Welches Dorf darf sich heute noch glücklich schätzen, einen Kaufladen zu besitzen? In Weizen befindet sich schon seit 1879 ein Dorfladen. Damals hat Landwirt Anton Würth in seinem Wohnzimmer einen kleinen Gemischtwarenladen eröffnet und verkauft, was in einem Dorf so alles benötigt wurde.

Dazu gehörten neben den Lebensmitteln auch Unterwäsche, Strümpfe, Schuhe, Schnürsenkel, Schreibwaren, Haushaltswaren, Besen, Körbe, Rauch- und Süßwaren und vieles mehr. In einem Schopf über der Straße gab es Werkzeug, Nägel und Schrauben und auch eine Maschine, die die Dosen luftdicht verschloss.

Dieses historische Foto zeigt das ursprüngliche Gebäude, in dem der Kaufladen eröffnet wurde.
Dieses historische Foto zeigt das ursprüngliche Gebäude, in dem der Kaufladen eröffnet wurde.

1950 übernahm Anton Würths Sohn Siegfried den Laden und baute die nicht mehr benötigte Stallung zu einem kleinen, etwa 35 Quadratmeter großen Laden aus. Somit stand das Wohnzimmer wieder für die mit drei Kindern anwachsende Familie zur Verfügung. Bis zum erneuten Umbau im Jahr 1967 wurden die Lebensmittel noch vor Ort in Papiertüten abgewogen, erinnert sich Tochter Astrid.

Sie und Bruder Eberhard waren diejenigen, die das Geschäft 1996 vom Vater übernahmen. Inzwischen bot der Laden 80 Quadratmeter Verkaufsfläche und wurde von Astrid und Ute, der Schwägerin, betrieben. Hatte die Oma früher nur eine halbe Stunde Mittagspause, so wurden inzwischen die Öffnungszeiten etwas familienfreundlicher gestaltet.

Der Laden wird weiter geführt

Bis 2013 arbeitete Astrid, verheiratete Kessler, vor allem im Büro mit, denn eigentlich ist sie gelernte Bankkauffrau. Inzwischen genießt sie ihren wohlverdienten Ruhestand. Ihre Schwägerin Ute Würth ist immer noch aktiv und unterstützt ihren Sohn Thomas und vor allem die Schwiegertochter Alexandra, die den Dorfladen 2015 nun in vierter Generation übernommen haben. Die ganze Familie freut sich, dass es mit dem Laden weiter ging und geht.

Die Motivation für das junge Ehepaar war nach eigener Aussage eine gewisse Aufopferungsbereitschaft für die Familie. Ebenso war die Tatsache, dass das Gebäude vorhanden war, das keine Pacht anfällt und der Laden an einer Durchgangsstraße steht, ausschlaggebend, das Abenteuer einzugehen.

Neue Ideen ziehen ein

Thomas und Alexandra Würth entwickelten ein Logo und den Namen „Würth‘s Dorfladen“ und starteten mit vielen neuen Ideen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf regionalen Produkten, die sie zu fairen Preisen anbieten.

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Ein weiteres Standbein haben sie sich mit einem Catering- und Partyservice geschaffen. Außerdem wurde aus dem alten Schopf über der Straße ein Getränkeshop mit Kühlwagen für Veranstaltungen und ein Geschenkservice rundet das breit gefächerte Angebot des Dorfladens ab.

Was die Menschen am Dorfladen schätzen

Robert Schalk, ehemaliger Bürgermeister von Weizen, äußert sich sehr froh darüber, dass man im Dorfladen alles kaufen kann, was benötigt wird.

Robert Schalk schätzt das Angebot im Dorfladen.
Robert Schalk schätzt das Angebot im Dorfladen. | Bild: Ingrid Mann

Und für viele ältere Bürger ist es wichtig, dass sie zu Fuß einkaufen können.

Für Gabriele Fischer, ehemalige Ortsvorsteherin von Weizen, ist es eine Herzensangelegenheit, ihren gesamten Bedarf im Dorfladen zu decken. Sie liebt die Menschlichkeit und die Gespräche während des Einkaufs.

Gabriele Fischer schätzt im Dorfladen die Gespräche.
Gabriele Fischer schätzt im Dorfladen die Gespräche. | Bild: Ingrid Mann

Und nicht zuletzt kommt sie selten in Versuchung, Unnötiges mit nach Hause zu bringen, was in großen Geschäften oft passiert.