Regelmäßig taucht Arnfried Winterhalder tief in die Geschichte der Stühlinger Fasnacht ein. Er wälzt Zeitungsbände, verbringt Stunden in Stadt- und Gemeindearchiven oder sichtet Protokolle und Bilder.

Dabei hat der 71-Jährige etwas herausgefunden, dass selbst die Stühlinger Narren und ihren Zunftmeister Daniel Fechtig überrascht hat. „Im Jahre 1885 wurde im Gasthaus „Krone“ der Narrenverein mit 61 zahlenden Mitgliedern gegründet. Kronewirt Otto Ruderer wurde zum ersten Präsidenten gewählt“, berichtet Winterhalder stolz.

Einladung durch die „Vereinigten Narren-Stimmen“ zur Gründungsversammlung im Narrenmonat 1885.
Einladung durch die „Vereinigten Narren-Stimmen“ zur Gründungsversammlung im Narrenmonat 1885. | Bild: Arnfried Winterhalder

Damit gehören die Hungrigen Stühlinger mit zu den ältesten Zünften am Hochrhein. Alte Dokumente belegen zudem, dass bereits 1739 in Stühlingen Fasnacht gefeiert wurde. Was jetzt so einfach klingt, war aber mit jeder Menge Arbeit verbunden. Denn die anfangs erwähnten alten Sitzungsprotokolle – 300 Seiten von 1885 bis 1904 – mussten erst vom Altdeutschen übersetzt werden – das hat sich Winterhalder im Selbststudium angeeignet. Es war übrigens eine Zeit, in der viele Vereine gegründet wurden. Und das hat auch einen Grund: „Die Männer mussten damals um 23 Uhr die Wirtschaft verlassen, Vereinsvertreter durften hingegen bis 1 Uhr nachts sitzen bleiben“, verrät der Zunftarchivar.

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Eine wichtige Quelle sind neben den alten Sitzungsprotokollen auch die alten Zeitungsbände von SÜDKURIER- und Albbote. „Als ich mit der Fasnacht begonnen habe, gab es in Stühlingen eine Trommlergarde. Dass sie 1964 gegründet wurde, habe ich im SÜDKURIER herausgefunden“, verrät Winterhalder mit einem verschmitztem Lächeln. Hilfe bekommt er auch von den Stadtarchivaren in Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen.

„Ich hatte beispielsweise ein Bild von einem Hansele. Weil im Hintergrund ein Schild zu sehen war, ging ich davon aus, dass es bei einem Narrentreffen aufgenommen wurde.“ Mit der Vermutung, dass es in Säckingen gewesen sein könnte, hat er die Stadtarchivarin Eveline Klein angeschrieben. „Keine zwei Stunden später kam die Antwort, dass es das Treffen am 29. Januar 1967 war“, freut sich Winterhalder.

„Mit der Geschichte der Stühlinger Fasnacht beschäftige ich mich schon sehr lange“, erklärt der 71-Jährige, der seit drei Jahren bestellter Archivar der Hungrigen Stühlinger ist. Bereits sein Großonkel Jakob Limberger hat die Narretei erforscht und 1965 eine Zusammenfassung der Stühlinger Fasnacht herausgebracht. Seine Forschungen will er zum einen digitalisieren und am Ende auch zusammenfassen. Wie das konkret aussehen soll, steht noch nicht fest, aber dass die Zusammenfassung nach Jahr und Thema sortiert sein soll.

Forschung bringt auch Überraschendes

Und was hat ihn bei seiner Forschung am meisten überrascht? „Zum einen hat mich überrascht, dass die Fasnacht während des deutsch-französischen Kriegs abgesagt wurde. In dieser Zeit fand keine Fasnacht statt. Eine zweite Überraschung war, dass gleich nach dem Zweiten Weltkrieg darüber nachgedacht wurde, wieder einen Fasnachtsball zu veranstalten“, sagt der 71-Jährige. Wie viel Zeit er mit dem Abtauchen in die Geschichte verbringt, kann der Ehrenzunftmeister nicht beziffern. „Wenn man sich mit Geschichte beschäftigt, frisst einen das an. Ich verbringe ganz viel mit der Forschung.“

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Obwohl der Zunftarchivar schon so viel herausgefunden hat, sind bestimmte Jahrzehnte der Stühlinger Fasnacht noch weitgehend unerforscht. Von den 50er- bis in die 70er-Jahre klafft beispielsweise noch ein großes Loch. „Weitere Recherchen sind nötig, um Licht ins närrische Dunkel zu bringen“, sagt er. Daher hofft Winterhalder auch auf die Unterstützung der Stühlinger. „Es war so viel Fasnacht in Stühlingen, aber vieles wurde nicht dokumentiert. Daher hoffe ich auch auf die ein oder andere Anekdote. Ob Zeitungsartikel, Bilder oder persönliche Geschichten, kleine Hinweise können bisherige Rätsel lösen, ist sich der passionierte Fasnächtler sicher und ruft zum „Gruschdeln“ auf.

An Fasnacht kommen alle zusammen

Fasnacht ist für Arnfried Winterhalder ein besonderes Brauchtum, das von vielen Menschen gelebt wird. „Die Fußballer spielen Fußball, die Sänger singen, die Musiker machen Musik. Und an Fasnacht kommen sie alle zusammen und feiern gemeinsam.“ An diesem Brauchtum hat sich an den närrischen Tagen in Stühlingen auch nichts geändert. „Das war damals so und wird auch heute noch so gepflegt. Wir machen das für die Bevölkerung.“

Mit seiner Arbeit will Arnfried Winterhalter auch andere Vereine inspirieren, ihre Geschichte zu waren. „Vereine denkt daran, dokumentiert euch.“

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