Schopfheim Nach dem verregneten Festivalauftakt am Vortag in Rheinfelden hatte das Wetter diesmal ein Einsehen – sehr zur Freude des Veranstalters, dem Schopfheimer Verein Exbluesive. Viele Menschen waren am Freitag in den Stadtpark gekommen, darunter auch Bürgermeister Dirk Harscher. Bevor es musikalisch zur Sache ging, verkündete Manfred Bockey das Motto des Abends: „Blues verbindet“. Diese oft verkannte Musik stehe für Vielfalt, Menschlichkeit, gegenseitigen Respekt und ein friedliches Miteinander, so sein Appell, der auf offene Ohren stieß und zustimmenden Beifall bekam.

Der weitere Abend gehörte einzig allein dem Blues. Den Anfang machten Veronique Gayot & Band aus Frankreich. Schon mit ihrem Einsteiger „Swing Down“ von ihrem jüngsten Album „Be A Man“ hatte die Sängerin aus dem Elsass das Publikum auf ihrer Seite. Mit einnehmender Alt-Stimme durchsang sie die ganze Klaviatur der Gefühle. Mal schwelgte sie in bluesig sanfter Schwermut, mal sang sie mit eruptiv hervorbrechender Stimmgewalt. Mit eigenen Songs und Coverversionen, darunter „Personal Jesus“ von Depeche Mode, bewegte sie sich im Stilspektrum von Blues, Classicrock, Soul und Gospel, dies aber stets auf ihre ganz eigene Weise. Ihr atemberaubender Stimmumfang reichte von dunklen Tiefen bis hinauf in schwindelerregende Höhen, dann oft mit einer an Janis Joplin erinnernden Rauheit.

Und Gayot erwies sich auch als Könnerin auf der Bluesharp. Ihre Songs sang sie nicht nur, sie schien sie zu durchleben und übertrug diese Intensität auf das Publikum. Getragen wurde sie dabei von ihrer dreiköpfigen Band, bestehend aus Yannick Eichert (Gitarre), Jérome Wolf (Bass) und Jérome Spieldenner (Schlagzeug), allesamt Meister ihres Fachs. Vor allem der Gitarrist erntete für seine vor Fantasie strotzenden Soli, bei denen er seinem Saitenbrett keyboardähnliche Klänge zu entlocken vermochte, immer wieder Zwischenapplaus. Mit ihrer ausgereiften Performance, begleitet von meist deutschsprachigen Ansagen, eroberte Veronique Gayot die Sympathien des Publikums im Sturm. An Beifall wurde nicht gespart, und vor der Bühne wurde eifrig abgetanzt. Nach anderthalb Stunden verabschiedete sich eine sichtlich angetane Sängerin mit einem „au revoir et merci beaucoup“ von den „lovely people“ im Stadtpark und überließ die Bühne einer weiteren Powerfrau.

Annika Chambers, gebürtig in Houston, Texas, und ihr sowohl musikalischer als auch privater Partner, der aus dem kanadischen Cornwall, Ontario, stammende Gitarrist Paul DesLauriers, brachten urwüchsigen Blues und Gospel, auf kongeniale Weise von allem Staub befreit, nach Schopfheim. Ein Bassist und ein Drummer, beide hervorragende Musiker, komplettierten die Chambers-DesLauries-Band. Mit ungezügeltem Temperament und einer Stimme, die durch Mark und Bein geht, entfaltete Chambers eine Bühnenpräsenz, die wie ein Orkan über das Publikum hereinbrach. Das kam an, und so gab es vor der Bühne kein Halten mehr: Es wurde getanzt, sich den treibenden oder schleppenden Rhythmen hingegeben und gejubelt. Nie verlor Annika Chambers den Kontakt zum Publikum, bezog es in viele Titel ein, animierte dazu, vorgesungene Vokalisen nachzusingen, und entfachte so ein ums andere Mal einen durch den Stadtpark tönenden vielstimmigen Chor. Dazu die Gitarre von Paul DesLauriers, mal mit kreischendem, mal mit sanft schwebendem Ton. Die Konzertbesucher waren begeistert.

Das an diesem Abend gebotene Musikerlebnis werden die Besucher wohl nicht so schnell vergessen. Es herrschte, ganz im Sinn der Veranstalter, eine friedliche und freudige Atmosphäre. Gute Musik bei exzellenter Ton- und Lichttechnik, gute Speisen, ein reichhaltiges Getränkeangebot und ein sauberer Toilettenwagen – das alles trug zu einem freud- und genussvollen Konzertabend im Stadtpark bei.