Das Miteinander und der Einsatz für andere sind ungemein wichtig, wenn es um den Lebenswert einer Gemeinde geht. Engagement gibt es in Todtmoos reichlich – in ganz unterschiedlichen Bereichen. So setzt sich Karl-Heinz Steidle im Schwarzwaldverein ein und sorgt dafür, dass Kultur und Natur im oberen Wehratal bewahrt werden. Gaby Weber, Dianne White und Tassilo Schneider geben ehrenamtlich Sprachunterricht.
Sprache als Schlüssel zur Integration
Der Schlüssel für eine gelungene Integration von Flüchtlingen sind gute Grundkenntnisse in der deutschen Sprache und Rechtschreibung. Diese wichtige Aufgabe haben in Todtmoos drei engagierter Einwohner übernommen. Gaby Weber, Dianne White und Tassilo Schneider geben auf ehrenamtlicher Basis Sprachkurse, und das mit gutem Erfolg.

Bereits im Jahr 2015 kümmerte sich ein Helferkreis um Hildegard Jehle um die Flüchtlinge. Dann wurde es relativ still um die Gruppe. Im Zuge des Krieges in der Ukraine wurde die Gruppe vor zwei Jahren wieder aktiviert. Gaby Weber ist 69 Jahre alt und stammt aus dem Kreis Ludwigsburg. Sie ist Lehrerin und hat unter anderem 15 Jahre lang in Spanien Deutschunterricht erteilt. Dianne White ist 58 Jahre alt und stammt aus den USA. Sie ist Naturwissenschaftlerin und Geologin. Tassilo Schneider ist 62 Jahre alt und gebürtiger Freiburger. Er leitete ein Therapiezentrum für Legastheniker. Seit zwei Jahren lebt er in Todtmoos und führt das Geschäft La Bona Vida.
Tassilo Schneider erzählt: „ Im angebotenen Cafe International hatte ich die erste Begegnung mit Flüchtlingen aus der Ukraine, Afghanistan, Georgien und Syrien und es wurden erste Kontakte ausgetauscht“. Für Deutschkurse vor Ort wurde eine Liste erstellt, da auf die offiziellen Sprachkurse monatelang gewartet werden musste, erklärt Gaby Weber: „Ziel und Motivation unseres Sprachunterrichtes ist es, dass die Flüchtlinge in Deutschland am Leben teilnehmen können und wir Hilfe zur Strukturierung des Lebens geben“. Am Anfang gab das Trio dreimal pro Woche Unterricht. Unter den bis zu 30 Flüchtlingen waren auch einige Analphabeten. Längst nicht alle Geflüchteten hatten eine Ausbildung als Basis.
Gaby Weber: „ Manche mussten das Lernen erst lernen“. Dianne White erzählt von einer afghanischen Familie, welche sie betreut: „Die Kinder dieser Familie sind sozial fit“. Tassilo Schneider beschreibt die Lage der Flüchtlinge in Deutschland: „Die Menschen sind jahrelang im Niemandsland mit ungewissem Ausgang“. Da die Flüchtlinge aus der Ukraine einen anderen Bildungshintergrund haben, können die Nationen nicht einfach zusammen unterrichtet werden, sagt Gaby Weber. Tassilo Schneider ergänzt: „Ein Alphabetisierungskurs zuvor wäre manchmal sinnvoll.“ Die Erfahrung hat gezeigt, dass manchmal auch Fingerspitzengefühl im Unterricht notwendig ist: „Manche Flüchtlinge sind nicht motiviert“, sagt Dianne White. Gaby Weber ergänzt: „Es gibt auch viele traumatisierte Menschen, die wir nicht erreichen konnten.“
Neben den Sprachkursen wurden auch andere Aktionen angeboten, wie etwa ein Internationales Kochen. Die Flüchtlinge wollten den Einwohnern zeigen, was sie am Küchenherd können. Nach Angaben von Gaby Weber war die Resonanz seitens der Bürgerschaft nicht so groß wie erhofft: „Das Kochen war ein Heidengeschäft und hat uns auch viel privates Geld gekostet“, erklärt sie. Tassilo Schneider spricht in Bezug auf die Sprachkurse von einem erfolgreichen Projekt und er nennt Beispiele. Ein junger Flüchtling ist inzwischen in die Todtmooser Feuerwehr eingetreten, ein anderer spielt beim Sportverein Todtmoos in der Fußballmannschaft mit. Tassilo Schneider abschließend: „Wir haben für einige Flüchtlinge etwas bewegt.“
Karl-Heinz Steidle liegen Natur und Kultur am Herzen
Kultur und Natur im oberen Wehratal bewahren; das hat sich Karl-Heinz Steidle (65) aus Todtmoos auf die Fahnen geschrieben. Der gebürtige Stuttgarter engagiert sich als Vorsitzender im Schwarzwaldverein Todtmoos (SWV) und sprüht nur so vor Ideen. Zusammen mit den Mitgliedern der Ortsgruppe hat er in den vergangenen zehn jahren schon einige Projekte im Ort realisiert. Er kann Menschen begeistern; unter seinem Vorsitz erlebte der SWV einen Aufschwung.
Besonders am Herzen liegt Karl-Heinz Steidle der historische Hochkopfturm als ein Wahrzeichen des heilklimatischen Kur- und Wallfahrtsortes Todtmoos. Nach der gelungenen Restaurierung des auf 1263 Metern Meereshöhe liegenden Turmes hat sich Karl-Heinz Steidle mit weiteren Helfern an die Arbeit gemacht, und das Areal rund um das beliebte Ausflugsziel aufgewertet. Die Fläche rund um den Turm wurde von Wildwuchs befreit und es wurden marode Wege wieder befestigt: „Wir haben auf dem Hochkopf wieder eine Struktur rein gebracht“, sagt Steidle. Zur positiven Außendarstellung wurden Fahnen angebracht und Sitzbänke aufgestellt. An Sonn- und Feiertagen werden inzwischen die Wanderer bewirtet. Um das Areal in der jetzigen Struktur zu erhalten, ist es nach Angaben von Karl-Heinz Steidle nötig, die Fläche weiterhin von Wildwuchs freizuhalten: „Durch unsere Maßnahme haben sich sogar wieder neue Pflanzen angesiedelt“, sagt Steidle erfreut.
Als weiteres Projekt wurde der historische Eiskeller am südlichen Ortsausgang von Todtmoos wieder reaktiviert. Das imposante Bauwerk war vollkommen zugewachsen und wurde in unzähligen Arbeitsstunden wieder freigelegt. Die Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Bei einer Badischen Weinprobe wurde die Örtlichkeit unlängst von über 50 Einwohnern und Gästen bestaunt.
Zum Eiskeller gehört auch ein historischer Bierkeller, der sich am Eingang zur Hohwehraschlucht befindet. Diesen Keller hat Karl-Heinz Steidle auch schon im Fokus. Dessen Restaurierung soll das nächste Projekt sein, das Steidle mit seinen Helfern angehen möchte.
Kurz vor dem Abschluss steht eine weitere Initiative. Wie Karl-Heinz Steidle erklärt, wird demnächst am mehrstufigen Wasserfall in Hintertodtmoos eine Infotafel aufgestellt. Hierauf ist die historische Abfolge des Naturdenkmales von der Eiszeit bis heute dargestellt. Fauna und Flora in der Heimat beschäftigen den rührigen Schwaben schon immer. In Kooperation mit der Todtmooser Grundschule werden aktuell Brutkästen und Insektenhotels hergestellt und anschließend an geeigneten Orten angebracht.
Karl Heinz Steidle ist auch die treibende Kraft bei der Organisation der beliebten Todtmooser Wandertage. Er liebt den Schwarzwald und fühlt sich in Todtmoos wohl: „Der Schwarzwald ist für mich eine Herzenssache. Ich sehe das als Land der Glückseligkeit.“ Nach Steidles Meinung ist im Schwarzwald leider schon vieles verloren gegangen. Dem möchte er mit seinem Engagement auch künftig entgegenwirken.
Todtmoos in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Waldshut
- Fläche in Hektar: 2809
- Bevölkerung: 1918
- Einwohner pro km²: 68
- Pendler: ein: 371, aus: 595
- Altersdurchschnitt: 47,1
- Bildung: eine Grund- und Werkrealschule
- Miete pro m² in Euro: 6,57
- Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 1852
- Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 2899,24
- Bautätigkeit: In Todtmoos gibt es derzeit keine gemeindeeigenen Bauplätze, die zum Verkauf stehen.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: nein
- Schwimmbäder: ein Freibad
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
- Hausärzte: 1
- Kitaplätze: Der Naturkindergarten Lichtpünktchen bietet momentan Plätze für 18 Kinder, die in einem eingruppigen Kindergartenalltag von zwei pädagogischen Fachkräften betreut werden. Der kath. Kindergarten St. Elisabeth bietet Platz für insgesamt 62 Kinder. Hier gibt es zwei VÖ-Gruppen mit Altersmischung 3 – 6 Jahren mit insgesamt 50 Plätzen. Außerdem eine Krippengruppe für Kinder mit 2 Jahren mit 12 Plätzen. Die beiden VÖ-Gruppen sind momentan voll belegt, in der Krippengruppe sind sieben Kinder aufgenommen. 16 Schulanfänger werden den Kindergarten verlassen, so dass ab September 2024 wieder Plätze zur Verfügung stehen.