Für den Bau einer Seilrutsche als neue Touristenattraktion am Weidberg in Todtmoos-Weg gibt es ordentlich Gegenwind. Anwohner fürchten um ihre Ruhe und schlagen als alternativen Standort für die 1,2 Kilometer lange Zipline den Hochkopf vor. Der Gemeinderat bekannte sich am Dienstag mehrheitlich grundsätzlich zur Errichtung einer Seilrutsche. Zunächst aber soll für den Weidberg ein Lärmgutachten sowie eine Machbarkeitsstudie und für den Hochkopf ein alternatives Konzept geprüft werden. Für die Zipline wird mit einem groben Gesamtkostenansatz in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro gerechnet.

Anwohner befürchten Beeinträchtigung durch Lärm und Besucher

Bereits in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung meldeten sich einige betroffene Einwohner aus dem Ortsteil Weg zu Wort. Sie stören sich vor allem an der Ausweisung des Standortes am Weidberg und befürchten eine Beeinträchtigung durch Lärm und hohes Besucheraufkommen.

Monika Pfäfflin beklagte den aus ihrer Sicht fehlenden Bürgerdialog: „Es wurden von drei Menschen im Hinterzimmer einfach Fakten geschaffen“. Und sie informierte über die Gründung einer Arbeitsgruppe Hochkopf, die einen Alternativstandort befürwortet. Bürgermeister Marcel Schneider wies die Vorwürfe des mangelnden Bürgerdialoges zurück und erklärte, dass viele Bürger gegenüber dem Projekt positiv gestimmt seien.

„Bis zu 1000 Gäste im Jahr kommen zu uns, um Orte der Stille zu suchen.“

Der Leiter des Seminarzentrums „Lichtquell“, Bajram Leka, dessen Einrichtung nahe des geplanten Standortes liegt, sprach sich ebenso gegen diesen aus und befürchtete Einbußen für seinen Betrieb: „Bis zu 1000 Gäste im Jahr kommen zu uns, um Orte der Stille zu suchen.“ Schneider sprach vom Versuch, einen Kompromissweg zu finden und zeigte Verständnis für die Betroffenen: „Es steckt der Wunsch dahinter, die Gemeinde wieder voranzubringen und die Übernachtungszahlen zügig zu steigern.“

Im beschaulichen Todtmooser Ortstei Weg regt sich Widerstand gegen die geplante Zipline auf dem Weidberg, der im Hintergrund zu sehen ist.
Im beschaulichen Todtmooser Ortstei Weg regt sich Widerstand gegen die geplante Zipline auf dem Weidberg, der im Hintergrund zu sehen ist. | Bild: Andreas Böhm

Anwohnerin Kerstin Ott vermisste ein Gesamtkonzept und forderte die Einbettung der Einrichtung in ein solches. Der Bürgermeister stellte klar, dass die Zipline kein Einzelprojekt sei: „Wir müssen Folgeprojekte schaffen, aber einen Schritt nach dem anderen gehen“. Andreas Pfäfflin sprach von einem Projekt der Superlative, dass sich nur 300 Meter von der Bebauung entfernt befinden würde. Er forderte dazu auf, den alternativen Standort bei den ehemaligen Skiliften am Hochkopf weiter zu verfolgen, da hier durch die Zipline keine Anwohner tangiert würden.

Beim Weidberg handelt es sich um das größte gemeindeeigene Grundstück

Beim eigentlichen Tagesordnungspunkt zu dem Thema erklärte der Rathauschef, dass es sich beim Standort Weidberg um das mit Abstand größte gemeindeeigene Grundstück handele: „Die Zipline könnte hier auf einer Länge von 1,2 Kilometern mit entsprechender Neigung geführt werden. Damit wäre diese für Besucher besonders attraktiv“, so Marcel Schneider. Der Flug über die Fläche des alpinen Weidberges erzeuge zudem ein einmaliges Fluggefühl.

„Wenn heute kein Beschluss gefasst wird, besteht die Gefahr, dass jahrelang nichts passiert“

In der Ratsrunde gingen die Meinungen vor allem bezüglich des Standortes weit auseinander. Frank Mutter und Jörg Zimmermann lehnten den Standort Weidberg grundsätzlich ab und sprachen sich für den Hochkopf aus. Dirk Haselwander bezweifelte, dass die Seilrutsche das richtige Projekt für den Anfang ist, und forderte zunächst ein ganzheitliches Konzept. Tassilo Schneider sah dies genau so, fürchtete aber eine zeitliche Verschleppung: „Wenn heute kein Beschluss gefasst wird, besteht die Gefahr, dass jahrelang nichts passiert.“

Sieben Ja- und drei Nein-Stimmen im Gemeinderat für das Projekt

Bürgermeister Schneider sicherte zu, beim weiteren Vorgehen den Kontakt mit den Bürgern zu suchen, und deren Bedenken ernst zu nehmen. Es wurde mit sieben Ja-Stimmen und drei Nein-Stimmen folgender Beschluss gefasst: Der Gemeinderat bekennt sich grundsätzlich zur Umsetzung des Projektes. Zunächst soll ein Lärmgutachten am Weidberg erstellt, und das Ergebnis der Bevölkerung in einer öffentlichen Versammlung präsentiert werden. In Auftrag gegeben werden auch eine Machbarkeitsstudie sowie die Schaffung baurechtlicher Grundlagen. Die Realisierung von Folgeprojekten im Rahmen eines Gesamtkonzeptes am ehemaligen Skihang am Hochkopf soll ebenfalls geprüft werden.