Cornelia Liebwein

Auf Schusters Rappen unterwegs zu sein, ist auf jeden Fall eine gute Form zu reisen. Wen die Strecke hinauf führt zum Lehenkopfturm, der begegnet der Natur, der Ruhe und nach einem romantischen, zwei Kilometer langen Pfad, einem anmutigen Turmgebäude.

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Keine hundert Meter vom Herzen St. Blasiens biegen wir nach dem monumentalen Dom links ab auf das Gelände des Kollegs und nutzen die Unterführung der Umgehungsstraße. Ganz in der Nähe finden wir die Übersichtstafel, die uns die Richtung der verschiedenen Wanderwege in die Umgebung zeigt.

An dieser Stelle beginnt der Weg hoch hinauf zum Lehenkopfturm auf dem 1039 Meter hohen Lehenkopf und in eine Welt, die uns zunächst allein zu gehören scheint. Nach wenigen Metern bergan fragen wir uns jedoch, wie das mit dem bequemen Wanderweg gemeint war und würden Menschen mit Gehhilfen abraten.

Der Berg ruft

Wir sind an diesem Morgen salopp gekleidet, mit Wanderschuhen an den Füßen. Unter uns liegt St. Blasien, in der Stadt drängt sich Gebäude an Gebäude, unumstrittener Star ist der Dom. Von hinten schleicht die Sonne über den Wald. Oben zerkratzen Flugzeuge den blauen Himmel. Dann schluckt uns der Wald und wir lassen die Hektik hinter uns. Majestätisches Schweigen. Von nun an ruft der Berg. Eine gelbe Raute auf Schildern ist das Zeichen zum Ziel.

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Zwischendurch schleicht sich die Überlegung in unsere Gedanken, gibt es möglicherweise einen weniger steilen Weg. „210 Höhenmeter bleiben 210 Höhenmeter“, sind wir uns einig. Von weitem hören wir Stimmen. „Eine Wanderung ist die beste Art, die Schönheit des Schwarzwaldes zu erkunden“, ruft uns ein junges Pärchen zu. Wie sich herausstellt, kommen sie aus Münster. Sie wollen die Natur hautnah erleben, sich in frischer Luft bewegen und etwas für die Gesundheit tun, erklären sie uns in einem Gespräch. Weiter geht es bergan. Hier und da sickern Sonnenstrahlen zwischen den Ästen und Zweigen hindurch.

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Ins helle Sonnenlicht getaucht steht am Waldrand das Schwandbrünnel. „Dem hochverdienten Revierförster Karl Herr zum 90. Geburtstag gewidmet“, können wir auf einer Tafel lesen. Hier haben wir eine Weggabelung erreicht, die uns unserem Ziel wieder näherbringt. Nach einer Wegbiegung sehen wir ihn dann auf der Waldlichtung, den 18 Meter hohen Holzturm, direkt am Fernwanderweg Schluchtensteig auf der Gemarkungsgrenze von Dachsberg und St. Blasien gelegen.

Mehrere Sitzbänke laden uns zur Rast oder zum Sonnenbad ein. Doch der harte Wind dringt beißend durch unsere Kleidung. Also begeben wir uns in den Schutz des Turms, er schirmt uns ab vor dem zugigen Wind. 70 Stufen weiter oben, über eine komfortabel breite Holztreppe erreichbar, bietet sich uns ein grandioser Rundblick. Die Strapaze des Aufstiegs wird schnell nebensächlich.

Tief entspannt genießen wir die Weite des Schwarz- und Hotzenwaldes und die gesamte umliegende Landschaft, ein Meer aus Grün. Der Turm ist in geschlossener Holzbauweise errichtet und die breite Holztreppe mit zwei Zwischenböden versehen. Dies nimmt Personen mit Höhenangst die Panik. Durch die geschlossene Bauweise kann der Ausblick aber nur durch vergitterte Fenster erfolgen.

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Die Geschichte des Turms erzählt uns, dass er im Jahre 1886 hier, direkt am heutigen Fernwanderweg Schluchtensteig, errichtet wurde. Er wurde 1975 von ehemals 22 Meter auf die heutige Höhe von 18 Metern reduziert. Nach 40 Jahren wurde er im Jahr 2015 restauriert und im Frühjahr 2016 erneut feierlich eingeweiht. Die Kosten von 43.000 Euro Sanierungsmaßnahmen wurde zur Hälfte durch den Naturpark Südschwarzwald gefördert. Ein Blick auf die Uhr erinnert uns daran, wir müssen weiter, mit der Gewissheit, nach dem vierzigminütigen Abstieg losgelöst vom Rauschen der Zeit eineinhalb wundervolle Stunden reine Wanderzeit erlebt zu haben.