Wutach Es ist ganz ruhig auf dem Wanderparkplatz in der Wutachschlucht. Neben einigen Autos steht ein bunt bemalter Lastwagen. Ganz groß ist von Weitem schon das Wort Ökomobil zu lesen. Beim Näherkommen öffnet sich eine Tür, eine Menge Kinder springen aus dem Fahrzeug, rennen so schnell sie können über den Platz und verschwinden im Wald.

„Natur erleben – kennenlernen – schützen“ steht auf der Seitenwand des Lasters. Das Ökomobil ist das rollende Biologieklassenzimmer des Regierungspräsidiums Freiburg. Es macht Halt in der Wutachschlucht. Die Kinder haben gerade eine Aufgabe bekommen, die in der Natur zu lösen ist. Eile legen sie an den Tag, weil sie ein Zeitlimit bekommen haben, um Insekten und Kleintiere zu sammeln. Kurz darauf wird es spannend an den Tischen im rollenden Klassenzimmer: Die Kinder sollen die Insekten unter dem Mikroskop genauer betrachten und bestimmen. Die Spinnen sehen in der Vergrößerung fast gruselig aus, die Larve einer Steinfliege wirkt imposant. Haarige Details sehen die Kinder bei Fliegen. Die Kinder sind mit Eifer dabei.

Die Schülerinnen und Schüler sind im Biologieunterricht in ihren Schulen gut auf den Tag in der Wutachschlucht vorbereitet worden. Sehr viel wissen sie schon. Die Finger gehen schnell in die Höhe bei den Fragen von Tim Wiedemann. Der Student der Waldwissenschaften übernimmt die Rolle des Lehrers im Ökomobil. Dort lernen die Kinder zum Beispiel, dass alle Spinnen hierzulande ein Gift zur Verteidigung gegen Feinde in sich tragen, allerdings nicht giftig für Menschen sind. Die gefährlichsten Spinnen seien „maximal so schlimm wie ein Wespenstich“.

Gewürzt mit gesammelten Kräutern

Zusammen mit dem Ökomobil sind auch die Kollegen des Landesbetriebs Forst-BW mit ihrer Waldbox sowie das Fischmobil vom Landesfischereiverband und die Naturpark-Kochschule angerückt. Mit dem Inhalt der Waldbox von der Forst-BW zeigen Nathalie Blockus und Christian Müller den Schülerinnen und Schülern „Wie Wald tickt“. Fuchs, Rehböckchen, Kautz und Dachs haben sie bei einer Führung durch den Wald erspäht. Die meisten davon waren allerdings aus Pappe – die beiden Forstleute haben sie zuvor für die Suche versteckt. Glück hat eine Gruppe, als sie recht lange ganz leise einem echten Eichhörnchen bei seinem Treiben zuschauen kann. Eine andere Gruppe ist derweil am Wagen der Naturpark-Kochschule mit Claudia Bohnert und Pia Gut konzentriert beim Schnippeln von Kräutern. Am Ende wird ein feines Wutachschlucht-Kräutersalz daraus. Frischkäse produzieren die Schüler auch – und am Ende des Morgens haben sie die Sachen gemeinsam gevespert. Auch eine Spitzwegerichsalbe stellen die Schülerinnen und Schüler her. Diese hilft nicht nur bei Entzündungen, sondern auch bei Insektenstichen. Aller guten Dinge sind an diesem aktiven und ereignisreichen Tag in der Natur nicht nur drei: An der vierten Station, dem Fischmobil des Landesfischereiverbands, können die Kinder Modelle der Fische betrachten, die in der Wutach vorkommen. Mit kleinen Käschern geht es für sie dann unter Aufsicht von Ingabritta Hormann auf die Suche nach Kleinlebewesen im Wasser.

Bei drei Terminen bei der Ewattinger Wutachmühle, in Blumberg und in der Schattenmühle bringen die Verantwortlichen an diesem Tag insgesamt mehr als 300¦Kindern der dritten und vierten Klassen aus den umliegenden Schulen nahe, was in der Wutachschlucht so alles lebt. Alle haben sichtlich Spaß an den verschiedenen Angeboten.

Joshua Petelka vom Referat Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Freiburg koordiniert seit vier Jahren die Aktivitäten mit dem Ökomobil. „Es ist beeindruckend, wie sich die Schüler begeistern lassen und wie sorgsam und behutsam sie mit Ameisen, Fliegen, Spinnen und sogar mit den Schnaken umgehen“, sagt er. „Nach der Begutachtung der Tiere wurden alle wieder dorthin zurückgebracht, wo sie gefunden wurden“, fügt Joshua Petelka hinzu.

Wutachranger stellt sich vor

Ein Gast ist an diesem Tag ebenfalls dabei: Djilon Sambou, der neue Wutachranger. Sofort bestürmen die jungen Forscherinnen und Forscher auch ihn mit Fragen, die er gerne beantwortet. Eine der Lehrerinnen stellt erfreut fest: „Einen der Schüler, die ansonsten nicht viel nach draußen gehen, haben wir fast nicht mehr aus dem Wasser bekommen – so viel Freude hatte er heute.“