An Aufregung mangelte es wahrlich nicht in Schopfheim in diesem Jahr – im positiven wie im negativen Sinne, wie ein Jahresrückblick zeigt.

  • Krankenhaus: Mit den Aufregern ging es gleich zu Jahresbeginn los. Der damalige Kliniken-GmbH-Geschäfts­führer Sascha Sartor und Landrätin Marion Dammann standen im Januar in einer Gemeinderatssitzung in der Stadthalle Rede und Antwort wegen der Absicht, das Schopfheimer Krankenhaus vorzeitig zu schließen. Vor und in der Sitzung war der Unmut groß. Nur wenige Tage später reichten drei Oberärzte aus Verärgerung ihre Kündigungen ein. Gegen Jahresende kam die Wende: Nicht Schopfheim, sondern Rheinfelden schließt vorzeitig, also vor dem Umzug ins Zentralklinikum Lörrach.
  • Hebelschule: Außer dem Krankenhaus gab aber auch noch zwei andere Dauer-Zoffthemen. Da war zum einen der Bürgerentscheid über die Zukunft der Hebelschule. Im Frühjahr votierte auf Antrag der Grünen-Fraktion der Gemeinderat zum zweiten Mal mehrheitlich für den Verkauf des Gebäudes. Dieser Beschluss erlaubte einer eigens gegründete BI Hebelschule, Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf zu sammeln. Dieses war mit mehr als 1600 Stimmen erfolgreich. Der Gemeinderat stand vor der Wahl, seine Entscheidung zurückzunehmen oder die Bürger an der Wahlurne entscheiden zu lassen – und entschied sich für Letzteres. Am 12. November fiel die Entscheidung eindeutig im Sinne der Gemeinderatsmehrheit für einen Verkauf, wenn auch mit geringer Wahlbeteiligung von knapp 29 Prozent. Dem Bürgerentscheid – dem ersten seit mehr als 40 Jahren – war ein wochenlanges Wahlkampf-Gezerre vorausgegangen, das unschöne Züge annahm und gegen Ende in „Fake-News“-Vorwürfen, also mit falschen Behauptungen, eskalierte.
  • Stadtzentrum: Zum anderen großen Dauerbrenner entwickelte sich die Innenstadt. Die erste Empörungswelle wurde durch die Möblierung an der Hauptstraße ausgelöst, für die einige Parkplätze entfielen. Zum anderen ist da das Thema Leerstände. Als sich Mitte des Jahres erfolgte und angekündigte Ladenschließungen häuften – darunter das Aus von Netto in der Scheffelstraße – löste dies eine Debatte um den richtigen Kurs für die Innenstadt aus. Vor allem bei der Frage der Erreichbarkeit der Geschäfte für Autos scheiden sich die Geister – insbesondere zwischen der BI „Attraktive, verkehrsfreie Innenstadt“ und dem Gewerbeverein.
  • Straßensperrungen: Überhaupt war Verkehr ein Reizthema. So echauffierte sich in der zweiten Jahreshälfte ein Teil der Enkensteiner wegen der temporären Sperrungen im Dorfzentrum, bedingt durch Hochwasserschutz- und Leitungsarbeiten. Wütend wegen der Umwege, vergriffen sich allerdings einige im Ton – weshalb sich die Stadtverwaltungsspitze Dirk Harscher und Thomas Schmitz zu einem Appell gezwungen sah. Beide brachten deutlich zum Ausdruck, dass hier Grenzen überschritten werden. Dazu gehörte auch, dass illegalerweise immer wieder Absperrungen weggeräumt wurden. Überhaupt brachten Verkehrsbehinderungen und Umleitungen manchen in Rage. Etwa, als im Sommer der Belag der Bundesstraße 317 erneuert und der Verkehr über Umfahrungen durch die Stadt geleitet wurde. Auch da wurden Absperrungen teilweise missachtet. Zusätzliche Sperrungen, Umleitungen und Einbahnstraßenregelungen durch Glasfaserbauarbeiten und obendrein ein Baukran in der Hauptstraße erzürnten manchen Verkehrsteilnehmer. Ein kleiner Aufreger im Vergleich dazu war der Abriss der Villa Amalia. Groß war dafür die Aufregung im März beim Fund einer Bombe in Gündenhausen – zum Glück stellte sich schnell heraus, dass sie keinen Zünder hatte.
  • Schadstoffe im Boden: Für Wirbel sorgte auch der unsachgemäße Umgang mit dem PAK-haltigen Straßenaufbruch, der bei Breitbandarbeiten bei Schlechtbach anfiel. Und auch die Post erregte die Gemüter: Erst schloss die Filiale in Fahrnau – dann auch noch jene im Pflughof. Letztere, nachdem die Polizei angerückt war. Grund: Der Leiter steht im Verdacht, Geld unterschlagen zu haben.
  • Kultur: Und dann gab es 2023 auch aufregende Ereignisse in rein positiver Hinsicht – dafür sorgte das Kulturleben, das wieder auflebte. Stichworte Sommersound, Dreyland-Bluesfestival, aber etwa auch das Städtlifest wie auch der Zunftabend in neuer Form. Für Aufsehen sorgten die THG-Schülerinnen Katharina Heubes, Kira Hagmann und Anninka Shimshek. Beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten holten sie mit ihrem Film „Als die grauen Busse kamen – wie aus einem Pflegeheim ein Tatort wurde“ auf Landesebene einen Preis und auf Bundesebene den dritten Platz. Freudige Aufregung herrschte bei der Wiedereröffnung des Scala-Kinos und bei der Fertigstellung der Hangentwässerung entlang der Bundesstraße 518 bei Eichen.