Stühlingen ist eine von zehn Kommunen in Baden-Württemberg, die ab Juli neue Wege der Gesundheitsversorgung bestreiten wird. Das Sozialministerium Baden-Württemberg fördert neue, lokal fokussierte Gesundheitszentren (Primärversorgungszentren, PVZ) mit Beträgen zwischen 150.000 und 300.000 Euro. Die Stadt Stühlingen erhält 154.545 Euro für die Erarbeitung eines Konzepts für ein Primärversorgungszentrum.

„Die Genehmigung der Fördergelder des Landes Baden-Württemberg ist ein weiterer Lichtblick“, sagt Bürgermeister Joachim Burger im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Stadt erhält somit eine Perspektive, wie es nach der Schließung des Krankenhauses am 31. Juli 2022 mit der Gesundheitsversorgung im Wutachtal weitergeht.

Primärversorgungszentren

Nachdem laut Burger durch den Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) mit der Vorstellung des Strukturgutachtens am 8. März ein Tsunami für die Gesundheitsversorgung in Stühlingen und der Raumschaft ausgelöst wurde, gelte es nun, auf den noch bestehenden Restfundamenten – also dem MVZ Stühlingen – wieder eine stabile und zukunftsfähige Struktur aufzubauen.

„Ein wichtiger Schritt ist mit dem Beschluss des Kreistages vom 30. Juni getan. Jetzt geht es an die Umsetzung. Die Stadt Stühlingen wird sich im Rahmen ihrer rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten einbringen“, so Burger weiter.

Vorbereitung für Übernahme des MVZ

Der Waldshuter Kreistag hat sich in der Sondersitzung einstimmig für die Gründung der Medicum Stühlingen GmbH als Tochter der Klinikum Hochrhein GmbH ausgesprochen. Die GmbH soll voraussichtlich im Herbst den Betrieb des MVZ Stühlingen übernehmen. Bis dahin habe der Landkreis Konstanz zugesagt, dieses weiter zu betreiben. Parallel dazu soll an einem Konzept für ein PVZ gearbeitet werden, das die Bürger im ländlich geprägten Wutachtal bestmöglich versorgt.

Bürgermeister Joachim Burger. (Archivbild)
Bürgermeister Joachim Burger. (Archivbild) | Bild: Gerald Edinger

Der Weg vom MVZ zum PVZ lasse sich aber nicht von heute auf morgen realisieren, wie Bürgermeister Joachim Burger weiter verdeutlicht: „Die Stadt Stühlingen, die Klinikum Hochrhein GmbH und der Landkreis sind sich jedoch heute schon darüber im Klaren, dass die Konzeptentwicklung, die Umsetzung und die Finanzierung des noch wenig erprobten Zukunftsmodells Primärversorgung kein Selbstläufer wird, einen langen Atem und finanzielle Unterstützung braucht.“

Das sagen die Abgeordneten

Als „wichtigen Meilenstein für die Gesundheitsversorgung unserer ländlichen Region“, bezeichnet der Grünen-Landtagsabgeordnete Niklas Nüssle den Förderbescheid. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit Sabine Hartmann-Müller, Landtagsabgeordnete der CDU, zeigt er sich „überzeugt, dass mit einem Primärversorgungszentrum in Stühlingen eine zukunftsstarke Gesundheitsversorgung gewährleistet“ sei.

Niklas Nüssle, Landtagsabgeordneter der Grünen. (Archivbild)
Niklas Nüssle, Landtagsabgeordneter der Grünen. (Archivbild) | Bild: Ursula Freudig

Aber auch ihm sei klar, dass nun weitere Überzeugungsarbeit geleistet werden müsse, „um keine Zeit zu verlieren und das Projekt PVZ Stühlingen aufblühen zu lassen“.

Als „wichtigen Baustein, um auch im ländlichen Raum eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten“ bezeichnet Sabine Hartmann-Müller die Primärversorgungszentren. Der Förderzuschlag für Stühlingen soll entscheidend dazu beitragen, dass das Loreto-Krankenhaus zumindest in Teilen erhalten werden könne.

Sabine Hartmann-Müller, CDU-Landtagsabgeordnete. (Archivbild)
Sabine Hartmann-Müller, CDU-Landtagsabgeordnete. (Archivbild) | Bild: Büro Sabine Hartmann-Müller

„Durch die Umstrukturierung in ein PVZ soll hier ein ‚Krankenhaus Light‘ entstehen. Das ist auch absolut nötig, denn die Menschen im Ostteil des Kreises müssten sonst bis nach Donaueschingen oder Waldshut fahren.“

Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter reagiert erfreut auf den Förderbescheid: „Es freut mich sehr, dass wir gemeinsam in der Region dazu beitragen konnten, dass Stuttgart die Belange des Hochrheins nicht ganz aus den Augen verliert. Nun müssen wir alle im Kreistag gemeinsam mit Stühlingen daran arbeiten, dass aus den Plänen auch Taten folgen.“

Rita Schwarzelühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordnete.
Rita Schwarzelühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordnete. | Bild: Büro Rita Schwarzelühr-Sutter

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