Frau Benz, was macht den Reiz aus?
Er strahlt etwas aus, wenn man sich auf ihn einlässt. Er hat eine Aura, die gut tut und einen zur Ruhe kommen lässt.
Woher kommt der starke Einsatz?
Ich wohne direkt neben dem Sanagarten. Nachdem der Gärtner in Ruhestand ging und von der Klinik, dem damaligen Eigentümer der Anlage, kein neuer eingestellt wurde, verwilderte der Garten. Und Jugendliche nutzten die Anlage, um „die Sau rauszulassen“. Da wurden Flaschen an die Mauern geworfen, der ganze Brunnen war voll von Scherben. Irgendwann habe ich dann angefangen, Unkraut zu zupfen und die Rosen und Eibenkugeln zu schneiden.
Hatten Sie Hilfe?
Lange Zeit nicht, ich habe zwar viele Leute um Unterstützung gebeten, wurde aber nur vertröstet. Die Hausmeister der Klinik haben aber immer wieder Schubkarren im Sanagarten stehen lassen, damit ich nicht eigene Gerätschaften von zu Hause mitbringen musste. Ansonsten hatte ich nur moralische Unterstützung.
Wann änderte sich die Situation?
Das war 2010, als Rainer Fritz zum Bürgermeister gewählt wurde. Bei ihm stieß ich mit meinem Anliegen auf offene Ohren. Ich hatte dann auch die Gelegenheit, an einer Gemeinschaftskundestunde einer Klasse der Fürstabt-Gerbert-Schule teilzunehmen, in der eine Gemeinderatssitzung nachgestellt und dabei Bilder vom Sanagarten aus früheren Zeiten gezeigt wurden. Eine der „Gemeinderatsparteien“ forderte vehement den Erhalt des Sanagartens, keine einen McDonalds für St. Blasien.
Und wie ging es weiter?
Es gab Treffen mit an der Erhaltung des Sanagartens Interessierten. Im Juni 2015 fand mit dem Einverständnis der Klinik ein erster Arbeitseinsatz mit 30 Helfern statt. Danach war der Garten nicht mehr wiederzuerkennen. Vorher total zugewachsen, war nun die Struktur der Anlage wieder zu sehen. In der Folgezeit fanden regelmäßig weitere Arbeitseinsätze statt. In den ersten zwei Jahren haben wir Tonnen an Kies und Erde bewegt. Im Dezember 2015 erwarb die Stadt die Anlage, ein Jahr später wurde der Förderverein Sanagarten gegründet.
Welche Folgen hat die Sperrung?
Für die Jugendlichen bedeutet die Sperrung den Verlust eines Rückzugsortes, einen Ort, den sie zu schätzen gelernt haben. Tai-Chi- und Qi-Gong-Kurse können nicht mehr stattfinden, der Garten fällt für Hochzeitspaare als Rahmen für Hochzeitsfotos- und -empfang aus und keiner kann im Sanagarten sitzend einfach mal die Seele baumeln lassen, um nur einiges zu nennen. Und auch viele Gäste, in diesem Jahr mehr denn je, haben den Sanagarten zu schätzen gelernt.
Wird der Sanagarten nun verwahrlosen?
Nein, so weit wird es nicht kommen. Ich werde auf jeden Fall die unbedingt erforderlichen Arbeiten durchführen. Der Sanagarten darf kein „Lost Place“ werden, dann steht zu befürchten, dass auch der Vandalismus wieder zunimmt.
Wie lautet ihr Fazit über die 25 Jahre?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Sanagarten ist zu meiner Passion geworden. Die Arbeit mit den anderen Sanagärtnern ist ein Vergnügen, wir sind eine tolle Truppe. Corona hat uns dieses Frühjahr ziemlich ausgebremst. Aber in Zweiergruppen konnten wir doch die nötigsten Arbeiten erledigen und das Lob der vielen Besucher diesen Sommer ist die Bestätigung, es richtig zu machen.