Bevor im Frühjahr 1945 die Waffen des Zweiten Weltkriegs schwiegen, waren die Glocken des Blasiusdoms verstummt. Es ereilte die vier klangtüchtigen Gottesdienstrufer Mitte Januar 1942 das Schicksal nahezu aller Kirchenglocken, der Waffenschmiede geopfert zu werden.
Die letzte verbliebene Glocke hatte bald darauf den Geist aufgegeben, jahrelang war von den Kirchtürmen kein Ton zu hören. Baldige Anläufe nach dem Krieg, die Türme wieder zum Klingen zu bringen, scheiterten. Erst 1951 und dann zehn Jahre später erhielt die Kuppelkirche ihr bewundertes Nachkriegsgeläute.
Der am 20. Mai 1951 investierte Pfarrer Wilhelm Schuh litt unter dem stummen Dom. Unverzüglich bestellte er bei der Glockengießerei Schilling in Heidelberg vier bescheidene, kleine Glocken (230 bis 877 Kilo schwer), ohne zu wissen, wie er sie finanzieren würde. Das Jesuitenkolleg ermunterte ihn mit der Stiftung einer kleinen 158 Kilo-Glocke, die hell und froh seither das Domgeläut ergänzt.
Die Abläufe waren störungsfrei und zügig, so, als wollte man den Frevel des Glockenmissbrauchs durch die braunen Machthaber so schnell wie möglich ungeschehen machen: Nach dem Guss Anfang August 1951 weihte der damalige Provinzial der Jesuiten, Pater Otto Faller, Mitte September den fünfstimmigen Glockenchor. Ignatius, Nikolaus, Reginbert, Josef und Elisabeth (so die Glockennamen) fanden anschließend ihren „Dienstplatz“ im rechten, also westlichen Kirchenturm.
Aber bei der akustisch nicht hervorragenden Tallage der Kuppelkirche und angesichts der niedrigen, den Schall nicht weittragenden Glockentürme, nicht zuletzt auch für die Mächtigkeit, Würde und Erhabenheit der Fürstabt-Martin-Kirche waren die fünf Stimmen nicht füllig und repräsentativ genug. Je nach Windströmung hatten sie Mühe, bis in die Bernau-Menzenschwander Straße zu dringen.
Klangstarke Schwergewichte
Zehn Jahre zogen sich für eine sehnlichst gewünschte Anschlussserie die Planungen, Abstimmung mit dem Glockeninspektor der Erzdiözese und dem Staatlichen Hochbauamt, die baulichen und technischen Vorbereitungen und dann vor allem für die Finanzierung und den Erwerb von Spenden hin.
Von Ende Februar bis Mitte April 1961 wurden dann – wiederum bei Schilling in Heidelberg – vier mächtige und klangstarke Glocken gegossen: Benedikt (27 Zentner), Blasius (33 Zentner), Maria (58 Zentner) und Petrus (130 Zentner). Zwei von den vier neuen gesellten sich noch im Westturm dazu, die zwei „Brummer“ erschallen, mahnen und rufen seit 60 Jahren aus dem linken, also dem östlichen Glockenturm.
Am 7. Juli 1961 kamen diese Glocken auf einem Tieflader des Schluchseewerks auf dem Domplatz an, zwei Tage später wurden sie von Erzabt Benedikt Reetz von Beuron geweiht. Das Ensemble wurde bewusst in einem ermunternd-freundlichen Ges-Dur abgestimmt mit Blick auf den dunklen Wald und die Kur- und Erholungsgäste, die bis heute für einen freundlichen Anstoß dankbar sind.
Die zehnte Glocke (Stephan, 1143 Kilo, Glockengießerei Gebrüder Bachert Karlsruhe) wurde Mitte Dezember 2005 dem Gedenken an Stadtpfarrer und Dekan Wilhelm Schuh gewidmet.