Wutach – „Habt Spaß und Freude, trotz des weltweiten Unbills“, ruft Stefan Kech, sozusagen Conférencier aus den Reihen der „wahren“ Elfer-Garde, den Menschen zu und bringt, im orangenen Frack samt Zylinder gekleidet, die närrischen Zuschauer auf Touren. „Was war Dein schönstes Erlebnis im vergangenen Jahr“, möchte er von den Narren wissen. Na ja, es gibt dies und das zu berichten. Selbst die Antwort „Der Umzug und das Fasnetspiel am Mendig in unserer Stadt“ einer Bonndorferin bringt Stefan Kech nicht aus der Fassung. Dann gibt es nun in Ewattingen ein Sahnehäubchen oben drauf. Immerhin feiert der „wahre“ Elfer das 35-jährige Bestehen, 15 Jahre davon in Frack und Zylinder. Ach ja: „Wer einen guten Job im Rathaus möchte, der kann sich bei mir melden. Eine Anstellung ist sicher“, unkt Stefan Kech. Die personelle Fluktuation in der Gemeindeverwaltung sei derzeit doch beachtenswert.
Rund 580 Meter lang ist der Umzugsweg in Ewattingen. Die Zuschauer drängen sich allerdings auf etwa 180 Meter der Amtshauser Straße und der Landesstraße, die restlichen 400 Meter Rundkurs dienen dem närrischen Korso für einen zweiten Anlauf. Vielleicht ist es die heimelige Atmosphäre, die Gruppen aus der Region und so viele Zuschauer anlockt wie sonst kaum ein anderer Umzug. Auch Bürgermeister Alexander Pfliegensdörfer hat sich im schrillen Poker-Palace-Anzug in Schale geschmissen, um sich einen Platz unter den Narren zu suchen. Nach drei Böllerschüssen, dem akustischen Signal für die Narren, beginnt sich der Zug vom Rathausgebäude kommend durch die Amtshauser Straße zu schieben, musikalisch getrieben durch bunt gekleidete Musikvereine und Guggenmusiken. Ein Funkenbeschwörer hat sich vor die Ewattinger Garde gesetzt, der Elfer jubelt auf dem Umzugswagen dem Volk zu, während die Strohbären hintendrein tappen. Natürlich zeigen die in die Jahre gekommenen „11er mit Niveau“ auf einem Ministammen Flagge, die „wahren“ Elfer kredenzen den Narren in den Zuschauerreihen Sekt.
Ewattinger Fasnet wirkt wie ein Magnet. Etliche Zünfte und Gruppen reihen sich insbesondere aus dem Nachbarlandkreis Schwarzwald-Baar ein: etwa die Glaserzunft Herzogenweiler, aus Donaueschingen die Wuhrhexen Allmendshofen, die Rebberghexen Grüningen, die Märtelhexen aus der Kernstadt sowie aus Blumberg die Urhexen Riedöschingen. Narrenvater Marco Johner lässt es sich nicht nehmen, mit einer großen Abordnung der Bonndorfer Pflumeschlucker-Hansel das Dorf Ewattingen in ein Meer aus blauen Schirmen zu tauchen – närrische Verständigung vom Feinsten. Und treue Umzugsteilnehmer aus der Nachbarschaft – die Lembacher Holderhafä-Zunft und die Münchinger Geißen samt Narrenrat auf dem Stammen.