rheinfelden ist ein erklärter Weihnachtsfan. Haus schmücken, Kerzen, St. Martins-Gans – das ist sein Ding. „Ostern und Weihnachten sind für mich die wichtigste Zeit im Jahr“, erklärt der 60-Jährige, der in der Volkshochschule erstmals seine Comics über das Thema Weihnachten aus den Jahren 2000 bis 2022 präsentiert. Es sind Motive, die jeweils die Weihnachtskarten schmücken, die Lindenthal an die Kunden seines Malergeschäfts schickt.
Bei der Vernissage erzählte er, wie er als Karikaturist angefangen hat, für Firmen, Privatkunden und im Werbegrafikbereich zu zeichnen. Einmal sollte er einen Eisbären aufs Blatt zaubern, 40 Varianten des Arktisbewohners schickte er per Fax in den Hotzenwald. „Bis heute habe ich keinen Eisbären mehr gezeichnet“, erinnert sich Lindenthal schmunzelnd. Lange hat er überlegt, ob er als freischaffender Comiczeichner weitermacht, sich dann aber entschieden, ins Malergeschäft seines Vaters einzutreten, das er 2001 übernommen hat. Doch die Weihnachtscomics lässt er sich nicht nehmen. Der älteste stammt aus 2000, der jüngste aus diesem Jahr. Wiederkehrende Figuren sind der rotgewandete Weihnachtsmann, sein Gehilfe, der Knecht Ruprecht, ein finsterer Geselle mit dunklem Bart, Kutte, Kapuze und Rute, und ein blondlockiges Christkind mit weißen Flügeln.
Öfter taucht wie bei Santa Claus der Rentier-Schlitten auf, samt Rudolph, dem rotnasigen Rentier. Und selbst die Osterhasen lugen ab und an um die Ecke. In einem Cartoon fährt der Osterhase in einem rasanten Sportwagen vor, doch der Weihnachtsmann winkt ab: „Oh nein, das kann ich Rudolph nicht antun“. Die witzigen Bildergeschichten mit Sprechblasen zeichnet Lindenthal nach Vorskizzen mit Bleistift und Buntstiften, manchmal werden die Szenen mit Aquarellfarben koloriert. Der Zeichner mag den Stil von „Tim und Struppi“. Ideen kommen ihm meist spontan in den Kopf, aber auch gesellschaftliche Themen wie Corona, Klimawandel, Jugend-Protest zum Klimaschutz, Vermüllung der Natur oder Online-Handel verpackt er durchaus zeitkritisch in die originellen Karikaturen.
Schon 2006 lässt er den Weihnachtsmann mit nacktem Oberkörper schwitzend in der sengenden Sonne auf der blühenden Wiese sagen: „Hallo Chef, können wir die Erderwärmung wenigstens heute mal ausfallen lassen?“. In dem Comic von 2019 stehen der Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht im Winterwald staunend vor einer Gruppe von Kindern, die „ein klimaneutrales Feuerwerk“ machen und Schilder mit der Aufschrift „Zisch“, „Knall“ und „Greta for X-Mas“ hochhalten. Im Corona-Jahr 2020 fiel Lindenthal folgende Szene ein: Der Engel reißt die Tür auf und ruft: „Raus ihr Faulpelze, die Kinder der Welt warten schon“. Worauf der Weihnachtsmann, der mit Ruprecht und spielenden Kindern unterm Christbaum vor dem Kaminfeuer sitzt und Maske trägt, antwortet: „Vergiss es, wir sind in Quarantäne...“.
Aktuelle Themen verpackt in Comics
Auch Umweltthemen bringt Lindenthal in seine Comics ein. Etwa, wenn der Weihnachtsmann seine liebe Mühe mit ökologisch korrekten Geschenken hat. Plastikpuppen gehen gar nicht, weil sie die Meere vermüllen, Holzautos auch nicht, weil dafür Tropenwälder gerodet werden. Auf einem Cartoon stehen der Weihnachtsmann, Knecht Ruprecht und das Christkind an einem Krankenbett und sind besorgt: „Die Liebe in der Welt ist krank und mag nichts essen.“ Vieles, was im Zeitgeschehen die Menschen bewegt, verpackt Lindenthal in Comicform. Im aktuellen Bild weist das Christkind den Weihnachtsmann zurecht: „Solange ich hier etwas zu sagen habe, wird nix online verschickt, ab in den Schlitten.“ Der Malermeister greift übrigens nicht nur zur Weihnachtszeit zum Zeichenstift. Auch unterm Jahr zeichnet er in seinen Tagebüchern Szenen aus dem Familienleben.