42 Dienstjahre auf dem Todtmooser Rathaus und vier Bürgermeister als Chef: Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der Doris Folles ihren wohlverdienten Ruhestand nicht gönnt. Frei nach dem Udo-Jürgens-Klassiker „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“ genießt die gebürtige Saarländerin seit kurzem ihre neu gewonnene Freizeit zusammen mit ihrem Mann Dieter.
Wolfgang Heuschmid, Herbert Kiefer, Janette Fuchs und Marcel Schneider waren ihre Chefs
Am 2. Januar 1981 hatte Doris Folles ihren Dienst unter dem damaligen Bürgermeister Wolfgang Heuschmid angetreten. Am 31. März wurde Doris Folles von Bürgermeister Marcel Schneider im Kreis der Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Dazwischen gab es mit Herbert Kiefer und Janette Fuchs noch zwei weitere Hausherren im Todtmooser Rathaus.

Aus ihrer langen Zeit im Todtmooser Rathaus kann die ehemalige Chefsekretärin natürlich viel erzählen. Viele Stars aus der Unterhaltungsbranche – Costa Cordalis, Karel Gott, Nicole und DJ Bobo – hat sie bei Auftritten im Kurhaus persönlich kennengelernt.
Die Chefsekretärin ließ den Landwirtschaftsminister nicht ins Rathaus
Auch politische Prominenz ging im Rathaus aus und ein. Einmal klingelte dort am Hauseingang der damalige Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser, um einen Termin beim Bürgermeister wahrzunehmen, berichtet Doris Folles. Die dienstbewusste Sekretärin wies den Politiker, mit der Begründung zurück, der Bürgermeister habe einen wichtigen Termin. „Das war mir sehr peinlich; ich kannte den Mann ja nicht“, sagt Doris Folles heute.

Bei der Verabschiedung von Wolfgang Heuschmid erlebte Doris Folles ein richtiges Abenteuer. Bei einem Promiturnier mit Kickern aus Stuttgart sprang sie mit einem Fallschirm aus einer alten Cessna über dem Sportplatz ab, um den Fußball an die Spieler zu übergeben. Der damalige Kurdirektor Josef Oehler sollte eigentlich springen, hatte aber Angst und kniff.
Die Urkunden fürs Schlittenhunderennen schrieb sie zu Beginn noch mit der Hand
Als Chefsekretärin war sie auch bei allen Schlittenhunderennen mit eingebunden. Zu Beginn musste sie die gefahrenen Zeiten der Gespanne und die Urkunden noch von Hand schreiben. An einen Computer dachte damals noch niemand. Ihre Schreiben verfasste Doris Folles auf einer Kugelkopfschreibmaschine. Am Beginn des digitalen Zeitalters entwickelte sie dann die erste Homepage der Gemeinde mit.

Die Mitarbeiterin haderte manchmal mit ihren Stenographiekentnissen. Beim Diktieren war ihr vor allem Bürgermeister Heuschmid oft zu schnell: „Können sie das noch mal wiederholen“, bat Doris Folles dann.
Noch spätabends ließ der Bürgermeister sie mit dem Sohn im Korb antreten
Nach ihrem Umzug in eine Wohnung im Rathausflügel hatte Doris Folles oft keinen richtigen Feierabend. „Wenn der Bürgermeister was wollte, musste ich mit meinem kleinen Sohn im Korb antreten. Das ging oft bis spät in die Nacht. Damals gab es noch keine Stempeluhr“, erzählt sie.
1980 kam sie mit ihrem späteren Mann aus dem Saarland nach Todtmoos
Doris Folles ist gelernte Rechtsanwaltsgehilfin und hat in Neunkirchen im Saarland einige Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Ihr späterer Mann Dieter zog beruflich in den Schwarzwald. Doris Folles ließ kurze Zeit später ihre Heimat ebenfalls hinter sich und folgte ihm Ende 1980 nach Todtmoos, wo sie ihren Dieter standesamtlich heiratete.
Auf dem Rathaus Todtmoos war damals eine Stelle als Sekretärin des Bürgermeisters ausgeschrieben. Auf die bewarb sich Doris Folles und wurde auch eingestellt. Der Start war nicht einfach, denn sie musste verschiedene Lehrgänge, zum Beispiel im Verwaltungsrecht, besuchen.

Zunächst war Doris Folles als Chefsekretärin die rechte Hand von Bürgermeister Wolfgang Heuschmid und dessen Nachfolgers Herbert Kiefer. Ab 2016 war sie dann in der Amtstzeit von Janette Fuchs für das Bürgerbüro zuständig. Dort verabschiedete sie der neue Todtmooser Bürgermeister Marcel Schneider Ende März 2023 in den Ruhestand.
Eigentlich sollte schon Ende 2022 Schluss sein im Rathaus
Eigentlich wollte Doris Folles schon Ende 2022 in den Ruhestand gehen, aufgrund von personellen Engpässen auf dem Rathaus hängte sie aber noch drei Monate dran.

Nach ihrer würdigen Verabschiedung im Rathaus hat Doris Folles nun Zeit, um ihren Hobbys nachzugehen: „Ich lese, backe und koche gerne. Auch Wanderungen und Tagesausflüge bereiten mir Freude. Ich genieße das jetzt.“