Schopfheim Dass man trotz Demenz noch mit viel Eigenständigkeit leben kann, zeigen die Wohngruppen der Alzheimer-Initiative Dreiländereck in Weil am Rhein und in Steinen. Nun wird auch in Schopfheim eine entsprechende Wohngruppe eingerichtet. Ermöglicht hat dies die Zusammenarbeit zwischen der Alzheimer-Initiative, der Sozialstation Wiesental und dem Evangelischen Sozialwerk (ESW).
Was Matthias Lang, dem Geschäftsführer des Evangelischen Sozialwerks, lange Zeit große Sorgen bereitete, bezeichnete die Vorsitzende und Gründerin der Alzheimer-Initiative, Juliane Best-Heyn, nun als einen Glücksfall. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen musste das ESW die erst 2021 eingerichtete betreute Wohngemeinschaft für Senioren in der Wohnanlage am Eisweiher in Schopfheim wieder schließen. Die meisten Bewohner erhielten einen Platz im Georg-Reinhardt-Haus. Lang stand nun vor dem Problem, dass die Miete für die 450 Quadratmeter im Erdgeschoss des Hauses mit zehn Zimmern und Gemeinschaftsräumen noch bis 2030 an die Wohnbau Lörrach gezahlt werden muss. Doch gerade dies erwies sich als „Glücksfall“ für Juliane Best-Heyn. Sie habe schon lange nach einer neuen Möglichkeit für eine Wohngruppe gesucht, berichtete sie in einem Pressegespräch. Mit der ehemaligen Senioren-WG am Eisweiher habe sie nun etwas bekommen, was schon fast fertig sei. Fast deshalb, weil noch einige Umbauten nötig sind, wie zum Beispiel eine Brandschutztüre, neue Fenstergriffe und ein Zaun für den Gartenbereich. Auf bis zu 23.000 Euro schätzt sie die Kosten hierfür.
Dass für eine derartige Einrichtung wachsender Bedarf besteht, zeigen die langen Wartelisten. Bis zu 70 Männer und Frauen mit Demenz-Erkrankung stehen auf der Liste der Initiative. Im Gegensatz zu den klassischen Plätzen in Pflegeheimen ermöglicht es diese sogenannte „selbstverantwortete Wohngemeinschaft“ zehn Menschen mit Demenz, möglichst selbstbestimmt in einer familienähnlichen Situation zu leben. Gleichzeitig werden sie 24 Stunden individuell und gezielt betreut.
Für Rund-um-die-Uhr-Betreuung sorgen künftig Mitarbeiter der Sozialstation Wiesental. Wie sehr man sie bei der Organisation des täglichen Lebens in Anspruch nimmt, ergibt sich aus dem Grad der Erkrankung. Rund 3900 Euro Selbstbehalt müssen die Bewohner aufbringen. Ein Pflegeplatz im Heim sei teurer, sagt die Alzheimer-Initiative. Wenn die Rente dafür nicht reiche, springe das Sozialamt ein. Für die offenen Stellen lägen bereits Bewerbungen vor, berichtet David Grau, Leiter der Sozialstation „Die Pflege“. Er macht sich keine Sorgen, dass die Stellen nicht besetzt werden können, da die Arbeitsplätze in einer derartigen Einrichtung sehr begehrt seien. Vermieter der Zimmer ist das Evangelische Sozialwerk.